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„Die Blumenstadt zu Kompost verarbeitet“

 

Eintracht Braunschweig 4:0 (3:0) Rot-Weiß Erfurt
21.09.2010, 18.45 Uhr, EINTRACHT-Stadion (Braunschweig), 13.240 Zuschauer

Und schon wieder - englische Woche, ja was denn auch sonst? Dieses Mal hatte sogar der Rahmenspielplan ein Punktspiel beschert, genauer gesagt ein Heimspiel gegen Rot-Weiß Erfurt. Das sollte zur recht ungewöhnlichen Zeit von 18.30 Uhr über die Bühne gehen, genaue Gründe (im Internet mutmaßte man von Erfurter Zugfahrern oder Polizisten mit frühzeitiger Bettruhe) sind jedoch nicht bekannt. Für Berufstätige war der Termin in jedem Fall keinesfalls optimal, da man selbst aber nur in freien Arbeitsverhältnissen steht, konnte man in der Redaktion rechtzeitig die Zelte abbrechen und sich zu Fuß die paar Meter in Richtung Norden begeben. Daran tat man aber auch durchaus gut, denn bereits jetzt - eine gute Stunde vor Anpfiff - staute sich der Verkehr im gesamten Ballungsbereich um das Stadion ungemein. Die Gründe dafür liegen im Grunde für jeden, außer die zuständigen Planungsbehörden der Stadt, auf der Hand: Riesenbaustellen auf der Hamburger Straße und dem Mittelweg, wer auf solche Ideen kommt hat seinen Beruf echt verfehlt oder sollte sich lieber um die Verkehrsplanungen von 'ner Hallig kümmern. Geht echt gar nicht und kaum hatte man das Stadion erreicht kam auch schon die Meldung, dass fünfzehn Minuten später angestoßen werden sollte - ein kleiner Trost für alle die, die zu diesem Zeitpunkt noch im Stau standen.

Man nutzte die Zeit also zu Smalltalk hier und da, wobei sich das leicht verrückte Szenario, der Anpfiff würde sich auf 20 Uhr hinauszögern und damit eine spontane "Morgen-geh-ich-nicht-zur-Arbeit"-Welle in der Fanszene hervorrufen würde, doch erwähnenswert ist. Soweit kam es aber natürlich nicht, mit der genannten Verspätung liefen die Teams also bei schönem Sonnenuntergangswetter in das Rund ein, etwas über 13.000 Zuschauer sollten am Ende dem Spektakel beiwohnen. Auch der Gästeblock füllte sich nach anfänglicher Komplett-Leere doch ganz nett wobei aktionstechnisch die sponante Beflaggung des Frontzauns erwähnenswert ist. Es ist zwar den Gästen in Braunschweig mittlerweile auf Bestreben und Cattiva und Co erlaubt, auch vorne zu beflaggen - Erfurt machte daraus aber ein ost-typisches Spektakel, auch wenn das anfängliche verkehrtherum Aufhängen von ausgerechnet des Kategorie EF-Lappens doch für ein leichtes Schmunzeln sorgte. Weniger zum Schmunzeln fand man da schon die kleine Eintracht-Fahne aus dem Fanshop-Sortiment im Gästesektor, haben die bösen Ost-Module wohl wieder einem Opa seine Fahne geklaut? Naja, wer's braucht..

Die Quittung für das unrühmliche Verhalten der Rot-Weißen sollte auf dem Feld schließlich auch nicht lange auf sich warten lassen, keine 180 Sekunden waren absolviert, als ausgerechnet der in Erfurt zum Prügelknaben abgestiegene Domi Kumbela eine flache Hereingabe zum 1:0 in die Maschen spitzelte, ätsch :-)! Und damit nicht genug, Eintracht spielte sich in den ersten zehn Minuten in einen echten Rausch und sechs Minuten nach den Führungstor durfte auch Captain Kruppke auch mal ran, 2:0 und Balsam für die angeknackste Torjägerseele des Offensivmannes. Erfurt machte es einem heute aber auch erschreckend einfach und bereits zur Pause war das Spiel entschieden: Erneut Kumbela schloss einen genialen Konter mit einem Schuss unter den Querbalken zum 3:0 ab und bescherte mir damit erstmals seit langem wieder ein mitgezeichneten Eintracht-Treffer, schließlich war man gerade dabei, die kreative "Sitzen, dann Pogo"-Variante von "Werdet zur Legende" zu filmen. Die Torunterbrechung nimmt man da aber trotzdem dankend mit.. :-) Auch sonst war der Support auch eher wenig laut, denn experimentiv ausgelegt: Das Klatschen zum "Eintracht"-Gesang klappte wurde heute endlich mal fehlerfrei gestartet und als Krönung gab es noch ein "Shalalala" für fast die gesamte Kurve. Das ist dabei durchaus wörtlich zu nehmen, Block neun bis sieben war nach etwas Wartezeit wirklich komplett dabei und die anderen beiden Blöcke + Zehner bemühten sich wenigstens. Hat auf jeden Fall Zukunft die Nummer, auch wenn sie sich unter den alkoholischen Herausforderungen eines Samstag-Spieles noch beweisen muss :-)

In der Pause wechselte man den Standort wie gewohnt in Block zehn, wo man sich bereits vor Wiederanpfiff einig war, dass nun nicht mehr so viel passieren dürfte. Richtige Packungen gibt's dann doch nicht ganz so oft im Eintracht-Stadion und auch heute verlegte sich Eintracht auf das Nötigste, wobei von RWE trotzdem gar nichts kam. Wie die noch am Wochenende Offenbach bezwingen konnte, kann ich mir nicht erklären oder vielleicht nur auf die zwei Elfmetertreffer Erfurts schieben - heute war in jedem Fall eine geistig komplett andere Mannschaft auf dem Feld. Ein kleines Lob bekommen an dieser Stelle dann dochnoch die Erfurter Anhänger, welche trotzdem weiter fleißig vor sich hin klatschten und sangen - und das wohl ohne groß in Sarkasmus zu verfallen. Auch das kurzzeitige Umhängen eines Banners durch die Eintracht-Ordner wurde ohne rechte Aggressionen hingenommen, hatte aber die Folge, dass nun eine ordentliche orange Präsenz in Block neunzehn herrschte und damit unsere Hoffnungen auf eine erste Pyroshow unter'm neuen Dach endgültig dahin waren. Als Strafe erzielte Eintracht dafür noch das vierte Tor, Pfitzner (heute sehr stark!) rannte in Minute 70 von der Mittellinie in Richtung Tor - angreifen wollte ihn keiner, anbieten ebenfalls niemand und somit zog der Mann einfach ab - wieso schwierig, wenn es auch einfach geht? :-) In völliger Euphorisierung schwappte nun sogar die Laola-Welle mal wieder durch das Stadion - eigentlich ja total Panne, aber in dem Fall schon irgendwie cool. "Wir sind wieder wer", oder wie war das? :-)

Nach Abpfiff folgte die verdiente und gewohnte Jubelrunde der Spieler und nach der Nachricht von Rostocks Last-Minute-Niederlage in Offenbach fand man sich gegen kurz vor neun Uhr sogar auf dem zweiten Tabellenrang wieder! Groß gefeiert konnte das aufgrund der Anreise mit dem PKW aber nicht werden, aber alleine der Gedanke sorgte schon für eine fröhliche Rückfahrt. Flutlichtspiele sind schön...:-)

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