„Wir sehen uns dann am 8. Mai auf dem Platz“
Eintracht Braunschweig 3:1 SV Wehen-Wiesbaden
14.04.2010, 19.00 Uhr, EINTRACHT-Stadion (Braunschweig), 15.500 Zuschauer
Teil zwei der englischen Wochen, nachdem die U23 die Freien Turner ja am Vortag nach
allen Regeln der Kunst zerlegt hatte, sollten die Profis selbiges heute bitte mit
dem SV Wehen-Wiesbaden vornehmen. Der Aufstiegsunwort hat in Braunschweig wieder
Einzug erhalten, die BZ überschlägt sich täglich mit neuen Vorhersagen, selbst
ein Haupttribünenumbau ist wieder ein Thema. Vermutlich sind auch die Sonderseiten schon
im Druck, doch irgendwie lässt man sich langsam von der Euphorie mitanstecken.. dazu später aber
mehr, zunächst hieß es schließlich, den unangenehmen Gegner zu besiegen.
Der Fusionsklub aus Hessen ist schließlich nicht irgendwer, als Absteiger mit einem
teilweise durchaus nahmenhaften Kader bestückt sind die Wehener (in Wiesbaden steht nur
das Stadion) eher hinter ihren Möglichkeiten geblieben. Immerhin konnte die Abstiegsgefahr
zumindest eingedämmt werden, zuletzt siegten die Gäste wie auch wir gleich mehrfach und so
hörte man nicht nur einmal kritische Stimmen im Vorfeld. Auch die Gelbsperrenbedingten Ausfälle
von Kruppke und Calamita waren nun eher keine Pluspunkte..
Man selbst konnte hieran im Vorfeld aber eh keine großen Gedanken verschwenden, stand
heute doch einiges an Organisationskram auf dem Programm. Dank der Löwenbandekooperation
konnte mein schulischer Arbeitgeber heute mit 200 Schülern und Lehrern for gratis ins
Stadion und so hieß es quasi bis Anpfiff Karten verteilen, Hinweise geben und halt alles
das beantworten, was Kindern/Jugendlichen zwischen zehn und sechzehn Jahren so im Stadion
wissen wollen. Zum Intro ging es daher diesmal auch nicht vor die Südkurve, sondern vor
Block 13, wo unsere Horde untergebracht wurde - für mich selbst quasi back to the roots, schließlich
fing auch meine Fankarriere mal mit den Familiengruppentickets im Familienblock an. Immerhin
konnte so mal der Improvisationsspielertunnel aus der Nähe begutachtet werden und die
Nordkurvenbaustelle wurde für durchaus fortgeschritten befunden. Dort prangte diesmal
mit "Singt für das Derby" auch ein schönes Spruchband, "Kämpft für das Derby" stand
unübersehbar vor Block neun zu lesen und kann unkommentiert so stehen gelassen werden.
Mit Anpfiff ging es dann also in den Block, bewusst aber zu den Kollegen, denen man einen
gewissen Fußballsachverstand bescheinigen kann. War dennoch irgendwie ungewohnt, lautes Singen
und Stehen ging hier natürlich ebenso wenig, wie ein eigentlich dringend nötiges Durchbeleidigen
gewisser Personen auf dem Spielfeld. Immerhin wurde die Schul-Prohibition zumindest einmal umgangen,
hatte man doch auch ein paar ehemalige Schulfreunde/-lehrer mit einbestellt. :-)
Auf dem Feld spielte Eintracht in Durchgang eins wirklich einen richtig guten Fußball, das sah
wirklich nach Aufstiegsreif aus. Klasse Ballstaffetten, direktes Spiel und gefährliche Aktionen
umschreiben das Ganze nur ansatzweise, das war teilweise schon großer Sport. Nur verdient daher
die 1:0-Führung, welche Kumbela im Anschluss an eine Ecke erzielen konnte (warum sind wir derzeit
eigentlich so Standard-gefährlich??). Leider patzte wenig später ausgerechnet der bis dato
starke Damir Vrancic, der einen Ball unsauber traf und ihn in die falsche Richtung klärte. Wehenstürmer
Türker sagte danke. Die 17 Gästefans konnten sich also freuen, ich hoffe ich habe bei der Zählung
keinen vergessen. Später sollte einer der Wehener (was für ein Wort) dann auch von Sanitätern begleitet
den Block verlassen, keine Ahnung ob die von den Gästen sonst reichlich konsumierten Biere daran
Schuld waren :-).
Wo wir dann auch bei Halbzeit zwei wären: Eintracht merkte man die Verunsicherung durch den unnötigen
Gegentreffer deutlich an, irgendwie war der Faden verloren gegangen. Wehen stand kompakt hinten drinne
und lauerte auf (gar nicht mal so ungefährliche) Konter, definitiv ein kritischer Punkt im Spiel, wenn nicht gar im Aufstiegsrennen, da von den anderen Plätzen durch die Bank Führungen für die Mitkonkurrenten gemeldet wurden.
Lieberknecht reagierte und brachte mit dem King einen zweiten echten Stürmer, doch leider war auch
der zuletzt doch eher kritisch zu betrachtene Onuegbu zunächst alles andere als eine Verstärkung. Und so
dauerte es bis zur 81. Minute, ehe ein Freistoß (schon wieder eine Standardsituation, ich krieg die Krise!)
die Erlösung brachte: Großes Chaos im Gästestrafraum, der Torwart griff vorbei und Henn spitzelt das
Ding rein - geil! Jubel vor dem Familienblock, freuten sich auch unsere Kleinen - so soll's sein, bleibt mal
schön beim großen BTSV, Wolfsburg ist eh langweilig und wird auch nie mehr deutscher Meister. Jetzt war natürlich die erhoffte Flutlichtatmosphäre da,
zehn Minuten stand das komplette Stadion und feierte einen Klassiker nach dem anderen (btw, mit 15.500 Zuschauern war auch wieder eine stattliche Zuschauerzahl zu vermelden!). Wehen gab die kompakte
Deckung auf und ausgerechnet der bis dato wirklich schwache Onuegbu setzte zu einem seiner Solos an und
umkurvte die gesamte Verteidigung plus Torwart, 3:1 jawoll! Nun Standing Ovations angesagt, der Aufstiegstraum
lebt weiter. Gemessen an der engen Personallage und der psychologischen Drucksituation eine enorme Mannschaftsleistung - wenn Du solche Spiele gewinnst, ist der Aufstieg absolut drinne!
Bis zur letztmöglichen Verbindung wurde an der Vereinskneipe geblieben, wo für ein Unter-der-Wochespiel
erstaunlich hoher Betrieb war. Das zeigte sich dann auch beim Bierverkäufer, dem nämlich sein Verkaufsgut ausgegangen
war, so dass foran in der Kneipe geordert werden musste. War auch egal, denn spätestens als die Spieler und Lieberknecht
diesmal direkt durch die Fanmassen gen Vip-Zelt zogen, hallten die "Braunschweig-Braunschweig" Gesänge durch die Nacht.
Und da fing dann sogar der Basti wieder an, Biere zu trinken, Eintracht hat schon eine Anziehungskraft. Auch der
Teamchef gibt dem Aufstieg jetzt 55% und plant schon Umbuchungsaktionen. Tja, Belgrader-Derby ist auch nicht alles ;-).
Der Spruch des Tages kam dann auch noch vom bslitro, der nämlich selbst bereits von jemandem mit den Worten: "Falls wir uns nicht mehr
sehen - bis am 08. Mai auf dem Platz" verabsichiedet wurde. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen! :-)