„Heimspiel für Bosnien in Frankfurt“
Deutschland 3:1 (0:1) Bosnien-Herzegowina
03.06.2010, 20.30 Uhr, Commerzbank-Arena (Frankfurt), 48.000 Zuschauer (ausverkauft)
Es wird heiß für Jogis Jungs - noch ein Test und dann geht's für die Truppe wie meine
Wenigkeit runter ans Kap. Entsprechend groß wurde langsam die Vorfreude und die Lust
auf Länderspiele, auch wenn die Malta-Erfahrungen ja noch eher frisch waren. Aber gut,
Bosnien-Herzegowina ist sportlich wie auf den Rängen bei weitem kein Vergleich mit
dem Schembri-Staat, also waren Tickets für das Spiel in Frankfurt am Main schnell
gebucht und vier Mitfahrer aus dem ehemaligen Schul-Umfeld gefunden. Einer musste
zwar kurzfristig absagen, aber zu viert kann man die Strecke schließlich auch in
Angriff nehmen und das überschüssige Ticket sollte sich später noch gut bezahlt machen..
Gegen 16 Uhr ging es dann also mit Olli am Steuer in Richtung Süden, die Strecke
kennt man ja derzeit ganz gut und auch dieses Mal hatte man von kleinen Staus auf der
A39 mal abgesehen freie Fahrt. Die Blitzer im Warretal können auch nicht mehr schocken,
lediglich ein verdächtig lange hinter uns fahrender Streifenwagen sorgte aufgrund
des vergessenen Fahrzeugscheins für kleinere Schweißperlen. Der Nerv-Observierer fand
aber schließlich ein anderes Objekt der Begierde und so konnte man ganz in Ruhe
an der Skyline des Börsenviertels vorbei in Richtung Flughafen fahren. Der wurde
dann aber rechts liegen gelassen und man selbst fuhr in den Stadttiel Niederrad, welcher
im Vorfeld als parktechnisch gut beschrieben wurde. War er dann auch, zwischen irgendwelchen
Hochhäusern der mittleren Kategorie wurde geparkt und zu Fuß die letzten Meter zum
Waldstadion, das heute auf den ideologisch passenden Namen "Commerzbank-Arena" hört,
gegangen. Müßig zu erwähnen, dass der Weg durch den besagten Wald führte, verlaufen
haben wir uns aber auch ohne Hänsel und Gretel-Spur nicht, einfach der trötenden Irokesen-Masse
in Ballack-Trikots folgen und schon steht man vor dem ehemaligen FIFA-WM-Stadion. Das macht
sowohl von außen, wie dann auch von innen einen gar nicht mal so verkehrten Eindruck, gibt
sicher schlimmere Neu- und Umbauten. Akkustisch ist in dem Stadion ob der Kompaktheit einiges
möglich und das Planendach mit dem Videowürfel an den Stahlträgern befestigt ist schon eine
ganz nette Architektur.
Unsereins hatte sich heute dank meiner Buchungswünsche in unmittelbare Nähe zum Gästeblock
platziert, erhoffte ich mir von den Gästen vom Balkan ja doch mal einen ordentlichen Länderspielsupport.
Und siehe da, bereits beim Betreten wurde man positiv überrascht: Unsereins waren von einer Volltrottelfamilie
eine Reihe drunter mal abgesehen wohl die einzigen deutschen im Block, rundherum regierte blau-gelb-weiß
und schon lange vor Anpfiff wurde fleißig supportet. Ja so stellt man sich das vor, auch wenn die besagte
Deppen vor mir natürlich gleich ihr Recht auf Sitzplätze einforderten. Bekamen aber leider dafür nicht
sofort einen vor den Latz, fügten sich aber trotzdem langsam ihrem Schicksal. Ansonsten bevölkerten die
Bosniaken (sagt man das so?) dann so ziemlich die gesamte Hintertorseite, im Oberrang wie Unterrang. Der
etatmäßige Gästeblock wurde als Support-Zentrum verwendet, gleich mehrere Vorsänger der Marke "groß und tätowiert"
heizten mit Megaphonen ein und Banner wie der der Horde Zla aus Sarajevo ließen auch schnell Aufschluss über
die Herkunft der Jungs zu. Man selbst hatte sich über Handy immerhin in der Person von Edvin (Groundhopper-Bih.de.vu)
einen kleinen V-Mann in der Gästekurve organsiert und war so jederzeit über alles und jeden vor Ort informiert - danke
für den netten SMS-Service, Eddie! :-)
Zum Intro gab es dann auf deutscher Seite eine erwartete Choreo, klappte optisch schon ganz gut und der
Inhalt "WM 2010 - Wir stehen hinter euch" entsprach auch ungefähr dem vermuteten Motiv. Ansonsten war aber
Totentanz auf der Heimseite, trotz 48.000 Gesamtzuschauerzahl. Um es vorweg zu nehmen, nicht einen deutschen
Fangesang konnte man in 90 Minuten von unserer Position vernehmen, von einem zwischenzeitlichen kollektivem Aufstehen mal abgesehen. Aber
den Gesang kann man sich ja auch ohnehin schenken ;-). Bosnien tobte daher und brachte feine Klatscheinlagen und
Dauersupport und auch auf dem Platz kauften die knapp an der Quali gescheiterten Gäste der deutschen Elf erstmal
schön den Schneid ab. Und so war der Führungstreffer durch den Wolfsburger Volkshelden Dzeko (kein Spieler im Gästeblock so gefeiert)
nur verdient und auch der Halbzeitstand von 0:1 ging in Ordnung.
In Durchgang zwei hatte Löw dann die Mannschaft etwas umgestellt und mit Cacau und Marin zwei derzeit in Topform agierende
Spieler gebracht. Entsprechend frisch und engagiert ging die Nationalmannschaft dann auch endlich zu Werke und gerade Marin
ackerte wie ein Bekloppter - und wurde dafür oft genug auch unsanft gestoppt. Nachdem Phillip Lahm der überfällige Ausgleich
gelungen war, tanzte sich Marin mal wieder in den Strafraum und wurde da umgesenst - Elfmeter. Schweinsteiger trat an, verzögerte
aber etwas dämlich und musste so trotz Treffer nochmal ran, aber auch Versuch zwei war dann drinne. Spiel also mit Einbruch gedreht, feine Sache.
Die Dunkelheit kam dann auch den Gästefans ganz gut zu pass, die sich nun entschlossen, ihre Feuerwerkskörper endlich abzubrennen, hatte man
ja schon sehnsüchtig drauf gewartet. Und so erhellten einige Wroclaw-Feuer und sonstiges Blitzkram den Block und das Spielfeld und sorgten
für eine kleine Unterbrechung. So ein Unsinn, dabei ist der Schiri doch aus Italien :-). Die Ordner und auch die Polizei blieben dann aber
trotzdem im Hintergrund, wie auch schon in Hälfte eins, als eine kleine Folienchoreo im Gästeblock zu bewundern (aber aus unserer Position
leider nicht zu erkennen) war. Vom bslitro erhielt man in jedem Fall eine Gratulations-SMS zu dem Kick, die wenig später durch einen zweiten
Schweinsteiger-Elfer zum 3:1 auch endgültig bestätigt wurde. Deutschland gewann also hochverdient gegen die wirklich nicht schlecht spielenden
Jungs aus Bosnien-Herzegowina, denen sportlich, fantechnisch und natürlich auch farblich eine WM-Teilnahme mal absolut zu gönnen wäre.
Auf dem Spielfeld ging es dann auch gleich heiß zur Sache, nur wenige Minuten waren gespielt, da führte Magdeburg nach
einer Ecke und aus abseitsverdächtiger Position schon mit 1:0. Ganz amüsant dabei der Kommentar der Gästeanhänger, welche
dem Torschützennamen Verkic ein kleines "Hooligan"-Anhängsel mitgaben :-). Sollte aber die einzige Bemerkung von Block U and
Friends in den 90 Minuten bleiben, schade eigentlich .. Und auch die Mannschaft stellte nach dem Treffer komischer Weise
den Betrieb ein und Goebel konnte nach 15 Minuten dann auch schonwieder den Ausgleich erzielen, den gleichzeitigen Pausenstand.
Nach Abpfiff heimste man am Stadionausgang wie schon in Aachen Cola-Dosen for free ein, um dann eine kleine Odysee durch die City von
Frankfurt zu unternehmen. Grund war aber kein spontaner Sightseeing-Bedarf, der Tank war einfach fast leer und das Navi ortete nur in Stadtnähe
noch geöffnete Tanken. Die wurden dann auch gleich zum Getränkekauf (Bitburger - wenn schon 'Schland, dann richtig..) genutzt, wie auch beim
später noch angesetzten Nachtstop in Kirchheim. Irgendwann gegen 2.30 Uhr fand man sich im Mastbruch dann wieder und kann unter das letzte
Länderspiel vor der WM durchaus ein kleines Sternchen setzen. Südafrika, wir kommen! :-)