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„Zug, Fähre, Eisenbahn - Einmal Kopenhagen und zurück“
FC Roskilde 2:1 (1:0) BK Frem Kopenhagen
02.05.2010, 13.00 Uhr, Idrætspark (Roskilde), 840 Zuschauer
Brøndby IF 0:2 (0:1) FC Kopenhagen
02.05.2010, 18.00 Uhr, Brøndby Stadion (Kopenhagen), 22.750 Zuschauer
Der Sonntag stand mal wieder im Zeichen eines Auslands-Tripps, Kopenhagen war erneut als Ziel ausgegeben. Eigentlich sollte
es bereits am Samstag mit Teamchef-Tours gen Norden gehen, doch da ich Eintrachts Zweite der Reserve von Esbjerg vorzog,
musste das Hoppermobil also ohne mich vorfahren. Das hieß wiederrum für mich, eine individuelle Anreise zu gestalten und
da man in puncto Deutsche Bahn ja durch den Osterbesuch in Dänemark noch bestens im Bilde war, wurde die Zugalternative
schnell Realität. Diesmal votierte man aber des Komforts wegen gegen die Nachtzugvariante und so hieß es am Sonntag in aller
Frühe aufstehen und um 5:20 Uhr den Regionalexpress gen Hannoi zu besteigen.
Die Fahrt dorthin wurde im fast leeren Doppelstock weitgehend verdöst, ehe im Feindesland schnell die Züge gewechselt wurden.
Mein gebuchte D-Zug "D 60490" nach Hamburg entpuppte sich als ein einzelner InterCity-Waggon, welcher an einen Autozug
aus Wien einfach angekoppelt worden war. Soll mir auch egal sein, auch wenn es sich bei dem Wagen der Ausstattung nach
eher um ein altes InterRegio-Modell mit entsprechendem Komfort (Polster Fehlanzeige) handelte. Geschlafen konnte trotzdem
werden und erst schöner Sonnenschein und blauer Himmel kurz vor der Brückeneinfahrt in die Hansestadt ließen auf ein
baldiges Erreichen des Hauptbahnhofes schließen. Glücklicher Weise leif alles glatt, denn die knapp zehn Umsteigeminuten
hatten im Vorfeld doch für einige Sorgenfalten gesorgt. So klappte der Umstieg aber perfekt, auch wenn keine Zeit mehr
bestand, eventuelle Reste der vornächtlichen 1.Mai-Krawalle zu begutachten.
Die vorletzte Etappe der Zugfahrerei wurde dann also in einem Triebwagenzug der dänischen Staatsbahn DSB in Angriff
genommen, hatte vom Flair zwar mehr etwas von einem Bummelzug zwischen Uelzen und Braunschweig Gliesmarode, war aber
doch sehr bequem und entspannt. Wie schon im Nachtzug an Ostern nervte noch kurz der Zoll (nein Jungs, ich hab immer noch
nix zu deklarieren), ehe der Zug mit Puttgarden den letzten deutschen Bahnhof erreichte. Dann folgte der spannende Teil
der Fahrt, im Schneckentempo kroch das Schienenfahrzeug in eine bereitstehende Scandlines-Fähre. Darauf habe ich ja nun
schon seit Märklin-Modelleisenbahn-Kindheitstagen gewartet, mit dem Zug in die Fähre fahren, cool! Gelang auch alles
ohne Entgleisung oder sonstige Schäden und so hieß es bald "alle aussteigen" und ab auf das Sonnendeck platzieren. Dort
wehte durchaus eine "steife Briese" wie der Käpt'n Blaubär wohl sagen würde, da aber gleichzeitig die Sonne ihre volle
Pracht offenbarte, verlief die Überfahrt äußerst relaxed. Nachdem dem Parallelschiff der "Vogelfluglinie" noch gewunken
werden durfte, wurde im Duty-Free-Shop kurz das lokale Angebot sondiert und sich schlussendlich für eine Dose Tuborg
vom Grabbeltisch (siehe Foto :-)) entschieden. Die schlug dann auch gleich fast zwei Euro zu Buche - eine 24er Palette hätte gerade mal 'nen Zehner gekostet.
Aber gut, man ist ja (noch) allein unterwegs - für das Länderspiel im August sollte man diese Zug-Fähren-Variante aber
durchaus im Auge behalten.
In Rødby und damit auf Lolland angekommen rollte der Zug dann auch wieder vorsichtig aus der Fähre hinaus und nachdem auch das Personal getauscht
wurde, hieß es weiter gen Kopenhagen fahren. Kultig stellte sich hierbei der neue Schaffner heraus, der seinen Sohnemann
(Alter: maximal sechs Jahre) dabei hatte und mit ihm seine Kontrollrunden zog. Ein nettes Volk, die Dänen!
Nach einer weiteren Zugstrecke von vielleicht ein bis zwei Stunden wurde schließlich Høje Taastrup erreicht, die vorletzte
Station vor Kopenhagen. Aussteigen also angesagt, hieß das erste fußballerische Tagesziel doch zunächst Roskilde. Bis
dorthin sollte es mit einer Regionalbahn gehen, für die man ein völlig überteuertes Ticket kaufte (und sich darüber
auch tierisch ärgerte, das mach ich nie wieder, liebe DSB!) und aber dafür sogar einen Zug früher als geplant erreichte.
Entsprechend entspannt konnte man vor Ort dann die gut zwanzig Gehminuten zum lokalen Idrætspark in Angriff nehmen und
kaum war der Eingang erreicht, ertönte auch schon ein lautes "Koppelmann!!" von hinten. Die Besatzung um Teamchef und
die Magdeburger Gebrüder Deich war auch gerade erst erschienen, hatten die doch zuvor KB Kopenhagen auf dem selben
dämlichen Sportplatz begutachtet, auf dem auch ich unlängst zugegen war. Tja, Teamchef war entsprechend angesäuert,
den Deichs gefiel es aber und entsprechend gelöst war die Stimmung. Immerhin, der Ground in Roskilde wurde im Sauseschritt
betreten und kaum war man drinne, liefen auch schon die Teams ein.
Einen richtigen Abstiegskrimi hatte man sich schließlich heute rausgesucht, der heimische FC Roskilde stand in der Tabelle
unmittelbar vor dem Abstiegsrängen, auf welchen der Gast von BK Frem Kopenhagen bereits lauerte. Eine Niederlage würde
für den Traditionsverein Frem also den quasi Abstieg bedeuten, ein Sieg würde zumindest noch Hoffnung bringen. Entsprechend
"gut" gefüllt war es dann auch, 840 Zuschauer sind zwar nach deutschen Maßstäben nicht viel, für den FC Roskilde aber vermutlich
der uneingeschränkte Saisonrekord. Die Gästefans hatten sich auf der Gegengerade gegenüber breit gemacht und zeigten zum Intro
einen Banner und ein paar wenige Luftschlangen, die Heimseite hatte keine nennenswerten Supporter. Die einzigen "Lalalala"-Bezüge
fand man auf der Werbetafel von McDonald's, ansonsten Totentanz in Dänemarks Liga zwei. Immerhin das Spiel wusste anfangs zu gefallen,
denn Roskilde machte ordentlich Dampf und kam nach gut 20 Minuten durch Jeppe Kjær zum 1:0. Frem davon erstmal bis zur Pause geschockt
und so passierte erstmal nicht mehr viel.
In der Halbzeit wurde dann zunächst der lokale Trophäenschrank begutachtet und für wenig aussagekräftig erklärt. Gut, ob man als
BTSVler mit u.a. dem NFV-Pokaltriumpf als Notiz im Briefkopf prahlen muss, sei dahingestellt - der Limonen-Cup scheint dem NFV-Wettbewerb
aber wohl in nichts nachzustehen :-). Abschließend wurde das lokale Futterangebot in Teamchefs gewohnter Manier beinahe in den Ruin getrieben,
ehe die zweiten 45 Minuten angepfiffen werden sollten. Auch hier dauerte es dann nur wenige Minuten, ehe Anders Simonsen mit dem 2:0 nach schöner
Passstaffete für die Entscheidung sorgte. Wir nutzten das dann erstmal für eine kleine Stadionrunde, wobei man sich in manchen Ecken des Stadions
doch eher auf einem Spielplatz im Prinzenpark, statt bei einem Fußballspiel wähnte. Teamchefs auf deutsch (sehr effizient!) vorgetragenen
Supportbelehrungen fruchteten da aber genauso wenig, wie bei den drei dänischen Schönheiten, die von ihrem Balkon das Spiel umsonst schauten. Aberb
btw, deren Bude war sowieso höchst verdächtig, da neben dem Mädels-Balkon eine Tür eben ohne Vorbau existierte. Hat die Gegengerade etwa noch eine
Außenstelle :-)? Auf dem Platz traf ein gewisser Martin Jürgensen zum 2:1-Anschlusstreffer, doch auch die Mini-Schlussoffensive änderte am Ergebnis
und dem damit verbundenen Abstieg von Frem nicht mehr viel. "Es ist zu Ende", titelte deren Homepage am nächsten Tag - und damit ist wohl alles gesagt.
Für uns war das Kapitel Roskilde damit aber auch beendet, da man aber noch gute drei Stunden bis zum Derby im 15 Kilometer entfernten Kopenhagener Stadtteil Brøndby hatte,
konnte man ganz entspannt zum Auto gehen und die Strecke in Angriff nehmen. Am Brøndby Stadion angekommen, wurde dann dafür standesgemäß "in Fahrtrichtung"
geparkt, hieß es doch auch für die Rückfahrt möglichst in bester Position davonzukommen. Das Parken gelang auf einer Grünfläche am Straßenrand dann auch
ganz gut und nachdem man im Auto noch kurz gegessen hatte, ging es mal die Lage am Stadion zu sondieren. Im Fanshop von Brøndby wurde man leider
nicht auf die Schnelle fündig (kaufe ja sonst ganz gerne blau-gelbe Fanartikel ;-)), was aber nicht so schlimm war, da man mit Verlassen des Shops
Zeuge der Ankunft des Mannschaftsbusses des FC Kopenhagen werden konnte. Der wurde vom wartenden Brøndby-Pöbel dann auch eifrig besungen und mit
Gegenständen befeuert, wobei eine knapp neben uns gelandete Bierdose die Jackes des Teamchefs leicht besudelte. Eieiei, Biergeruch auf der Pressemappe, wie
wirkt denn sowas :-)? Der Spuk war dann aber auch schnell vorbei und die "Kontrol"-Truppe der Polizei beendete auch das Derby für einige Fans bereits mit dieser Aktion.
Teamchef traf dann alsbald noch ein paar bekannte Hopper, da aber auch ein Teil davon aus der Maschseestadt stammten, zog man selber lieber weiter Richtung Gästeeingang,
schließlich erwartete man ja noch das Eintreffen der aktiven Kopenhagener Fanszene. Die hatten im Vorfeld zu einem geschlossenen Marsch in weiß aufgerufen
und kaum hatte man sich auf einem kleinen Hügel postiert, hörte und sah man dann auch schon den Pöbel anrücken. Optisch ein feines Bild, mit dem "Urban Crew"-Banner
vorneweg zog der Mob gen Stadion und dekorierte dabei sämtliche Bäume und Büsche im Feindesland mit Luftschlangen in den eigenen Farben. Kreative Idee, die durch
diverse Bengalos und Böller noch weitere untermalt wurde. Nachdem das Stadion für die Gäste dann in Sichtweite gelangt war, baten die zu einem kurzen aber effektiven
Sprint, die Polizei war verwirrt und ein paar erste Ordner und Brøndby-Leute durften sich gen Boden bewegen - jawoll, es ist wirklich Derbyzeit!
Da die Polizei die Szenerie dann aber doch zumindest erstmal abriegelte, war die Luft hier raus und man zog zum eigenen Eingang um das Stadion ohne (!) Kontrollen
zu betreten. Na gut, wir hatten ja ohnehin nix zu verbergen und so gelangte man doch etwas überrascht auf seine Plätze im Oberrang der Gegengerade - mit Schrägsicht
auf den Gästeblock und perfekter Sicht auf die Heimseite und das Spielfeld. Gut gebucht Herr Schulz, sollte sich aber auch trotz der recht happigen Preise
von gut 35 Euro lohnen: Nachdem ein Paragleiter den Ball mit einer Landung Marke "Arschbombe" auf's Spielfeld gebracht hatte (und damit seinem Sponsor, der Fluglinie SAS,
wohl nicht unbedingt die passende Publicity bescherte), begann das Spektakel auf den Rängen: Während die knapp 2.000 Gäste ohnehin erst nach und nach dem Block
betraten und sich mit den Restluftschlange und ein paar Luftballons zunächst dezent zurückhielten, bot Brøndby eine doch ansehnliche Kurvenshow: Zunächst wurde über
der Stehtribüne im Unterrang eine große Plane mit eindeutigen Motiven gegen den modernen (Verbots-) Fußball gezeigt und dazu passende, graue Papiertafeln hochgehalten. Diese
Situation des Schweigens durchbrachen dann drei Giga-Böller, die gleichzeitig das Startsignal für das Wegziehen der Plane bedeuten. Kaum war die verschwunden, wandelte
sich die komplette Kurve in ein blau-gelbes Chaos mit Luftschlangen, Ballons, Leuchtspuren und Fahnen, natürlich in Verbindung mit nun lautstarken Gesängen. Feines Kontrastprogramm
der Heimkurve mit eindeutiger Aussage - Daumen hoch!
Das Spiel konnte also beginnen und damit ein paar Worte zur sportlichen Lage. Brøndby musste im Grunde gewinnen, um noch realistische Chancen auf das Erreichen
eines Europa League-Platzes zu haben. Dem verhassten Rivalen genügte hingegen ein Sieg, um die Meisterschaft im Grunde perfekt zu machen, vergleichbare Situation mit den
Bayern in Deutschland, die ja auch nach dem Bochumspiel de facto Meister waren. Sportliche Brisanz also gegeben, doch leider wurde bereits nach wenigen Minuten
deutlich, dass das heute wohl eine klare Sache werden sollte: Brøndby bekam spielerisch und kämpferisch kein Bein auf die Erde und der FCK dominierte nach Belieben. Die Heimkurve
verstummte somit zunehmend und trübte so den bis dato guten Eindruck doch merklich - währen die fantechnisch sonst doch eher schwächeren Gäste nun immer besser wurden.
Das Indianer-Lied wusste erneut zu gefallen und nach gut 30 Minuten fiel auch im Gästeblock dann das Startsignal "Feuer frei" und passend dazu nebelte eine gehörige
Anzahl blau-weißer Rauch das Spielfeld erstmal ein. Dazu gab's ein paar Bengalen, die beinahe ein paar eigene Zaunfahnen gekostet hätten, das Feuer konnte aber rechtzeitig behoben
werden. Die Feuerwehr wäre aber ohnehin anderwertig beschäftigt gewesen, da ein paar Gästestadionverbotler auch außerhalb des Stadions blau-weißen Rauch gezündet hatten,
der nun passender Weise durch die Fluchttore an der Heimkurve hineinwehte. Erneut gute Aktion der blau-weißen Kurve, die sich nach Beendigung der Räucherung erstmal
unter Bannern versteckte um so wohl ein paar Identitäten zu tauschen. Immerhin wurden sie damit bis zur 40. Minute fertig - dann traf nämlich Jørgensen zum hochverdienten 0:1
für den FCK.
In der Halbzeitpause durfte dann ein nicht unattraktives Mädel aus der Brøndbykurve zur Freude der restlichen 22.795 Zuschauer (kein ausverkauf!) auf das Tor bolzen
und traf dabei sogar ein paar Mal. Das brachte ihr immerhin einen eigenen Support ein, der dann aber zum Einlaufen der Spieler abgestellt wurde. Dann erleuchteten
nämlich ein paar weitere Bengalen die Heimkurve, durch die Verteilung zwar nicht ganz so effektiv, aber dennoch sehr nett anzuschauen. Das schienen auch die heimischen
Spieler so zu sehen, die nun tatsächlich zeitweise anfingen, sowas wie Fußball zu spielen - nur dabei leider genauso kläglich scheiterten, wie in Durchgang eins. Das 2:0
für die Gäste durch N'Doye war die Konsequenz - und damit wohl auch der Meistertitel für den ohnehin als Titelverteidiger in die Saison gegangenen FC Kopenhagen. Für große
Feierorgien blieb uns nach Abpiff aber keine Gelgenheit, Teamchef drängte in gewohnter Manier auf die Zeit und so verließ man das Geschehen im Halbsprint, da die Polizei
auch noch einige Straßen gesperrt hatte. Große Zeit kostete das alles nicht und den Sonnenuntergang hätte man wohl eh nicht auf der Brücke über den großen Belt erlebt. Die wirkt
aber ohnehin gewaltig und stellt trotz hoher Mautgebühren eine absolute Pflichtalternative zur Fähre dar - zumindest für Autofahrer. Auf irgendein Highlight schien dann ab
Odense auch halb Dänemark zu warten, wirklich jede Autobahnbrücke war trotz der vorangeschrittenen Uhrzeit von fast zehn Uhr Abends mit hunderten Schaulustigen gefüllt. Ein Stop
an einem Parkplatz ergab schließlich des Rätsels Lösung: Die orignalen Formel1-Wagen wurden wohl gen Kopenhagen transportiert und das fesselte die Bevölkerung dermaßen, dass man
die halbe Nacht auf der Brücke ausharrte und Fotos schoss. Naja, wenn man sonst nichts zu tun hat - wir warteten jedenfalls nicht auf irgendwelche motorisierten Seifenkisten und
erreichten Braunschweig daher wie erwartet um Punkt zwei Uhr in der Nacht.
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