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„Die Nummer eins der Stadt sind wir“
EHC Grizzly Adams Wolfsburg 3:4 (1:0,2:1,3:3 OT) Hamburg Freezers
19.12.2010, 14.30 Uhr, Eis Arena (Wolfsburg), 2.760 Zuschauer
Und am Sonntag folgte also der zweite Teil des alternativen Hallensportprogramms, Eishockey
stand heute auf der Tagesordnung. Dank einer glücklichen Fügung ;-) hatte es für den Teamchef
und mich Freikarten beim EHC Wolfsburg gegeben, die sich ja der Coolheit wegen nun auch Grizzly Adams nennen
dürfen. Dank Skodas und damit VWs Geldregen spielen die orange-schwarz-weißen Bären mittlerweile
eine gute Rolle im bundesweiten Eishockey und gewannen im letzten Jahr sogar den DEB-Pokal und boten damit
Grund genug für uns, mal zu schaun, was in Wolfsburg da so entstanden ist.
Gegen Mittag holte ich Dirkie an seiner Heimredaktion mit dem Golf ab und über die doch ganz vernünftig
befahrbaren Autobahnen ging es in die KdF-Stadt. Dort änderte sich das Räumungsbild schlagartig,
Volkswagen scheint zwar fleißig Autos in alten Farben und Formen zu produzieren, lediglich Schneeflüge
scheinen aus dem Repetoire bisher ausgeschlossen zu sein. Man schlitterte also ein bisschen durch die Innenstadt,
wo der Teamchef noch ein paar wichtige Geschäfte am Büro des Frauen-WM-Komitees zu erledigen hatte, letztlich
aber an der nicht auffindbaren Hausnummer scheiterte. Zeit hatten wir aber ohnehin genug und so wurde der Allerpark
und die dort befindliche Eis Arena eine gute Stunde vor Spielbeginn erreicht. Der Wagen wurde in der Hoffnung, er
würde im Tiefschnee schon nicht versinken, irgendwo abgeparkt und nachdem die Tickets in Empfang genommen wurden,
konnte die Halle betreten werden.
Laut Stadionwelt finden mittlerweile 4.700 Zuschauer (300x Business, 8x Behinderte) in dem komplett in Orange
gehaltenen Eispalast Platz, persönlich kannte ich die Halle bisher nur aus den Fernsehbildern zum Spiel
gegen die DEG Metro Stars im März. Damals kam ein findiger Marketingstratege des Konzerns auf die Idee, mit dem Siegertouareg
der Rallye Dakar zu Werbezwecken über das empfindliche Eis zu donnern - mit entsprechendem Folgen und einem
oberpeinlichem Echo.. :-). Heute erstrahlte das Eis aber in seiner vollen Pracht und beide Mannschaften liefen sich
warm, der aktuelle Spitzenreiter aus Wolfsburg und die Hamburg Freezers, eigentlich eine feste Größe im Eissport,
derzeit aber nur auf dem letzten Tabellenrang gelistet.
Teamchef und ich versorgten uns zunächst jedoch mit Speis und Trank, um wenig später ein paar selbst gewählte Plätze
im Oberrang hinter dem Tor einzunehmen. Dort saßen bis auf eine riesige Horde Schüler (die wohl ebenfalls Freikarten
bekommen hatten) niemand und man hatte einen guten Blick auf die beiden Fanblöcke. So richtig prall war das dann aber
auch nicht, aus Hamburg hatten sich enttäuschende 150 Reiselustige eingefunden und die Wolfsburger Gegengerade hatte zwar
nach wie vor einen treuen Stehplatzkern, erinnerte aber doch stark an das Volk beim VfL im alten Elsterwegstadion. Provinz
halt .. :-)
Doch ganz wie der grün-weiße Fußballnachbar kann der EHC vielleicht nicht unbedingt mit seinem Fanpublikum punkten, dafür
sehr wohl mit seinen Akteuren auf dem Feld. Geld spielt bekanntlich keine Rolle und so sah man die Adams von Beginn an
spielerisch klar dominierend und völlig souverän in ihren Aktionen, ganz wie der VfL in seiner Meistersaison. Das Führungstor
von Jeff Hoggan in Minute zwölf war dabei nur konsequent, die Tormusik "Ramalala dingdong" ebenfalls. Mit dem Ergebnis ging
es dann auch in die erste Drittelpause, die von Teamche und mir zur erneuten Umplatzierung auf die Haupttribüne genutzt wurde.
Hier war die Sicht auf das Feld dann auch um einiges besser und so wurde man Zeuge, wie sich die Verhältnisse auf dem Eis
aufeinmal schlagartig änderten: Wolfsburg spielerisch nach wie vor eine Macht, Hamburg aber in Sachen Kampf super motiviert
und nach Patrick Traverses Ausgleich (22.) auf einmal auch wieder voll im Spiel drinne. Selbst die erneute Führung durch Jeff Hoggan (25.)
änderte an der wiedergefundenen Moral der Hamburger wenig, deren Fans nun auch langsam erwachten - hier ging was. Im letzten Drittel
dann wieder das gleiche Bild: Hamburg gelang direkt nach Wiederbeginn der unerwartete 2:2-Ausgleich durch Michel Ouellet, Wolfsburg
ging wenig später wieder in Front (3:2, Ken Magowan, 44.). Absolut intensives Eishockey nun also auf dem Feld und die heimischen Fans
wähnten sich schon als großer Sieger ("Die Nummer eins der Stadt -!- sind wir!"), ehe Brett Engelhardt drei Minuten vor dem Ende den
nunmehr dritten Ausgleich für den Tabellenletzten beim Tabellenersten erzielte. Das war natürlich der Oberhammer und nun begannen auch
die Wolfsburger selbst, an ihrer Dominanz zu zweifeln. Die Overtime war unumgänglich und weil in dieser ein Spieler weniger auf dem
Feld stehen muss (wussten wir auch noch nicht), steigerte sich die Spannug noch um einiges. Wolfsburg drückte, wollte die Blamage noch
abwenden und bekam das, was sie nur verdient hatten: Einen Konter zum 3:4, Rainer Köttstorfer schoss die Freezers in Minute 64 mit der
ersten eigenen Führung zum Sieg! Schlagartig leerten sich die Ränge, damit hatte hier und heute niemand gerechnet und die Hamburger
konnten einen wichtigen Befreiungsschlag im Abstiegskampf feiern. Glückwunsch zu dieser Kampfesleistung!
Für uns hieß dann, den Wagen sicher aus dem Wolfsburger Schneechaos zu manövrieren und nachdem das gelungen war, stand einer gemütlichen
Heimfahrt nach Braunschweig nichts mehr im Wege. Heute hatte man wirklich mal schönen Eishockeysport gesehen, auch wenn ich wohl nie ein
ganz großer Fan dieser Disziplin werde. Den EHC Wolfsburg kann man ohnehin getrost vergessen - die heutigen 2.760 Zuschauer bedeuteten fast
schon Saisonrekord und das sagt einiges über den VfL-Abklatsch in Orange aus..
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