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„Das Sahnehäubchen!“

 

1.FC Heidenheim 1:4 (1:1) Eintracht Braunschweig
05.12.2010, 14.00 Uhr, GAGFAH-Arena (Heidenheim), 7.240 Zuschauer

Die letzte Auswärtsfahrt eines, für den sonst gebeutelten Eintracht-Auswärtsfahrer, absolut genialen Auswärtsjahres sollte also ins schwäbische Heidenheim gehen. An für sich kein außergewöhnlicher Gegner, doch da wir vom Dezemberanfang 2010 sprechen, müssen bei so einer Fahrt gleich mehrere Faktoren berücksichtigt werden, insbesondere wenn man eigentlich eine entspannte Teamchef-Tour gen Süddeutschland geplant hatte. Es schneite und schneite und bereits am Mittwoch vor dem Spiel war klar: Selbst wenn in Heidenheim dank der örtlichen Rasenheizung gespielt werden könnte, die Tour nach Memmingen und in das schweizerische St. Gallen war aber definitiv gestorben. Der Teamchef machte aus der Not eine Tugend und buchte sich kurzerhand für einen 24-Stundentrip zum Derby nach Casablanca am Samstag ein und ich stand, wie auch die anderen Mitfahrer, erstmal etwas blöd da. Immerhin, nach ein paar Telefonaten konnte die Family mir Asyl garantieren und letztendlich wurde man am frühen Sonntagmorgen vom Leo am Hauptbahnhof eingesammelt. Mit an Bord war auch der Basti und zu dritt ging es zunächst in Richtung Salzgitter, wo die Familisten bekanntlich regelmäßig ihre Mietwagen beziehen. So auch heute und so erreichte man wenig später die Vermietungsstelle unseres Vertrauens in Lebenstedt und wartete auf die beiden anderen Mitfahrer, die Herren Schulz junior und Mehner. Diese fanden den Weg zu uns dann auch mit etwas Verspätung, wobei schon beim Ausstieg der beiden Herren deutliche Unterschiede in den Gesichtszügen zu merken waren: Ralfi, gewohnt aufgeweckt und halt Schulz-like und daneben Matze - recht genervt, da er trotz Wohnort Braunschweig den im Schneetreiben undankbaren Umweg über Vechelde nehmen musste, wo Ralfi obendrein noch zu spät war. Die Stimmung war also bereits jetzt "hervorragend" :-) und so nahm man in dem Mietwagen mit Hamburger Kennzeichen Platz und düste in Richtung Süden.

Die Fahrprobleme hielten sich zum Glück in Grenzen, ein paar Schneewehen auf der A39 und danach war freie Fahrt angesagt. Der Basti übernahm auf dem Hinweg das Steuer, während Matze, Ralf und ich die letzte Reihe in genau dieser Reihenfolge stellten. Und was dort geschehen sollte, dürfte allen Teilnehmern wohl noch lange wohlklingend im Gedächnis bleiben: Zunächst eröffnete ausgerechnet Ralfi das Bier-Buffet, indem er verkündete, für alle Mitfahrer am heutigen Tage eine Eintracht-Woltersdose dabei zu haben! Spendierte Biere aus dem Hause Teamchef, da staunte man schonmal nicht schlecht. Völlig entgeistert schaute man dann jedoch wenig später aus der Wäsche, als eben dieser zweite Teamchef beim Stop in Kirchheim begann, seine Dosen im Schnee hinter dem Auto zu verbuddeln - der Kühlung zum Wohl. Nicht umsonst wurde bemerkt, wir seien ja keine Eichhörnchen, die sich überall ihre Bierreserven für die lange Winterzeit vergraben - Ralfi lies sich aber nicht beirren und wir hatten unseren Spaß. Wenig später wurde dann also auf den edelen Spender angestoßen und - weil man ja gerade so nett beisammensaß - gleich mal eine kleine Fragestunde in Richtung Ralf losgelassen. Insbesondere den Werdegang seiner (man höre und staune) Exfreundin interessierte Matze und mich doch brennend, tatsächlich konnte Ralf zwar Auskunft über das Spiel geben, zu welchem Madame mal ins Eintracht-Stadion durfte (die Info übrigens mit Torschützen und Anstoßzeit) - leider fiel Ralfi aber partout nicht mehr der Name seiner angetrauten ein. Ein absoluter Schulz und wir konnte nicht mehr vor Lachen! :-)

Ihr merkt, Spaß genug hatten wir und so verging die Zeit zu bester Unterhaltung und Heidenheim wurde schließlich überpünktlich erreicht. Überpünktlich meint, dass wir sogar noch auf den lokalen Parkplatz kamen, wo bis auf Teamchef eins noch keine weitere Menschenseele verkehrte. Dirkie war tatsächlich pünktlich aus Casablanca gelandet und hatte das Stadion bereits einer Inspektion unterzogen "jaja, kann gespielt werden - ganz klar!". Viel problematischer stellte sich für den großen Teamchef da eher die Suche nach einer Rückfahrgelegenheit dar - nach ein paar spontanen Positionswechseln erhielt das Fanprojektmobil schließlich den Zuschlag - kostet ja nix! Wir machten uns derweil dann auch schon langsam in Richtung Ground auf, wo auch der Cattiva-Bus gerade (und damit entgegen der eigenen Erwartungen) überpünktlich eintraf. Freudiges Hallo-Sagen also angesagt und zum Dank wurde man noch in die kleine Begrüßungschneeballschlacht integriert. Wie die kleinen Kinder - und dabei verpasste man glatt, dass sich gleich mehrere der angereisten Braunschweiger mit überschüssigen Freikarten lokaler Schulgruppen eindecken konnten. Naja, ermäßigte fünf Euro liegen ja auch noch im Rahmen des Erträglichen ..

Direkt nach Toreöffnung ging es also in den Ground, wo der Zaun wieder sehr ordentlich (und zum Teil doppelt, ne Mike A.? :-)) zugeflaggt wurde. Die Arbeit war also verrichtet und es konnte sich dem Getränkestand gewidmet werden - ein äußerst schönes Unterfangen, da die Heidenheimer Cateringbude sowohl mit Glühwein, als auch mit Bier zu akzeptabelen Preisen aufwartete. Da sagte man doch nicht nein und trank sich im Misch mit beidem die Zeit bis zum Anpfiff weg - erstaunlich, wie schnell sowas doch auf einmal gehen kann. Basti hatte nun auch richtigen Durst bekommen und so wurde an Südafrika-Zeiten im Schnee von Heidenheim angeknüpft - ihr wisst schon .. :-).

Wenig später trafen dann auch die angereisten Basler ein und mit deren Unterstützung konnte das Spiel beginnen. Offiziell über 7.000 Zuschauer hatten in der nun fertig umgebauten Gagfah-Arena Platz genommen, zweitligatauglich ist die nun allemal. Die Kulisse ist vom Papier auch nicht so schlecht, wobei man wohl realistisch eher von 5.000 Besuchern ausgehen muss, wer weiß wie viele Freikarten halt nicht genutzt wurden. Aus Braunschweig bevölkerten 200+x Leutchen den Gästeblock, wobei sich auch die Waldhöfer Staufetischisten trotz der abgesagten Riesenparty den Weg nach Heidenheim gönnten. Cattiva zeigte die üblichen Fahnen, auf Heidenheimer Seite hingen eben diese dank neuer Stadionverbote verkehrtrum. Optisch also nix besonderes und so wurde sich dem (heute allgemein leicht alkoholgetränkten und entsprechend aufgebautem) Support gewidmet. Alles recht witzig - zumindest bis zur 23. Minute, als das geschah, was man heute eigentlich gar nicht gebrauchen konnte: Heidenheim ging durch Weil in Führung. Eine ganz dumme Kiste, hieß es doch heute eigentlich, den Abstand der Gastgeber zu den Aufstiegsplätzen zumindest durch ein Remis auf Distanz zu halten und nachdem immerhin zwei Mal in Serie jetzt auswärts nicht gewonnen werden konnte, kam so ein Rückstand natürlich doppelt verheerend. Doch Eintracht anno 2010 ist nicht die Eintracht der letzten Jahre - Petkovic hielt in der Folgezeit wieder einige Hochkaräter in Weltklassemanier und zwölf Minuten vor dem Ende konnte Dogan nach einer Ecke den wuchtigen 1:1-Ausgleich erzielen - ist das genial? In diesem Jahr läuft einfach alles und so wurde die Pause erneut recht intensiv an der Getränkebude verbracht, was zur Folge hatte, dass man nun einen privaten Bier-Shuttle in Form der ungefähr gleichaltrigen Aushilfsbedienung "an den Platz" bekam. Danke dafür, zumindest für die erste Viertelstunde Spieldauer, denn dann verlor die Gute leider irgendwie Lust auf den unbezahlten Kurierjob. Da sprang dankenswerter Weise nun Julia an, die Baller-Uwe und mich zur Abwechselung mal mit Glühlwein versorgte, was dem Uwe beinahe die Scheidung gebracht hätte - und mir ungeahnte Spontan-Heiratschancen ermöglichte :-). Da wir aber nach wie vor in Heidenheim und nicht Las Vegas sind, wurde draus nichts und ohnehin: Das nun folgende Entertainment kann keine Show der Welt toppen: Genau eine Viertelstunde vor Ende bekam Eintracht einen von Kumbela geschickt rausgeholten Elfmeter zugesprochen. Im Gegensatz zum Jenaspiel überließ der Kongolese nun Kruppke die Verantwortung und der Kapitän nutzte seine Chance: Zwar auch nicht besonders gut geschossen, das Ding saß aber und wir lagen auf einma in Führung - wie geil ist das denn bitte? Euphorie nun pur im Gästeblock, Leo tanzte im Unterrang den Pogo und Clemens brachte dazu die zwar nicht gewollte aber sehr passenden Flugeinlage. Ein Spektakel der Extraklasse, bei Cattiva wurde Oberkörperfrei gezogen und der Block hatte etwas von einer ganz speziellen, aber umso schöneren Familienparty. Das, und das Cattiva-Spruchband zu den Derby-Überlebenschancen der Hannoier, schien auch die Heidenheimer Spieler nun endgültig zu beeindrucken und so machte Bellarabi drei Minuten vor dem Ende mit einem abgefälschten Schuss alles klar. Was ist hier nur los, ein derartiges Spiel so gedreht - wann gab es sowas schonmal? Und spätestens, als Pfitzner einen Konter sogar noch zum 4:1 in der Nachspielzeit abschloss, ließ jeder Einträchtler seinen Gefühlen freien Lauf, tanzend, singend und einfach nur glücklich. Selbst der Fussballtourist fand sich da plötzlich auf dem Zaun wieder, wo er vom Basti aber auch gleich die passende Losung für den restlichen Tag bekam: Jetzt wird gefeiert!

Die Mannschaft holte sich ihren absolut verdienten Applaus ab und wir machten uns zurück in Richtung Wagen, wo nach einem Bierkaufstop der Abend einen würdigen Ausklang nahm. Damit hätte niemand rechnen können, ich kann vor Mannschaft und sportlicher Leitung den Hut nicht tief genug ziehen! Danke für derartige Auswärtsmomente, danke für diese geniale Hinserie! Da waren selbst die bestialischen Kopfschmerzen am nächsten Tag nur eine kleine Randnotiz .. :-)

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