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„Schneeballschlacht verloren“
Hamburger SV II 2:0 (1:0) Eintracht Braunschweig II
29.11.2010, 14.00 Uhr, Edmund-Plambeck-Stadion (Norderstedt), 143 Zuschauer
Nachdem man den gestrigen Tag zwar in die persönlichen Geschichtsbücher aufgenommen hatte,
auf regen Alkoholkonsum jedoch verzichtete, ging es am heutigen Sonntag bereits in aller Frühe
mit dem Fahrrad über die gefrorene Helmstedter Straße zum Hauptbahnhof. Endlich sollte mal wieder
ein nicht-zeitgleich angesetztes U23-Spiel besucht werden können und das obendrein auch noch in Verbindung
mit einem neuen Kreuz im Groundhopping-Informer. Die Reserve des Hamburger SVs stand auf dem Spieseplan
und weil die ihre Spiele der Sicherheit wegen in Norderstedt austragen, war der Besuch natürlich absolute
Pflicht, schließlich fanden die früheren BTSV-Gastspiele dort noch vor meiner Auswärtszeit statt. Das ging auch
prinzipiell nicht nur mir so, doch irgendwie fanden alle potentiellen Zugmitfahrer faule Ausreden, nicht mit
dem Zug in die Hansestadt fahren zu müssen und nachdem auch der Herr brunsviga nicht Bahnhof erschien, bestieg
man halt alleine den Bummelzug in Richtung Uelzen. Der war auch noch recht leer und so konnte erstmal in Ruhe
gefrühstückt werden, wobei der für einen Euro am Bahnhof erworbene Kakao ein Doppelplus erhält.
Im Grunde konnte mir die Tatsache, jetzt alleine im Zug unterwegs zu sein, auch egal sein - dank des Semestertickets
gestaltete sich die Fahrt ja eh für lau. Etwas schwieriger war da schon die Verwendung der eingepackten Eintracht-Wolters-Dosen,
die man sich ja nun eigentlich des Anstands wegen nicht so alleine am Sonntagmorgen im Zug reinzwingen wollte. Glücklicher Weise
stieg in Gifhorn dann eine rüstige Rentnertruppe mit eindeutiger Schnaps-Übermonitionierung mit in den Zug und lenkte
mit ihrem Gekicher den Fokus komplett auf sich, so dass meine Dosen bis zum ersten Etappenziel in Uelzen fristgerecht
geleert werden konnten. Danach war das im Metronom schließlich nicht mehr möglich (Pro gegen das Alkoholverbot!) und
somit wurde der letzte Abschnitt mit dem Konsum der neusten 11Freunde-Zeitschrift verbracht. Im nach wie vor verschneiten
Hamburg ging's dann in die U-Bahn, welche einen nach etwas mehr als dreißig Minuten Fahrzeit in Garstedt (Ausstiegshaltestelle
für Norderstedt) entließ. Immerhin wartete hier schon eine ganz stattliche Anzahl behelmter Polizeikräfte, die wohl mit etwas mehr
als mir und meinen leeren Dosen gerechnet hatten - war wohl nichts, liebe Polizei. Ich verzichtete zudem auch auf einen
Begleitservice bis zum Stadion, das fand man dank der diversen Aufkleber auf der Strecke auch so recht einfach.
Pünktlich zu meiner Ankunft öffneten im Edmund-Plambeck-Stadion dann auch die Tore und so ging es zunächst auf die Haupttribüne,
ein paar Bilder knipsen. Hier war man dann doch mittelfristig schockiert, eine deutlich erkennbare Schneedecke lag auf dem Platz
und lediglich die Linien waren freigeschaufelt. In Sachen Bespielbarkeit absolut grenzwertig und auch die HSV-Verantwortlichen bestätigten,
dass es für die Austragung erst sehr kurzfristig grünes Licht gab. Hat man also nochmal Glück gehabt, nach der lächerlichen Geschichte
um das nunmehr zum zweiten Mal vertagte Amateurderby gegen die Hannos musste man halt auch mal zu den Gewinnern gehören.
Zu Anpfiff machte man sich dann in Richtung Gästeblock auf, wo sich gut zwanzig Braunschweiger aus allen möglichen Fanrichtungen platziert hatten.
Totschlagene Horden waren es in jedem Fall aber nicht, angesichts der 143 Gesamtzuschauer hätte man wohl auch vergeblich nach einem Gegner
suchen müssen. Die HSV-Ultraszene zog es zeitgleich vor, in Salzgitter ein Eishockeyspiel zu gucken und somit können nur Bernd Hoffmann
und Bastian Reinhardt als nennenswerte Besucher auf der Heimseite genannt werden. Das erfuhr man aber leider erst später, sonst
hätte man ja direkt mal fragen können, wieso es im Gästeblock beim heutigen Spiel kein Bier mit Alkohol geben sollte - angesichts der geschilderten
Umstände an Lächerlichkeit wohl kaum zu überbieten. Immerhin karrte der verständnisvolle Verkäufer noch ein paar Kannen Glühwein ran, der
hatte natürlich Sprit und wärmte obendrein durch - also erneut nochmal Glück gehabt :-).
Sportlich waren die Rollen im Vorfeld klar verteilt, Hamburgs Reserve trat zwar bis auf Änis Ben-Hatira nahezu ohne Profis an, doch insgesamt
gelten die jungen Rautenträger unter ihrem Trainer und ehemaligen Profi Rodolfo Esteban Cardoso als enorm spielstark. Das sollte auf dem Untergrund zwar nicht ganz so gut klappen, nach 25 Minuten lag
Eintracht dann aber doch zurück, dem besagten Ben-Hatira und seinem Distanzschuss sei dank. Immerhin hatten wir in dem Jungen nun unser
erklärtes Tagesziel gefunden und bei einer folgenden Ecke direkt vor unserer Nase wurde der Gute dann auch über seine Karrierechancen beim HSV
und bei West Ham United (da sollte es für ihn im Sommer eigentlich hingehen) aufgeklärt. Das schien den Torschützen aber auch ganz gut zu Amüsieren
und so kam es zu einem kleinen, ironischen Wortgefecht - Training für die Premier League :-).
Die Folgezeit (inklusive Halbzeit) wurde weitgehend totgelabert, das Geschehen auf dem Platz bestand eher aus einer Rutschpartie und so amüsierte
man sich lieber über einen Pulk Ordner, die verzweifelt versuchten, einen Ball aus den Ästen eines Baumes zu bekommen. Unter lautstarkem Jubel
gelang das dann auch, doch selst der Spaßjubel hielt nur kurz, wieder Ben-Hatira machte in der 72. Minute mit seinem zweiten Tor alles klar.
Schade für uns, insbesondere da es die Mannschaft auch nicht für nötig hielt, wenigstens kurz zum Abklatschen vorbeizukommen. Meine Lust auf einer
neuerliche Rückfahrt alleine im Zug war in jedem Fall merklich gesunken und so war man froh, in einem Auto noch den fünften Mann spielen zu dürfen. Ein paar
Flensburger-Pilsrunden später wurde also Braunschweig schneller als gedacht erreicht und das Wochenende dennoch als ingesamt positiv abgehakt. Basketballdamen
geschaut, 6:0 gegen Jena gefeiert und mit der U23 einen neuen Ground gemacht - Eintracht kann so schön sein!
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