„Die Auswärtsserie hält - Spitzenreiter!“
1.FC Saarbrücken 0:3 (0:0) Eintracht Braunschweig
31.07.2010, 14.00 Uhr, Ludwigsparkstadion (Saarbrücken), 7.294 Zuschauer
Jaaa, es geht wieder los! Eine gefühlt endlose Zeit ohne Auswärtsspiel sollte am
heutigen Samstag also endlich ihr Ende finden, langsam versteht man den Sinn der
StudiVz-Gruppe "In der Sommerpause bin ich immer so depressiv" :-). Nach dem
Sieg gegen Dynamo Dresden war im Umfeld (oder bei mir persönlich, je nachdem) schon
eine gewisse Euphorie ausgebrochen, zu sehr hatte die junge Mannschaft sportlich
überzeugt. Und weil die Spielplangestalter mal wirklich gute Arbeit geleistet hatten
und uns zum Auftakt mit dem 1.FC Saarbrücken einen der attraktivsten
Auswärtsgegner bescherten, war die Vorfreude gleich doppelt groß. Doch keine Fahrt
kann ohne Komplikationen laufen, bereits am Freitag ereilte uns eher zufällig die
Nachricht, dass Bonte aufgrund des laufenden Insolvenzverfahrens keinen Bus stellen
könnte. Guter Rat also teuer und so wurde spontan auf Harms umgebucht, die tatsächlich
noch ein Gefährt im Lager stehen hatten - natürlich zu einem nicht unerheblichen Mehrpreis.
Immerhin war die Tour so gesichert und da mit Nils sogar noch ein Ersatz für den kurzfristig
verhinderten Jan Bauer gefunden werden konnte, stand der Fahrt gefühlte 100 Emails und SMS
später auch nichts mehr im Wege.
Um kurz nach sieben trudelten also nach und nach alle Ballerbus-Mitfahrer bei Harms
am Schützenplatz ein und wenig später sollte der Bus (der diesmal leider nich der XXL-Crafter war)
beladen werden. Clemens hatte seine obligatorische Kühltasche gekonnt bis unter die Decke befüllt,
Nils stellte eine Premierenkiste (recht so!) und mein Rucksack platzte ebenfalls aus allen Nähten.
Die Versorgung der weiten Strecke entsprechend durchaus angemessen und so konnte bereits wenig
später daran gearbeitet werden, den Bus um einige Gewichte zu erleichtern. Bei schönem Wetter
gelang dies bestens und wurde nur durch ein paar entspannte Stops gestört, die dann zur Begutachtung der neuen Schuhe des Fußballtouristen genutzt werden konnten. Schicke Sache! :-)
Mit einem deutlichen Zeitpuffer vor Anpfiff erreichte man dann den Ludwigspark und durfte sich
direkt mal auf Parkplatzsuche begeben. Die gestaltete sich dann unerwartet kompliziert, eine dumme
Tussi am Parkplatz ließ uns relativ muckelig nicht drauf, so dass man zum Wendemanöver erstmal wieder
hinter die Stadtgrenze fahren musste. Alles recht nervig, aber schließlich stellte man den Bus
einfach an der breiten Straße ab. Wird schon passen, tat es ja dann auch und die Tante bekam
beim anschließenden Vorbeigehen ihre verbale Quittung.
Die Tickets für 7,50 Euro ermäßigt konnten nach kurzer Erläuterung des Phänomens "FSJ" ("wasch is des?")
erworben werden und nach kurzem Smalltalk am Eingang wurde das altehrwürdige Stadion betreten. Der
Ludwigspark gehört trotz seines Alters und der zweifellos teilweise deutlichen Baufälligkeit zu
den absoluten Stadienhighlights der dritten Liga, hier kann wenigstens noch von einem Fußballstadion
und keiner Arena der Marke Kastenbausatz gesprochen werden. Und weil heute mit etwas über 7.000 Zuschauern
auch sogar gut was los war, fiel auch die leichte Überdimensioniertheit gar nicht so ins Gewicht.
Zum Intro boten die französisch angehauchten Ultras der "Virage Est" eine kleine Choreo, in der sie sich
selbst und ihren fünften Geburtstag zum Hauptthema machten. Nennenswert bei der Choreo die Wendefunktion Papptafeln, so wurde aus einer Art Zielscheibe
auf Kommando eine "12". Auch eine rote Fahne der befreundeten Nancy-Leute konnte in der Kurve ausgemacht werden,
genauso wie ein kleiner Lappen der Ultras Düsseldorf, die ebenfalls mit den Saarländern sympathisieren. Im Gästeblock
konnten wir zwar nicht mit einer Choreo, wohl aber mit einer ganzen Reihe befreundeter Fans mithalten, eine durchaus
respektabele Anzahl Mannheimer und Basler hatte sich zu uns in die Sonne gesellt. Herzlichen Dank dafür und Kopf hoch, der Waldhof wird nie untergehen!
Die Rahmenbedingungen sind soweit also erklärt, Verpflegungstechnisch griff man heute ob der Hitze auf Alster zum
Preis von 2,70 Euro zurück. Hätte ja auch ein Wasser genommen, da das aber mit unverschämtzen 2,30 Euro berechnet wurde, konnten
auch gleich normale Getränke gekauft werden.. Auf dem Feld griff Lieberknecht auf seine bewährte Dresdenformation zurück, wobei
man durch das komplett weiße Outfit doch zunächst etwas irritiert war. Schade, dass die Ränder des Trikots blau statt rot sind, hätte
gerne wieder ein Auswärtsdress in den Stadtfarben á la 2002/03 gehabt. Aber gut, dafür wurden die rot-schwarzen Torwarttrikots offenbar
in Karsten Heinrichs tiefste Schublade verfrachtet, man will also nicht meckern. :-)
Spielerisch gelang beiden Teams im ersten Durchgang recht wenig, das Wetter machte schon zu schaffen und so neutralisierten
sich beide Mannschaften doch weitgehend und das Chancenkonto stand nahezu unendschieden. Auf den Rängen gefiel persönlich
das recht laute Zwischen Harz- und Heideland, auf der Heimseite sah man zwar durchaus Bewegung, vermisste aber große Akkustikhighlights.
Und spätestens ab der 63. Minute war auf der Heimseite dann sowieso Ruhe: Einen Freistoß aus gut 25 Metern zirkelte Deniz Dogan zum
zu dem Zeitpunkt unerwarteten 1:0 für die richtigen blau-gelben in die Maschen! Das kam für mich so unerwartet, dass ich mit dem Moment
der Freistoßvergabe die Situation im Grunde abgeschrieben hatte und so das Tor nur flüchtig mitbekam.. :-)
Eintracht beherrschte um den wieder grandiosen Damir Vrancic und das stets gefährliche Mittelfeld nun das zunehmend das Geschen und wenig
später krönte Vrancic seine Leistung mit dem 2:0. Mein Tippspiel-Tipp also erreicht, doch Vrancic meinte mir die drei Punkte wohl unbedingt
versauen zu müssen und machte kurz vor Ende nach schöner Vorlage von Fetsch das 3:0. Naja, ich werde es verschmerzen können.. :-) Weniger verschmerzen dürfte Calamita seine Pöbeleinlage kurz vor Spielende, die wurde von Schiri Sippel nämlich mit gelb-rot bestraft. Der genaue Wortlaut ist mir natürlich nicht bekannt, die Aktion an sich war zu dem Zeitpunkt aber auch sau blöde..
Zum abschließenden Feiern mit der Mannschaft fanden sich die üblichen Verdächtigen wieder auf dem Zaun ein, der spätestens nach Kalles "Europapokal"
sowieso ein beliebter Platz geworden war. Die Mannschaft holte sich anschließend ihren verdienten Applaus ab, besser kann eine neue Saison wohl kaum beginnen oder anders: Danneberg und
Sandhausen können kommen! Für uns hieß es nun aber erstmal zu gehen, was zunächst an einer Polizeisperre vor dem Gästeblock scheiterte. Den Sinn verstanden
selbst die eingesetzten Beamten nicht wirklich, das einzige Ergebnis war eine Stauung beider Fangruppen, die nun quasi Auge in Auge gegenüberstanden. Hätte man
die Leute einfach abströmen lassen, wäre die Situation wohl nicht eingetreten, aber gut - die BFE schob den Saarbrücken-Pöbel die Straße runter davon und wir
konnten endlich zum Bus. Dort war für die Rückfahrt natürlich Feierstimmung angesagt und da die Biere durchaus noch Betriebstemperatur vorweisen konnten,
ging es gut gelaunt und lautstark singend zurück nach Braunschweig. Filmreif sollten da nurnoch zwei Stops werden: Konnte bei Stop Nummer eins tatsächlich
noch ein Fastfoodladen besucht werden, der einen Selbst-Auffüll-Getränkeautomaten besitzt (Verlustgeschäft!!), wurde beim zweiten Halt eine Familie durch
Rockys unerwarteten Besuch am Fenster doch arg verschreckt :-). Da bekam sich Simon nur langsam wieder ein und so wurde Braunschweig bei bester Laune am Abend erreicht - als Spitzenreiter, übrigens :-)