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„Eintracht zu Gast in Karthago“

 

U.S. Monastir 1:2 (1:1) Eintracht Braunschweig
16.01.2010, 15.00 Uhr, Stade Mustapha Ben Jannet (Monastir), 500 Zuschauer

Étoile Sportive du Sahel 2:1 (1:1) Eintracht Braunschweig
18.01.2010, 15.00 Uhr, Stade Olympique (Sousse), 300 Zuschauer

Als Manager Marc Arnold zum Ende des Jahres auf einer Fanversammlung verkündete, das kommende Wintertrainingslager würde in Tunesien stattfinden, drohte das Handynetz am gleichen Abend wohl beinahe zusammen zubrechen. „Nein, es geht nicht nach Spanien – und nein, auch nicht nach Belek.“; „Ja, richtig gehört: Tunesien!“ Ein Land, welches der normale deutsche Fußballfan wohl bisher eher selten im Zusammenhang mit seinem Lieblingshobby bereisen durfte und für den vom Drittligaalltag gebeutelten Eintracht-Anhänger umso attraktiver war. Komischer Weise verliefen die Buchungsplanungen nach der Anfangseuphorie schleppend und um ein Haar hätte man sich durch fehlende Flugkontigente noch selbst um die Reise gebracht – schlussendlich erhielt Alltours für die Fünf-Tages-Tour den Pauschalreisenzuschlag, all inklusive im Vier-Sterne-Hotel und mit Flug ab Hannoi.

Und so vergingen die Tage bis zum Aufbruch wie von selbst, mit jedem neuen Schneefall in Braunschweig stieg die Vorfreude auf den Urlaub auf dem afrikanischen Kontinent. Mitfahrer SchAppi stand dementsprechend pünktlich mit seinem Automobil am frühen Morgen des 15.01. im Mastbruch, sogar so überpünktlich, dass ich minimal zu spät kam und mir erst mal eine morgendliche Predigt über enge Zeitrahmen anhören durfte. Immer das gleiche mit diesen „Dirk S.“-Menschen :-). Ingo stand als nächstes auf der Abholliste und nachdem auch dies problemlos vor dem Syrtaki erledigt wurde, ging es über die leere A2 gen Feindesland, wo schnell der Wagen abgeparkt und der genauso leere Flughafen geentert wurde. Auch hier keine Probleme und pünktlich fand man sich in der AirBerlin-Maschine wieder, welche zunächst nach Nürnberg abhob. Dies tat sie trotz Schnees auch fast on time, lediglich der Boxenstop bei den Enteisungsmaschinen verzögerte etwas. Nun aber um die Wetter-Sorgen erleichtert gab es zum Frühstück neben einem „salzhaltigen Snack“ (= Laugenstange) auch ein „alkoholisches Getränk umsonst“ (= Sekt, man gönnt sich ja mal was, wenn AirBerlin auf Inlandsflügen schon zahlt). Im Frankenland wurde erneut pünktlich gelandet und nach kurzem Rumgewarte auf dem Flughafen der nächste AirBerlin-Flieger bestiegen, diesmal nun auch mit Destination Monastir. Ob der nun einsetzenden Müdigkeit war erst mal Dauerschlafen angesagt und als die Augen das erste Mal wieder richtig geöffnet wurden, lachte die Sonne bereits über dem frisch erreichten tunesischen Flughafenterminal. Völlig blödsinniger Weise wurde man für eine Wegstrecke von einem halben Fußballfeld in einen Bus verfrachtet und die Passkontrolle erreicht. Spätestens hier offenbarte sich für uns das erwartete Horrorszenario der kommenden Tage, deutsche Rentner und andere Lustmolche jenseits des Erträglichen soweit das Auge reicht. Dementsprechend einfach war es, Jan Bauer und Rossi auszumachen, welche fast zeitgleich aus Düsseldorf gelandet waren. Die Passkontrollen funktionierten dann problemlos und so hatte man genug Zeit, auf die aufgegebenen Koffer zu warten – was man eine gefühlte Endlosdauer auch machen durfte, da die einheimischen Flughafenarbeiter wohl mitbekommen hatten, dass wir ob der Verlegung des ersten Testspiels nicht mehr in Zeitnot waren.

Nachdem jeder dann auch seine Koffer hatte, wurden die Reisebusse bestiegen, welche uns zum Ort unserer Bestimmung, Port El Kantaoui, kutschierten. Punktsieger in dem Fall die kurz vor uns abfahrenden Jan und Rossi, welche Dosenbier für die Fahrt gebunkert hatten und breit grinsend vorbeifuhren. In Deutschland hät’s dafür den nackten Arsch an der Scheibe gegeben! :-) Das Hotel wurde bei leichter Bewölkung, aber sonst klaren und angenehmen Temperaturen erreicht und im Gegensatz zu einem Opa-Oma-Paar, welches in einer Bruchbude zuvor rausgelassen wurde, auch zumindest im ersten Eindruck für gut befunden. Die Zimmer (Betonung liegt auf dem Plural, jeder gönnte sich schließlich seine ganz eigenen vier Wände plus Bad) wurden schnell bezogen und schon stand das Nachmittagstraining auf dem Programm. Für mich gut zu beobachten, hatte ich mit einerseitigem Meer- und rückseitigem Trainingsplatzblick doch nahezu den Jackpott gezogen.

Am Trainingsplatz traf man dann auch die weiteren angereisten Braunschweiger Fans, darunter auch noch fast unbekannte Leute wie den Weblöwen-Fußballgott und Robert, ein absolut eingefleischter aber herzensguter Eintracht-Fan aus Sandhausen (!), der an dieser Stelle bereits gegrüßt sei! Arne mit Frau und Enkelin waren auch dabei, genau wie Diddi Cool, der tatsächlich mit seiner aktuellen Lebenspartnerin angereist war – und dummer Weise am Folgetag bereits auch (ohne Testspiel, desolat..) wieder abreisen musste. Entsprechend gut lief der Bierkonsum am Platz, welcher von der Hotelbar gut eine Fußminute entfernt bestens gelegen war. „Duff-duff-duff“ sage ich nur :-). Lieberknecht ließ derweil Dehnübungen und kleine Spiele nach dem Schweinchen in der Mitte-Prinzip austragen, bis vom Hotelgelände offenbar leichter Brandrauch rüberzog, was den Coach zu einem erheiternden „Kaum seid ihr da, gibt’s hier Pyro“ hinreißen lies. Beim abschließenden Torschuss/-Kombinationstraining verbolzten die Spieler dann immerhin und erwartungsgemäß ihr halbes Ballnetz, welches Diddi zu leichtem Pöbeln verleitete, welches er beim Trainer in Form eines Kuchenstücks aus dem Hotel aber wieder gutmachen konnte. Für uns hieß es nun auch Essen und Chillen im Hotelfoyer, wo sich geeinigt wurde, den letzten Diddi-Abend im „Golden Bräu“-Haus zu verbringen. Golden Bräu ist eine durchaus erträgliche lokale Privatbiermarke, welche über ein eigenes Lokal verfügt, welches wiederum mit einem Taxi der Marke Schrottreif kostengünstig und schnell zu erreichen ist. Nicht zu rechtfertigen ist dennoch der Umstand, dass die Taxigruppe Bauer einen Wagen mit einer 96 neben den arabischen Schriftzeichen erwählte. Da setzt offensichtlich der Schlendrian ein, was kommt da wohl als nächstes? Solidaritäts-Boykott der Bundesbahn? ;-)

Das Brauhaus selbst wusste durchaus zu überzeugen, auch wenn das „Hells“-Bier konsequent im Weizenglas ausgeschenkt wurde. Schmeckte aber ganz gut und vom Wirt gab’s umsonst noch kleine Snacks, während ein Dudelmusiker eifrig die Gehörnerven strapazierte. Nach und nach löste sich die Reisegruppe dann auch auf und brach zurück in Richtung Hotel auf – um dort festzustellen, dass es ja noch eigentlich recht früh am Abend ist und „all inklusive“ doch eigentlich freie Getränke bis 24 Uhr beinhaltet. Also wurde sich erneut ins Foyer gesetzt und bei Freibieren bis nach Mitternacht diskutiert – na ja ok und auch gegröhlt, nachdem ein nordirischer Chelseafan sich als solcher outete und von SchAppi erst mal das „Zwischen Harz- und Heideland“ beigebracht bekam. Ehe sich jemand über die Nachtruhe beschweren konnte, machte man sich flugs gen Zimmer auf, wo erst alle Kissen und Bezüge der drei vorhandenen Betten ins Doppelbett getragen wurden und man anschließend wie der Kleine König Kallewirsch bei laufendem Musik-TV im Fernsehen gemütlich eindöste.

Am nächsten Tag hieß es für mich statt Frühtraining Ausschlafen – um es mal mit Ingo, der das gleiche tat, zu sagen: „Wenn ich jeden Tag das Training sehen will, ziehe ich halt neben das Stadion.“ Nach gutem Mittagessen traf sich die gesamte Reisegruppe vor dem Hotel, wo ein privat klargemachter Bus uns zum ersten Testkick nach Monastir bringen sollte. Den Fahrer noch schnell nach einer Möglichkeit zum Bierkaufen befragt, steuerte dieser auch zielsicher in irgendeiner Seitengasse des Hafens von Sousse einen von außen unscheinbar und unseriös aussehenden Laden an. Aus diesem holte Ingo stolze drei Paletten Dosenbier und stank danach tierisch nach Käse, da der Laden bis auf eben jenen und die Biere wohl nicht viel zu bieten hatte. Wer weiß, was die da sonst so verticken.. Die Fahrt gestaltete sich entsprechend feucht fröhlich – Rossi und Jan als etablierte Ballerbuskräfte besetzten die letzte Reihe, während ich mit dem Schulfranzösisch neben den Fahrer gesteckt wurde um eventuelle Unklarheiten direkt zu klären. Da aber keine bestanden, durfte auch ich dem Ballerbus-Job nachkommen, was bis Monastir bestens gelang und mit Erreichen des lokalen Stadions auch in emotionale Gefühlsausbrüche ausartete. Natürlich hatte man im Vorfeld spekuliert und gehofft, dass man in Tunesien nicht auf irgendwelchen Nebenplätzen kicken würde, sondern vielleicht mal ein kleines Stadion zu Gesicht bekommt. Dass man aber tatsächlich vom Ordner vor Ort die Bestätigung bekam, dass „le match contre les allemands“ im (!) 15.000er Stade Mustapha Ben Jannet stattfinden würde, erfüllte alle Träume der jungen Fankarriere. Ich habe halt nie Eintracht im Europapokal spielen sehen dürfen – aber auf afrikanischem Boden einen Kick unserer wohl für die Ewigkeit in die Niederklassigkeit verdammten Truppe sehen zu können, musste erst mal verdaut werden. Grandios!

Für einen Dinar (gut 30 Cent in Europawährung) bekam man ein schlichtes, arabisch beschriebenes Papierticket, welches nach Übersetzung über den Heimverein und den Umstand „Freundschaftsspiel“ Auskunft gibt. Das Stadion selbst weiß durchaus zu überzeugen, einer großen überdachten Haupttribüne steht eine auch nicht kleine, aber unüberdachte Gegentribüne gegenüber. Unterhalb der Anzeigetafel befindet sich ein weiterer Tribünenkäfig, welcher mit Hilfe eines Einheimischen auch bestiegen werden konnte. Man selbst postierte sich an den Rand der überdachten Tribüne, flaggte und trank die reichlich ins Stadion geschmuggelten Dosenbiere (Rossi lies es sich nicht nehmen, selbst die Fotokameratasche mit zwei Dosen des bekannten Actimel-Formats zu füllen). Erwartungsgemäß war im Stadion nämlich sonst keine Bude geöffnet und Sprit hätte es wohl ohnehin nicht gegeben, da Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit ein Tabu ist. Die anwesende Polizei sicherte uns aber zu, dass wir dies dennoch dürften. Danke für die Gastfreundschaft und Nachsichtigkeit – hätte man uns einfach weggehaftet, hätten wir uns wohl kaum beschweren dürfen. Allgemein war die Stimmung der gut 500 Einheimischen uns gegenüber auch sehr offenherzig und freundlich. Zwar schienen die wenigsten zu wissen, dass Eintracht ja eigentlich nur in der dritten Liga kickt – die Tatsache, aber gegen einen deutschen Verein zu spielen, schien als Highlightfaktor aber auch bei der Heimbevölkerung zu reichen. Befragte ich einen Tunesier beispielsweise, ob Monastir denn wirklich mit der ersten Mannschaft spielen würde, kam fast schon beleidigt zurück, dass dies „natürlich“ der Fall sei, der Ehre schon halber. Entsprechend stark zeigten sich die Gastgeber dann auch und dennoch konnte Calamita das erste Eintrachttor 2010 erzielen, um aber fast im Gegenzug den Ausgleich zu kassieren. Die im Training einstudierte Freistoßvariante „Von Boland in den Rücken der eigenen Mauer geklärt“ kam leider nicht zum Zug – kultig wurde dafür die Ermittlung des Torschützen, zu welchem Zweck ich einen weiteren Tunesier befragte. Der gab die Frage an eine Horde Kinder und Jugendliche weiter, welche mich nun beinahe umrannten um den Namen zu diktieren. Wer schon mal bei Fußballveranstaltungen in derartigen Ländern war, weiß, was ich meine – so ein bisschen Feeling like a Popstar, obwohl man ja eigentlich nur der dumme deutsche Drittliga-Supporter ist. Nachdem der Name rausgefunden war, gab es zur Belohnung ein paar von Ingos Eintracht-Aufkleber, welche derartige Begeisterungsstürme auslösten, dass sich die Kids beinahe gegenseitig an die Gurgel gingen um einen Kleber zu bekommen. Absoluter Wahnsinn in jedem Fall und die anschließenden Poserbilder mit den Eintracht-Accessoires werden die DFL-Marketingabteilung wohl vor Neid zerfließen lassen... :-)

Das Spiel plätscherte in Durchgang zwei vor sich hin, auch leichter Regen setzte tatsächlich und passender Weise ein. Wer genaue Fakten lesen will, kann dies in Dirk Schulz’s Artikel in der neuen Braunschweiger ja gerne tun (haha). Pfitzner gelang zumindest der 2:1 Führungs- und Siegtreffer, welcher Jan Bauer zu seinem klassisch-brachialen Zwischen Harz- und Heideland animierte. Dies schreckte die Kids wiederum hoch, welche die Restspielzeit einen geilen südländischen Dauersupport aufs Parkett legten und unseren Gröhlsingsang mit Pfiffen quittierten. Das ging soweit, das ein paar Burschen tatsächlich in Richtung Zaunfahnen spekulierten, aber rechtzeitig gestoppt wurden. Es folgten grandiose neun Minuten Nachspielzeit, welche wohl uneinholbaren Privatrekord bedeuten dürften. Erst nachdem der heute spielenden Ersatzkeeper Davari dem Schiri beinahe eine knallte piff der endlich ab – und wird damit in China wohl ´ne Stange Geld auf der Zielgeraden noch verloren haben. :-)

Mehr als zufrieden ging es wieder zurück in den Bus, welcher bei einsetzender Dämmerung das El Mouradi Club-Hotel sicher erreichte. Dort fesselte ich mich quasi ins Foyer, wo der Sieg mehr als zünftig begossen wurde und ich dabei die Essenszeiten leider verpasste. Der Versuch, sie des Nachts an der Bar dann wieder reinzuholen scheiterte kläglich und wurde in Form von mehreren Wodka-Lemon anderwärtig ersetzt. Zu ganz später Stunde waren schlussendlich nur noch Rossi und ich übrig und nutzten die Gelegenheit, um mit zwei Mädels aus Hamburg „Bekanntschaft zu machen“. „Freundschaft schließen“ war zumindest an dem Abend noch nicht drinne, spätestens dem Wodka sei dank wurde der Hebel „Pöbelmodus aus“ leider nicht mehr gefunden – Denise und Alex überlebten es aber, wie sich in den folgenden Tagen zeigen sollte.

Apropos folgende Tage: der folgende Tag war mit Klingeln des Weckers dann logischer Weise die ausgemachte Katastrophe. Selbst nach Duschen und Zähneputzen (und der irritierten Selbstfragen ob einem noch halb vollen Wodka-Glas neben dem Zahnputzbecher :-)) hatte man noch mehr Promille auf dem Kessel, als der normale Verstand erlaubt und so war man dankbar, als man endlich in den Bus für die heutige Tagestour steigen durfte. Die Ausgrabungsstätte um das alte Imperium Karthago und die Landeshauptstadt Tunis hatte Kultur-Papa SchAppi ausgeguckt und da man ja zugesagt hatte, biss man die Zähne zusammen und setzte sich in den Neuner. Naja, das mit dem Zähne zusammenbeißen klappte dann auch lange ganz gut und bis auf der eingekaufte arabische Busfahrer, der freundlicher Weise Kaugummis anbot, war auch Ruhe angesagt. Erst kurz vor Karthago machte sich dann auch der Magen bemerkbar, der offenbar halbnüchtern feststellte, dass man ja noch gar nichts gegessen hätte. Und da das im Zusammenhang mit Alkohol schlecht ist, entschied sich der Magen also gleich ganz reinen Tisch zu machen und aus Protest die Reste auch noch freizugeben, was dummer Weise direkt vor der Pforte des Weltkulturerbes geschah. Naja, die Römer werden’s mir auf Ewigkeit danken und wir hatten keine Probleme mit den sonst aufdringlichen fliegenden Händlern mehr. :-) Die Ausgrabungsstätte selbst, mit schönem Blick auf Tunis gelegen, kann durchaus überzeugen: Neben den tatsächlichen und gut restaurierten Fundstätten, läd ein Museum zum Besuch ein, welches auch – bei mir nach Möglichkeiten – besucht wurde. Auch das gut erhaltene Freilufttheater, in welchem auch eine intakte Bühne stand, wurde begutachtet.

Zurück von Hannibals Spuren ging es weiter nach Sidi Bou Saïd. Dies ist der Name eines Dorfes unweit der karthagischen Reste, welches als künstlerisches Zentrum bekannt ist und durch die fast baugleichen blau-weißen Häuser heraussticht. Wäre vielleicht ein Wohnvorschlag für BZ-Schmierfink Schiebold, der als Hofberichterstatter für die Monopolisten live in Tunesien weilte und in einer Dreistigkeit stets von den „Blau-Weißen“ Eintrachtspielern schrieb. Also entweder leidet der Mann unter tragischer Farbenblindheit oder ist einfach ein ganz schlechter Komiker.. unglaublich! (achja, ernsthafteVariante drei: Vielleicht sollte der gute Herr einfach beim Betrachten der von ihm zu beschreibenden Spiele seinen Kriminalroman aus der Hand nehmen…)

Egal, Sidi Bou Saïd wusste sehr zu gefallen und so entschied man sich, gleich hier etwas Essen zu sich zu nehmen. Hier ging ich nun als ironischer Gewinner hervor, hatten sich die Preise doch mehr als gewaschen und meine kleine Suppe reichte sowohl mir, wie auch meinem Geldbeutel massig aus. Die anderen schauten nicht ganz so glücklich in die sonst tolle Landschaft rund um die Dachterrasse des Restaurants und auch das servierte alkoholfreie Bier steigerte die Laune nun wahrlich nicht. Zurück am Bus traf man wieder auf Ingo, der auch leichte Defizite zeigte und auf den Rundgang verzichtet hatte. Gemeinsam – und jetzt auch langsam wieder auf Normalniveau angelangt – ging es auf der Autobahn weiter gen Tunis, wo uns der Fahrer direkt an der zentralen Hauptstraße, die stark an eine spanische Ramblas erinnert, herausließ. Ohne konkreten Plan (bzw. die dargebotenen Pläne waren nicht wirklich hilfreich) ging es durch kleinere und größere Gassen, vollgepackt mit Verkaufsständen aller Art. Nicht so wuselig wie angenommen, dafür recht dreckig und auch wenig spannend. Immerhin fand der geneigte Germanistik-Student tatsächlich Werke um rund um die deutsche Sprache und der internationale Fußballfan die gewohnte Auswahl an Trikots aus allen Ländern dieser Erde. Von der 2,8 Millionen Einwohner Stadt etwas enttäuscht ging es zurück zur Hauptstraße, tatsächlich hatte man die Wikipedia-Highlights Ez-Zitouna-Moschee und das Hafentor leider gar nicht gesehen. Ein Guide wäre beim nächsten Mal vielleicht ratsam…

Nach kurzem Stop in einem weiteren neu entdeckten Alkoholladen in Port El Kataoui, in welchem ich diesmal statt Bieren nur die von mir aus England beliebten Vinegar-Chips kaufte, wurde das Hotel am Abend wieder erreicht und jetzt ordentlich gegessen. Sogar so ordentlich, dass es mich erst einmal auf das Zimmer zurückzog, wo die gegen 15 Dinar Kaution ausgeliehene Fernbedienung (Unverschämtheit!) wirklich gute Dienste erwies und mir die Beinahe-Schlappe von Kamerun gegen Sambia im Afrika-Cup (natürlich auf Eurosport..) näher brachte. Nach Abpfiff ging es runter an die Bar, wo sich mit dem durch die beim Essen servierte Weinflatrate etwas angeschlagenen SchAppi lange unterhalten wurde. Hierbei stieg dann tatsächlich auch wieder der eigene Durst und so entschied man sich – dem Magen zur Liebe – zunächst für einen Cocktail. Naja, die Frage nach dem Cocktailangebot wurde im Grunde gar nicht beantwortet, sondern seitens des Barkeepers sogleich ein Glas mit einem ca. 70:30 Verhältnis Gin befüllt, während der Rest irgendeine Orangennektarsoße darstellte. Schmeckte wie Medizin und so blieb’s bei dem einen Süßgetränk und man zog lieber erstmals in die Hoteldisko, wo auch ein großer Teil der Reisegruppe inklusive der schon genannten Hamburger Mädels rumsaß. Ja, die saßen, weil die Disko ungefähr so leer war, wie das Wolfsburger Elsterwegstadion bei nem B-Jugendspiel. Nur ein paar (meint: ein Paar, also zwei Personen) tanzte zu den drei CDs, die der Ersatz-DJ eigenen Angaben zu Folge von dem Resident-DJ für diesen schönen Sonntagabend zur Verfügung gestellt bekam. Immerhin war da auch Modern Talking drauf, was in Verbindung mit zarten Reggae-Klängen zumindest SchAppi zu einer kleinen Tanzeinlage brachte, welche dann auch supportet wurde. Sonst war viel Erzählen angesagt – spätestens als Slim, der One-Man-Hotelanimateur, sich dazugesellte. Slim ist eigenen Angaben nach Informatikstudent, der wohl seinen Unterhalt im Hotel etwas aufbessert und hier quasi alles macht. Tagsüber Freizeitangebote, Abends Vortänzer für die geiernden Rentner. Glücklicher Weise ist er dabei chronisch besoffen und so war sein Blick fast flehend, ehe SchAppi ihm endlich einen Wodka Gummibärchen-Saft ausgab. Begründung Slim: „I need this – today I must dance three hours with alte Omas!“ Im gleichen Sprachstil brabbelte er uns noch etwas länger zu, bot so ziemliche alle Dienstleistungen inklusive Nutten an, ehe er sichtlich angetrunken anfing die Hamburgerinnen zum Umgarnen, was man hierzulande wohl als “Sexuelle Belästigung mit besonderer Schwere der Schuld” genannt hätte. Nervte am Ende ein bisschen, aber irgendwann machte Slim den Abflug und wenig später dann auch wir, denn nachdem die CDs wohl aufgebraucht waren ging das Licht einfach aus und man saß im Dunkeln. Gute Nacht und auf Wiedersehen!

Am nächsten Morgen stand dann für mich erstmals das normale Frühstücksbuffet auf dem Programm (ja all inklusive lohnt sich wirklich :-)) und anschließend ein Besuch beim Training. Geübt wurden erneut Freistoßvarianten auf das eine Tor, das andere wurde mit sonstigem Gebolze malträtiert. Bin in jedem Fall mal gespannt, wann man eine der ausgeklügelten Geheimfreistöße mal in Echtzeit sieht – passender Weise scheiterten von denen die Meisten im Ansatz, während die Direktdinger von Kruppke regelmäßig saßen. Sonst machte das Training während des Aufenthalts aber einen guten Eindruck, die Mannschaft harmoniert intern prächtig und Lieberknecht erntet sowohl bei Weblöwen-Fachtrainer Tobias, als auch bei mir großen Respekt, da er es sich nicht nehmen lässt, nahezu alle Übungen selbst mitzumachen. Insbesondere die Dehn- und Laufübungen sind sicherlich für jemandem nach dem Karriereende nicht ohne weiteres zu schaffen!

Ein Teil der Braunschweiger Reisegruppe, aufgestockt durch die nun doch freundschaftlich gesinnten Hamburger Mädels, machte sich dann bereits am Vormittag auf in die Braunschweigische Partnerstadt Sousse. Denise und Alex kam es ganz gelegen, trauten sich die beiden doch nicht so ganz auf eigene Faust außerhalb der Hotelwände und so wurden die beiden gleich quasi einverleibt und auch entsprechend von Ingo mit Schals ausgestattet. Blau-Gelb sei aber für beide eh kein Problem, da ihr Handballverein die gleichen Farben hat. Sympathiepunkt erreicht! :-)

Im Herzen von Sousse wurde man vom Fahrer schlussendlich rausgelassen, zugleich aber enttäuscht, da der geplante und im Preis eingerechnete Guide leider offenbar nicht mehr existent war. Im Gegensatz zu Tunis sollte dies aber kein Problem darstellen, die Medina (Altstadt) lag schließlich einen Katzensprung entfernt. Katzensprung bitte wörtlich nehmen, dem Janni seine Lieblingstiere streunerten in einer Dichte herum, dass einem als erklärten Meerschweinchenfan ja schon fast Angst und Bange wurde. Die Altstadt ist durch eine gut erhaltene beige Mauer vom Drumherum getrennt und besteht im Grunde nur aus engen Gassen, welche einen XXL-Basar bilden. Hier wurde man nun auch endlich von allen Seiten vollgequatscht und zum Kauf der sinnlosesten Dinge heranzitiert, was aber zumeist abgewehrt werden konnte, auch wenn man sich dann mit gebrochenen Deutsch-Phrasen beleidigen lassen durfte. „Schwaf(b)en“ sind wir aber schon mal gar nicht. Fündig wurde man schließlich dann doch in der einen oder anderen Klamottenbude, während für mich ein Etoile-Trikot heraussprang, dachten SchAppi und die Mädels eher an Alltagskleidung. Und siehe da, der nette Herr Verkäufer zeigte sich mehr als offen: Wir: „Was willst Du dafür haben?“ Er: „So und so viele Dinar“, Wir: „Zu teuer“, Er: „Aber bedenke, was zahlst Du dafür in Deutschland?“, Wir: „Ja, das hier ist aber ne Fälschung.“ Er: „Ja, aber eine Originalfälschung!“ Was er damit meinte wurde sogleich gezeigt, die von uns auserkorene Fälschung hielt nämlich zusammen, während ein anderer rangekarrter Pullover bereits beim anfassen zerbröselte. Er: „Ich könnte euch auch so was verkaufen – nein, gebe euch nur die besten Fälschungen!“ Genialer Typ und es wurde noch besser, als wir kritisierten, er hätte ja gar keine Eintracht-Trikots im Angebot: Er (zeigt auf mein getragenes inoffizielles Traditionstrikot, welches seinerzeit von den Ultras vertrieben wurde): „Hast Du noch eins davon?“ Ich: „Nee“, Er: „Schade, ich würde es nehmen und kopieren. Dann können es alle hier kaufen!“ Ja so erschließt man den tunesischen Markt lieber Herr Heinrichs! Immerhin bekam er noch einen kleinen Wimpel zur Preissenkung und 20-Jahre Family-Aufkleber, welche sicher auch demnächst zu haben sind. Total irre..

Ingo ließ sich schließlich noch für Karnevalszwecke mit einheimischen Kleidern („Was willst Du damit, die sind für Frauen?!“) einkleiden, ehe man sich auf die Suche nach Schals der Lokalvereine machte. In einer Randgasse neben einem Bolzplatzground, der in der 11Freunde sicherlich eine Doppelseite bekommen würde, fragten wir schließlich eine Gruppe Einheimischer nach einem Fanshop und wurden sogleich von denen durch die halbe Stadt zu irgendwelchen Ständen geführt, die letztlich zwar keine Schals boten, dafür eine Hand voll neue Handynummern, unter denen man sicher demnächst was bekommen würde. Also verkaufstüchtig sind sie ja, die Tunesier. Nachdem das mit netten Fußball-Graffitis bemalte Stadttor durchschritten war, ging es an der Festung entlang zu einem Restaurant, wo uns vom Einweiser Biere für einen Dinar versprochen wurden. Desolater Weise waren die dann ohne Alkohol und auch noch teurer – Ingos trotzdem gegebenes Trinkgeld versetzte Bauer in endlose Schimpfarien, „man gibt doch für alkoholfreies Bier niemals Trinkgeld!!“ :-)

Besser machten wir es dann nach Rückkehr am Hafenpier, wo zwar nicht auf den alten Kreuzfahrtsegelschiffen eingekehrt werden konnte, dafür im anliegenden „Lido“-Restaurant. Dort wurden zwar obligatorisch die Karten gereicht, da aber nur noch 20 Minuten bis Abfahrt waren, lediglich schnell ein einheimisches Celita-Bier runtergestürzt – das erste des Tages, übrigens. Jetzt motiviert wurde der Busfahrer sogleich angehalten, bitte auf dem Rückweg zum Hotel einen Stop für Alkoholkauf einzulegen, welches er auch für am Ende zwei Paletten tat. Der folgende 10 Minuten-Trip zum Hotel kostete zu großer Erheiterung bereits eine ordentliche Menge dieser Kapazitäten, reichte aber dennoch auch für die nun schnell eingeladen Reste der Reisegruppe, welche Sousse bereits früher besucht hatten. Die Fahrt ging schließlich wieder zurück, allerdings in einen recht entlegenden Randbezirk der Hauptstadt des Sahels, wo das Stadion des mehrfachen Champions Etoile Sportive du Sahel seine Heimat findet. Der neunfache tunesische Meister und Sieger der Afrika-Champions League von 2007 sollte den nächsten Gegner unseres Blau-Gelben Starensembles stellen und gleichzeitig wohl das sportliche Highlight der Tour sein. Mit großer Begeisterung betrat man also den Hammerground der Gastgeber, das Stade Olympique. Ein richtig schöner, typisch afrikanischer Gammelground mit Rost an allen Ecken und vielen trockenen Stehstufen, Kapazität roundabout 25.000 Zuschauer. So viele waren es ob der Montagsanstoßzeit und des zeitgleich laufenden Afrika-Cups zwar lange nicht, dennoch wirkte alleine das Ambiente traumhaft.

Ein lokaler, deutschsprachiger Vereinsmitarbeiter begrüßte jeden Fan quasi persönlich und beorderte uns sogleich auf die Vip-Plätze – nicht zuletzt, da wir hier auch wie schon in Monastir gerne und ungestört unsere verbleibenden Dosen trinken dürften. Wirkte schon ein bisschen komisch neben den ganzen tunesischen Anzugträgern – sprach man den Offiziellen beispielsweise im Smalltalk auf den gerade von Etoile zu Werder Bremen gewechselten Aymen Abdennour an, so verwies er auf den direkt uns sitzenden Vater, der sichtlich stolz war, dass wir seinen Sohn tatsächlich kannten. Und endlich fand man hier auch Einheimische, die den Goalgetter und ehemaligen BTSVler Muhammed-Ali Mahjoubi kannten, der immerhin 66 Spiele für unsere Eintracht absolvierte.

Das Spiel begann dann mit etwas Verzögerung und etwas weniger Zuschauern, als zuvor in Monastir. Dafür waren die Jungs hier auch etwas frecher und so machten sich ein paar schwarz gekleidete Jugendliche frühzeitig an den Bannern zu schaffen und konnten nur mit einem recht schnellen verbalen Eingreifen von ihrer Schandtat abgebracht werden. Auch sonst war man hier weniger der gern gesehene Gast der Massen, sondern wurde auch gerne mal ausgepfiffen, was allerdings eher unspektakulär anmutete. Immerhin kam auch hier das Zwischen Harz und Heideland auf der überdachten Vip-Tribüne recht laut rüber, auch wenn sich die importierten Hamburgerinnen weigerten, mitzusingen. Schlimme Vergangenheit haben die … Auf dem Feld legte Eintracht gegen die ersatzgeschwächten Gastgeber los wie die Feuerwehr und ging durch Kumbela 1:0 in Führung – Tor eins nach der Rückkehr. Den Tunesiern gelang wenig später jedoch der Ausgleich und wie Herner Wansch alias Fußballgott bei seiner Liveschalte in den Weblöwen-Ticker richtig bemerkte, entstand ein rassiges Kampfspiel. Dummer Weise patzte die Abwehr beim Versuch auf Abseits zu spielen in Halbzeit zwei auf eine dusselige Art und Weise und ließ Etoile so den Siegtreffer erzielen. Am Ende knapp verdient, da Eintracht die wenigen sich bietenden Chancen nicht mehr nutzte und konditionelle Defizite ob des strammen Trainingsprogramms zeigte.

Ein letztes Mal ging es mit dem gemieteten Bus also zurück zum Hotel, wo nach kurzem Futtern der letzte Abend im Brauhaus sein Ende finden sollte. Und trotz leichter Startschwierigkeiten ging dies ganz rund, da auch Herr Hagedorn endlich seine Trinklust gewann und man den Hamburgerinnen nicht nur eine Schauergeschichte aus der Braunschweiger Fanlandschaft erzählen konnte. „Zu viel Informationen“ stellten die fest – „ihr seid doch alle verrückt“ hätte wohl auch gepasst.:-) Gegen halb zwei kutschierten uns die Taxen wieder ins Hotel, wo die letzte Nacht im Königsbett erneut sehr entspannt verbracht wurde.

Entsprechend relaxed hieß es am morgen dann Aufstehen, Duschen, Packen und nach Schlüsselabgabe ein letztes Mal das Training begutachten. Lieberknecht schonte die Spieler heute und beschränkte sich auf recht zweideutig-lustig ausschauende Sportgymnastik, welche den Hamburgerinnen nicht ganz klar wurden. Die waren immerhin jetzt schon soweit, das Training zu gucken, sehr gut. Das Wetter zeigte sich am Abreisetag von seiner insgesamt schönsten Seite, richtig warm und sonnig wurde es, so dass Janni Bauer mit knallroten Oberarmen im Muskelshirt (hihi) umherwandelte. Unsereins nutzte dies zum ersten und einzigen Strandspaziergang, welcher doch Sommergefühle hochstiegen lies. Die restliche Zeit wurde am Pool bei Radler-Bieren verquatscht und sich über das Hannoveraner „Tod uns Hass“-Plakat in der Springer-Hetzzeitung gefreut, ehe es nach einem letzten Mittagessen Abschied nehmen hieß. Tobi, SchAppi und ich machten uns als erstes zum Airport auf, welcher am frühen Nachmittag auch erreicht wurde und ein letztes Kapitel der Lachmaschine eröffnete:

Zunächst wurde man von mehreren ganz böse dreinblickenden Zöllner/innen ausgefragt ob man noch verbotener Weise Dinars hätte, ob man seinen Reisevoucher hätte, ob man seinen Pass hätte usw. – um dann zur Sicherheitskontrolle zu kommen, die diesem Begriff wohl soweit fern liegt, wie Hoffenheim von Fußballtradition. Tatsächlich piepte bei jedem das Röntgengerät, woraufhin sich ein aber so was von unmotivierter Grenzer bemüßigt sah, jeden mit einem Klaps auf die Schulter durchzuschieben. Das Handgepäck wurde zwar durchleuchtet, doch der dafür zuständige Zöllner schlürfte lieber Kaffee und rauchte seine Kippen, so dass ihm glatt entging, dass SchAppi versehentlich noch eine gut gefüllten Wasserflasche im Rucksack vergessen hatte, die er zu seinem eigenen Erstaunen nach den Kontrollen unentdeckt und unversehrt vorfand. Unglaublich! Im Duty Free Shop kam man dann immerhin noch zu Parfum und dem zuvor mehrfach vergeblich gesuchten Dattel-Schnaps, ehe man sensationelle 90 Minuten vor Abflug (!) zum Boarding gebeten wurde. Auch noch nie erlebt, aber gut, im geräumigen Airbus A330 konnte man in Ruhe die offerierte Presselektüre lesen und so die Zeit gut rumschlagen, ehe der Flieger nach gut zwei einhalb Stunden in Nürnberg bei Temperaturen um die null Grad aufsetzte.

Hier nun Entertainment zweiter Teil: Da man ja im zollfreien Anschlussflugterminal blieb, war man davon ausgegangen, dass die in Tunesien gekauften Flüssigkeiten natürlich nicht weiter beachtet werden würden, da man ja keine weiteren Sicherheitskontrollen zu befürchten hätte. Denkste, nicht so im Freistaat Bayern, welcher natürlich noch mal durchleuchten wollte. Und da nützte es nichts, dass man halt gerade aus dem anderen Flieger gepurzelt war und folglich durften die Getränke von SchAppi und mir im Sondergepäck für fünf Euro aufgegeben werden. Natürlich informationspolitisch eine Frechheit, der man aber schlussendlich mit Humor begegnete, da eine Flasche auch bereits defekt war und nun liebevoll in einem Karton verpackt wurde, anstatt einen unserer Rucksäcke voll zu sauen. SchAppi übernahm das Aufgeben und hielt dabei mit dem Packmenschen einen kurzen Smalltalk, um dann von einem Meckertypen angemacht zu werden, er solle sich doch beeilen, andere würden auch warten. Unverschämtheit von dem Bengel, schließlich hielten wir nun ob des Anschlussfluges wahrlich nicht den Verkehr auf und ob der Schlumpfgröße des Meckermenschen von vielleicht 1,70 Meter auch ein sehr gewagter Schritt. SchAppi lies sich zumindest nicht lange bitten und belegte den Herrn im feinsten B-Platzpöbeldeutsch, was diesen erst mal erstarren lies. Recht so, Idiot! Weiter ging’s an der nun natürlich noch ausstehenden Sicherheitsschleuse, wo Chaos herrschte, weil eine Frau mehrfach rein und raus wollte und natürlich immer erneut kontrolliert wurde, was sie völlig aus der Fassung brachte. „Der Trend geht halt zur Zweitbombe“, wie mein Mitfahrer sehr treffend formulierte. :-)

Nachdem man sich also genug amüsiert hatte, folgte erst mal Ernüchterung, dass der Flug mehr als eine halbe Stunde Verspätung haben würde, was natürlich ob der fortgeschrittenen Tageszeit nicht unbedingt dankbar aufgenommen wurde. Aber auch hier sorgten andere Passagiere für Erheiterung – beim dann endlich vollzogenen Einstieg stellte ein junger Herr vor uns fest, er hätte ja gar keine Boardkarte, „verloren oder so:“ Ja wie willst du denn dann Fliegen, mein Bester? Wiegesagt, Entertainment pur, welches nach der nun super verspäteten Landung in Hannoi noch seine entgültige Krönung fand: Nachdem die Koffer vom Gepäckband erhalten wurden, wartete man halt nur noch auf seine Sondergepäck-Kiste mit dem Dutyfreezeugs aus Monastir. Und siehe da, auf einmal fährt so ein arabisch anmutender Passagier mit unserer Kiste (klar und deutlich mit SchAppis Nachnamen in Eddingschrift gekennzeichnet) vorbei. Dem wurde die dann erst mal flugs wieder abgenommen, das wäre ja noch schöner mein Freund! Immerhin stellte die Rückfahrt trotz kurzer Irritationen im Parkhaus kein Hindernis mehr da und zu den Klängen der Toten Hosen wurde Braunschweig gegen 23 Uhr erreicht. Danke an alle für dieses geniale Trainingslager, welches sportlich wie kulturell, wie auch menschlich die Erwartungen voll erfüllte und sogar übertreffen konnte! Ich freu mich auf 2011.. :-)

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