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„Auf dem Platz hui, auf den Rängen pfui!“

 

Rot-Weiß Ahlen 0:3 (0:1) Eintracht Braunschweig
26.02.2011, 14.00 Uhr, Wersestadion (Ahlen), 5.120 Zuschauer

Frisch aus Portugal zurück ging gut zwölf Stunden nach der Wiederankunft am Hauptbahnhof erneut zurück zum Selbigen - die nächste Fußballtour stand schließlich bereits wieder auf dem Programm: Eintracht sollte am heutigen Samstag mal wieder in Ahlen-Westfalen gastieren und weil der ehemalige Mastbrucher Nachbar Jan-Peter zusammen mit der Freundin nunmehr in Bielefeld zwecks Studium seine Bleibe gefunden hat, bot sich ein anschließender Besuch bei den Beiden natürlich an. Dazu aber später mehr, zunächst sollte schließlich mal wieder mit dem Ultrahaufen um Cattiva und Umfeld Zug gefahren werden, um 9.20 Uhr startete der Doppelstock in Richtung Westen. Wenig später sollte auch ein Entlastungszug der Bundesbahn eingesetzt werden, davon hielt ich persönlich angesichts meines Studententickets nicht viel, schließlich haben Doppelstock-Züge viel mehr "Bewegungsfreiheit" ;-).

Die Fahrt an sich verlief dann recht ereignislos, in Vechelde stieg Ralfi in unser Abteil, in welchem auch die Wanderers Platz genommen hatten. Die klagten wenig später über akute Biernot, leider konnten auch meine spärlichen Reserven nicht die gewünschte Oase in der Wüste bringen (von Ralfis "Reserven" mal ganz zu schweigen :-)). Ahlen wurde schließlich pünktlich und ohne Zwischenfälle erreicht, so dass sich der gut 300-Mann starke Zugfahrerhaufen erstmal am Bahnhofsvorplatz sammelte. Hier machten die ersten Gerüchte über die Kollektiv-Festnahme einer bereits am frühen Morgen gestarteten Zugfahrerbesatzung die Runde, tatsächlich wurden die Jungs aber bereits wieder in Richtung Heimat geschickt und somit blieben jetzt recht wenig Solidaritätsmöglichkeiten. Nach kurzer Beratung entschied man sich also doch für den Marsch zum Stadion, welcher dann recht geordnet und mit dem neuen Banner gegen Stadtverbote in der ersten Reihe abgehalten wurde. Den Banner ziert ein Zitat aus eben dem Schreiben, welches insgesamt neun Braunschweiger Stadionverbotler erhielten, welches ihnen den Zutritt zur "Stadt" (ähm....) Ahlen am heutigen Tag verwehrte. Sinnlose Aktion, auch wenn man über diverse Formulierungen rund um die "sogenannten Ultras" doch recht gut schmunzeln musste :-).

Mit Erreichen des Weges an der Werse zündeten einige Deppen dann leider ein paar Böller - die Schuldigen konnten aber ohne Hilfe der durchaus kooperativen Polizeieinheit intern zur Rechenschaft gezogen werden. Es bringt halt einfach nichts, in in stundenlangen Diskussionen für den Einsatz von kontrollierten Pyrotechnik zu werben, wenn einzelne Leute sich nicht mal auf dem Weg zu Rot-Weiß Ahlen unter Kontrolle haben.. Genug aber dazu, der Bereich vor dem Gästeblock war eh komplett in blau-gelber Hand, was auch nicht zuletzt an den vier Fanbussen standen, die ebenfalls bereits eingetroffen waren. In Verbindung mit den Zugfahrern war das Einlasschaos also perfekt und man entschied sich kurzerhand, lieber mit den üblichen Verdächtigen noch ein wenig zu warten und zu quatschen. Auch der Ballerbus mit Simon, der Jan-Peters und meine Karte hatte, traf wenig später ein - mit unterschiedlichen Mienen, schließlich gab es auf der Hinfahrt nicht eine Kiste Bier. Wenn man schonmal nicht dabei ist :-).. Aber auch hier vor Ort gestaltete sich die Bierlage auf den ersten Blick kompliziert, zwar gibt es nach wie vor das bekannte Kiosk in der Nebenstraße, nur leider wollte uns das zwar freundliche, aber leider auch völlig inkompetente Polizeiteam da nicht mehr hinlassen. Wiegesagt - die Jungs sagten das durchaus in einem netten Tonfall, zeigten aber gleichsam ihre Fehlpeilung, da man schlichtweg ein paar Meter weiter hinter den Bussen die Sperre umgehen konnte, was dann auch nicht wenige taten. Zum Dank gab es für jeden revoluitonären "Durchbrecher" Paderborner Biere in der Flasche (!), was das Niveau des besagten Gebräus aber nicht bedingt heben konnte..

Kurz vor Anpfiff hatte sich der Stau an den Kassen dann ein wenig gelegt und man betrat ebenfalls das Stadion. Dort war der Gästebereich natürlich schon picke-packe voll und somit steurte man auf gut Glück in die Reihen, wo man recht schnell auf die Cor Leonis-Bande traf. Die hatten heute offenbar alle Durst und im Gegensatz zum Stummen Restblock wurde hier auch fleißig gesungen und gepöbelt. Da blieb man natürlich gerne hängen, auch wenn die Sicht etwas eingeschränkt war. Okey, gut war die in Ahlen sowieso noch nie - und wieso man heute den Pufferblock (?!) zwischen der BTSV-Sitzplatztribüne und den Gästestehrängen geschlossen hielt, bleibt wohl auch Geheimnis des Sicherheitschefs. So zwängten sich die gut 2.500 Gäste dann halt in die zwei Blöcke, wo es zum Intro dann neben Doppelhaltern und Fahnen auch etwas blauen Rauch zu sehen gab - fragt sich, wo der Gelbe geblieben ist :-)? Auf der Heimseite gab es derweil und erwartungsgemäß nichts spektakuläres, auch wenn sich tatsächlich eine rot-weiße Ultraszene um die "Tribuna Unida"-Gruppe gebildet hat. Große Bäume konnten die natürlich nicht ausreißen, aber immerhin besser als gar nichts. Das dürften die wohl selbst auch so sehen, schließlich findet man gerade im 2.Bundesliga-Fotoarchiv auf der Tribuna-Homepage nicht wenige Spiele, wo Fotos des eigenen Blocks einfach mal mangels Teilnehmern Fehlanzeige sind (http://www.tribuna-unida.info/) :-). Den großen Larry brauchen wir aber dennoch nicht raushängen lassen, denn auch wenn die heutige Gästezahl natürlich top war - viel lauter als die paar Ahlener dürfte es öfters aber auch nicht gewesen sein. Cattiva ging in der Masse und der großen Ausdehnung des Blocks schlichtweg unter und leider verbrauchten viele Gäste"fans" ihre Energie lieber in dem Gepöbel ob der schlechten Sicht, als im Support. Ich weiß, das Thema ist uralt und sollten wir ab dem nächsten Sommer wieder in den großen Stadien der Republik spielen, wird es ohnehin akut. Aber trotzdem: Der "Gästefanblock" heißt "Fanblock", weil da eben die "Fans" des Gastvereins stehen. Unter Fansein verstehe ich für gewöhnlich dann auch das Supporten der eigenen Mannschaft, zumindest doch bitte bei den Klassiker-Gesängen. Wer aber nun, wie heute leider mehrfach geschehen, nicht mal bei den "Eintracht"-Schlachtrufen die Floßen hochbekommt, sollte sich doch überlegen, ob er nicht auf die Sitzplatztribüne wechselt. Ganz ehrlich, weil so macht das für die singewilligen "Fans" dann auch keinen Spaß mehr. Aber gut, Diskutieren brachte eh recht wenig und daher supportete man halt so wie immer, im Falle von Jay Bee dabei auch ohne Rücksicht auf Verluste und umstehende Leute, was ich aber auch nur zu gut nachvollziehen kann.

Kommen wir also zu den wirklich erfreulichen Dingen des Tages und die lagen natürlich auf dem Platz: Trotz (oder gerade wegen?) des Sieges von Ahlen am Spieltag zuvor in Offenbach hatte man ja durchaus Respekt vor der von Arie van Lent trainierten Truppe aus Westfalen, auch wenn unsere Gastspiele hier zumeist erfolgreich geendet waren. Heute sollte zunächst aber wieder Petkovic im Fokus stehen, der direkt vor der BTSV-Kurve einige gute Paraden zeigte. Man war also schon mit dem Remis zur Pause zufrieden, als erst Dogan mit einem Freistoß den Pfosten traf (40.), ehe Dennis Kruppke drei Minuten vor dem Halbzeitpfiff eine flache Hereingabe direkt unter die Latte nagelte - 1:0. Das ist in diesem Jahr halt alles kaum in Worte zu fassen, das Glück der letzten zehn Jahre scheint sich in einem zu ergießen.. In der Pause wurde daher auf dem kultigen Vorplatz beim Gästeblock erstmal in ein Bier (alkoholreich, dafür für immerhin 3,50 Euro) investiert, ehe es im zweiten Durchgang weitergehen sollte. Eintracht spielte nun logischer Weise auf das Tor vor dem Gästeblock und das schien der Mannschaft weiter Flügel zu verleihen: Erst zählte nach gut einer Stunde ein Bellarabi-Treffer wegen Abseits nicht, dann konnte Dogan nach einer Ecke aber zum vorentscheidenen 2:0 abstauben (71.). Ahlen brach nun endgültig zusammen, Reichel umkurvte den Gästekeeper und Edeljoker Fetsch konnte nur drei Minuten später sogar das 3:0 erzielen. Theoretisch wären im Anschluss sogar noch mehr Treffer möglich gewesen, Eintracht zeigte aber Gnade und beließ es bei dem ja dennoch deutlichen Auswärtssieg, was sogar mit einer gehaltenden (!) Fackel gefeiert wurde.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich auch schon zu Basti auf den Trennzaun begeben, wo obligatorisch wieder der Sieg gefeiert wurde - natürlich in völliger Euphorie, die dann zur Folge hatte, dass man seinen zuvor abgegebenen Rucksack am Stadion vergaß. Das fiel Jan-Peter dann immerhin kurz vor dem Bahnhof auf und so latschten wir halt wie blöde wieder zurück und konnten das gute Stück tatsächlich kurz vor Torschluss noch zurückerhalten. Peinliche Aktion natürlich, die uns dann wenigstens den Anschluss an den Cattiva-Haufen brachte, die aus Solidarität noch warteten, da ein Fan zuvor wegen des Urinierens an eine Hecke zur Personalienfeststellung gebeten wurde. Wenn schon sonst nichts passiert .. Der Gute wurde dann aber wenig später zum Bahnhof gebracht, wo es mit dem Zug dann wieder in Richtung Minden ging. Nicht ganz zumindest, Jan-Peter und ich stiegen wie eingangs beschrieben in Bielefeld aus, wo der Auswärtssieg zusammen mit der In-Augenscheinnahme des "Superbullen"-Films noch zünftig gefeiert wurde. Ein toller Tag :-)

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