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„Jahresauftakt der Polizei“

 

14. Toto-Lotto-Cup
07.01.2011, 19.00 Uhr, BBS-Sporthalle (Alfeld), 700 Zuschauer (ausverkauft)

Dass es eine Mannschaft von Eintracht Braunschweig nochmal zum "Toto-Lotto-Cup" nach Alfeld verschlagen sollte, grenzt ehrlich gesagt schon fast an ein Wunder. Nachdem man in einem heute schon fast legendär gewordenen Turnier im Jahre 2005 zusammen mit der aktiven Szene von Hannoi in der kleinen Alfelder BBS-Sporthalle unter einem Dach stand, sich entsprechend bepöbelte und wenig später durch eine ebenfalls aus Maschseequallen mutierte Polizeieinheit aus der Halle geprügelt wurde, war der blau-gelbe Ruf in dem Dorf an der Leine ruiniert. Mit Schrecken stürzte sich die lokale Schmierpresse auf den Vorgang und während man im Hildesheimer Raum den dritten Weltkrieg gerade so verhindert sah, nutzten HAZ und andere Schmierfinken die Chance natürlich, die Eintracht-Szene mal so richtig durch den Dreck zu ziehen. Die damals wirklich einmalige Solidaritätsaktion der Mannschaft, welche die Situation richtig enschätzte und aus Protest die Weiterteilnahme am Turnier ohne ihre Fans verweigerte, wurde von den Medien natürlich gekonnt verschwiegen und hatte im Grunde nur die Konsequenz, dass auch Uwe Hain und seine Truppe zur "persona non grata" im roten Feindesland wurden.

Heute schreiben wir aber bekanntlich das Jahr 2011 und weil sich genauso bekanntlich nichts schneller ändert, als die Zeit, ist Eintracht wieder dabei. Der Trainer ist in Christian Benbennek bekanntlich ein Neuer, die Mannschaft sowieso und im Gegensatz zum Skandalturnier vor sechs Jahren sind auch (ausgerechnet) die Hannos nicht mehr eingeladen. Toto Lotto hat als Topsponsor des Turniers da wohl angeblich seine Finger mit im Spiel - uns soll es aber egal sein, denn das Teilnehmerfeld ist auch ohne die Marionetten von Martin Kind durchaus attraktiv: Der VfB Oldenburg, der SV Meppen, Cloppenburg, Havelse und die Zweite der Osna-Kühe sind sind in diesem Jahr mit von der Partie und zumindest die Oldenburger Szene hatte ihre Teilnahme bereits frühzeitig verkündet. Grund genug also für Cattiva und Co, ebenfalls für das Turnier zu werben und somit waren die Vorzeichen auf einen attraktiven Einstieg in das neue (Aufstiegs:-)) Jahr bestens vorgezeichnet.

Für mich begann der Freitag wie gewohnt mit einem Schulpraktikum in Hildesheim, dass mir die wohl kürzeste Anfahrtsroute ermöglicht wurde. Mit der Kombi aus Eurobahn und Metronom (Bahnprivatisierung olé) wurde Alfeld nach einem Umstieg in Elze erreicht, an beiden Bahnhöfen warteten bereits dezente Polizeieinheiten auf mögliche Fanmassen. Ein harmloser Student wie ich kam da aber problemlos durch und so konnten die letzten Meter zur Halle bei leichtem Nieselregen zu Fuß gemeistert werden. Unterwegs wurde der Fotokollege von Braunschweig1895.de nebst Anhang noch getroffen und so sah man gleich drei entgeisterte Gesichter, als wir die Sporthalle erreichten: Demonstrationsabsperrungen, ein Knastbus und ein ganzer Fuhrpark in grün und weiß - die Laune sank doch beträchtlich ab. Logischer Weise wurde ein entsprechend Bogen um den Braunschweiger Gästeeingang gemacht, auf Kontrollen für die Fotokameras hatten wir keine Lust und daher wurde die Halle zivil über den Haupteingang betreten.

Drinnen war auch dann auch schon durchaus Betrieb, das erste Spiel zwischen unseren beiden Gruppengegnern Hildesheim und Holzminden hatte gerade begonnen und folglich hatte sich das fußballinteressierte Dorfvolk bereits artig seine Plätze bezogen. Links und rechts der gut 700 Zuschauer fassenden Tribüne waren für Oldenburg und Braunschweig noch Bereiche abgetrennt - am Ende sollte ein de facto Ausverkauf gemeldet werden. Um die restliche Wartezeit auf den Hauptpöbel zu überbrücken wurde draußen noch ein bisschen mit Ingo und Bernhard verweilt, wobei letzterer bereits zielstrebig auf sein "Tagesziel" hinarbeitete :-). Der Großteil des Cattiva-Autokorsos kam dann auch wenig später an, "Frohes Neues Jahr"-Sagen war also angesagt und zum fröhlichen Jahreseinstieg gab es gleichmal das erste Generve am Eingang. Die top-motivierte Polizeitruppe war durch das Eintreffen der wohlgemerkt farbenfroh blau-gelb gekleideten Cattivisten natürlich hellhörig geworden und verbot erstmal eine ganze Reihe von Materialien. Hin- und Herdiskussionen also mit dem Veranstalter - am Ende durften immerhin die kleinen Fahnen neben den Bannern und einer Trommel mit hinein. Da entscheidet man sich im Vorfeld schonmal präventiv, nicht mit einem aggressiv wirkenden, aber materiallosen Black-Mob anzureisen und dann bringt das auch wieder Ärger - aber gut, dazu kommen wir später.

Jetzt hieß es erstmal seine Plätze einnehmen und nachdem sogar der große CABS-Schwenker sachgerecht aufgehängt werden konnte, stand dem ersten Spiel des Tages gegen den VfV Borussia Hildesheim nichts mehr im Wege. Der Oberligist stellte den nominell stärksten Gruppengegner und entsprechend schwer taten sich die Jungs von Benbennek dann auch, Rückstand hieß es nach wenigen Minuten. Der konnte dann dank eines Neunmeters von Christian Skoda egalisiert werden, Hildesheim gelang wenig später die erneute Führung. Dankenswerter Weise wollte der HI-Torwart aber seine Scharte des nicht gehaltenden Neunmeters ausgleichen und kloppte einen Blau-Gelben direkt im Anschluss um - wieder also Strafstoß und wieder ein Tor, 2:2. Ein durchaus sehenswerter 3:2-Treffer für HI wurde wegen gefährlichen Spiels kurz vor Ende nicht gegeben - der Schiri war also eindeutig ein Guter und so begnügte man sich mit dem Remis und die Mannschaft konnte sich ihren verdienten Applaus abholen. Benbennek sprach später von "Gänsehautfeeling" seitens der Spieler - tatsächlich war der Auftritt der letztendlich gut 130 Braunschweiger auch wirklich gut und laut. Nicht unerwähnt soll dabei auch die Anwesenheit der schon vom Relegationsspiel in Havelse bekannten Blondinen-Trulla mit ihrem Proletenfreund bleiben, die wie schon damals mit ihrem Hanno-Schal rumnervte. Heute war bekanntlich aber kein Zaun zwischen beiden Lagern und daher wurde das Inzestpäärchen dann durch den Ordnungsdienst nach draußen evakuiert - Recht so! Im Gegenzug wurde die Halle dann etwas verspätet auch von den Oldenburgern betreten, die erst während ihres ersten Gruppenspiels mit dem gebuchten Fanbus anreisten. Wie im Netz versprochen waren alle in blau und zeigten später sogar eine Choreo, die ich jedoch verpasste. Als Dankeschön gab's für die Oldenburger Ultraszene auch gleich ein paar erste Haue von der mobilen Kampftruppe der Polizei, was aus dem Braunschweiger Block mit den üblichen Anti-Polizei und "Fußballfans sind keine Verbrecher" solidarisch kommentiert wurde. Das sollte später von der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung übrigens als "notwendiges Trennen beider rivalisierender Fanlager durch die Polizeikräfte" gewertet werden - naja....

Im zweiten Gruppenspiel wartete dann die Sechstligatruppe aus Holzminden auf die Eintracht, was gleichsam ein Wiedersehen mit Ex-Zweitespieler Sebastian Bönig bedeutete, der mittlerweile im Weserbergland auf Torejagd geht. Trotz des "Böhners" war ein Sieg aber absolute Pflicht und nach leichten Startschwierigkeiten machte die U23 ernst und gewann standesgemäß mit 6:2. Das Viertelfinale war somit als Gruppensieger erreicht, Benbennek bekam erste Herzlichkeiten im Fanblock und man hatte erstmal reichlich Leerlauf, bis auch die anderen Gruppen ihre Teilnehmer ermittelt hatten. Logischer Weise fand sich der Großteil der Eintracht-Leute also im Foyer bzw davor ein, da die Mitnahme von Bierbechern in die Halle leider untersagt war. Kann man nach den Schweinereien, die die Celler 2005 mit dem Bier angestellt hatten, auch gerade noch nachvollziehen - ganz im Gegensatz zu dem Beschluss der immer sympathischer werdenden Polizeikräfte, dass jeder Fan, der die Halle zwecks Rauchen verlassen hatte, erneut abgetastet werden musste. Das hielten dann selbst die Alfelder Ordnungskräfte für reichlich sinnlos und so kam man mit den Jungs recht schnell ins Gespräch und erhielt ein interessantes Feedback zu unseren Auftritten in der Vergangenheit - vielleicht sollten die Medien mal die Ordner selbst befragen.. Die Stimmung war insgesamt aber dennoch gelöst, das bezahlbare Einbeckerbier floss nicht nur bei Bernhard (mittlerweile im Endmodus angekommen) reichlich und man genoss die ersten Quatschereien im neuen Jahr. Die Oldenburger hatten die Vorrunde sportlich nicht überstanden und waren demnach bereits wieder abgereist - der Aggressionsfaktor lag bei null Komma null, der Party-Spaß-Faktor ungleich höher. Wieso ich das so detailliert schildere? Damit ihr merkt, dass keiner, aber auch wirklich gar kein Anlass auf Ärger vorlag, im Gegenteil - die Exessboys feierten sich selbst und man wartete im Grunde nur auf das anstehende Viertelfinale. Umso trauriger sind daher die Ereignisse, die sich kurz vor dem Beginn des Spiels im Foyer ereignen sollten: Ich habe bisher ja keinen Hehl daraus gemacht, dass die Hannoveraner Polizeieinheit seit Beginn des Turniers als einziger Aggressator aufgefallen war, eine im Schnitt sehr junge Einheit in schwarz, die offenbar wenig erfahren war, denen aber durch ihre planlosen Vorgesetzten sonstwelche Schauermärchen zu diesem Turnier aufgetischt wurden. Und nun kam das, was im Grunde schon länger befürchtet wurde: Irgendwie entstand ein sicher nicht ganz freundliches Wortgefecht zwischen ein paar Fans und einer Einheit starrblickender Polizisten. Die hatten in diesem Moment ihr Präventions- und Diskussionstraining aus der Polizeischule zeitweise ausgesetzt und sahen den Anlass gekommen, ihre Quote zu erfüllen: Die Ereignisse überschlugen sich, es wurde munter drauf losgeprügelt und man selbst (Hände gehoben und mit Rufen wie "Hey, ich/wir wollen keinen Ärger") hatte seine rege Mühe, zumindest den völlig unkontrollierbaren Prügelknaben zu entgehen. Irgendwann legte sich der Spuk, drei Festnahmen (von denen eine am Boden und gefesselt noch getreten wurde) waren die Folge, von diversen Prellungen mal abgesehen.

Um das klarzustellen: Ich habe kein Problem mit der Polizei. Ich habe auch kein Problem mit der Polizei im Stadion, sofern eine akute Gefahr besteht oder Fantrennung präventiv nötig wird. Aber am heutigen Freitag, bei einem Turnier auf dem Dorf und ohne "Gegner", lag halt einfach keine Gefahrensituation vor. Von Beginn an zeigten die Beamten eine abgrundtief aggressive und destruktive Grundhaltung - und das selbst die Braunschweiger Zivilpolizisten einräumten, sie hätten gegen diese Jungs keine Handhabe, sagt wohl einiges aus. Das war einfach widerliche Polizeiwillkür der untersten Schublade, die einen schlicht wütend macht! Ein friedliches und schönes Turnier war dahin, Cattiva beschloss nach kurzer Überlegung, die Halle zum Selbstschutz (!!!!) vorzeitig zu verlassen. Benbennek wurde über die Entscheidung informiert und zeigte absolutes Verständnis, der Torwart des SV Meppen kam wenig später zu mir und erklärte ebenfalls seine Solidarität, da er die Vorgänge ebenfalls mit Schrecken beobachtet hatte. Eine ganz große Leistung einer Polizeitruppe, der man an dieser Stelle nur mal wünschen kann, für ein Jahr auf ein Intensiv-Training in die Fußball-Ligen von Polen oder Griechenland geschickt zu werden. Die Jungs und Mädels brauchen dringend mal eine Abkühlung auf Augenhöhe...

Der Rest des Turniers ist schnell erzählt, Cattiva war weg und entsprechend sprichwörtliche "Ruhe" in der Halle. Das wirklich intensive Viertelfinale gegen den Lokalmathadoren SV Alfeld gestaltete sich also trotz des spannenden Spiels reichlich unspektakulär und nach einem 5:3-Erfolg wartete im Halbfinale die Zweite der Osnasen. Gegen die musste das Neunmeterschießen über den Sieg entscheiden und Eintracht trotz eines gehaltenden Neunmeters durch den heute eingesetzten Ersatzkeeper Max Leiding ausschied. Das direkte Neunmeterschießen um den dritten Platz gegen den TSV Havelse wurde zum Glück direkt im Anschluss ausgetragen, hier trafen beide Mannschaften in sechs Schüssen genau ein Mal, wobei insbesondere der arrogante Fehlschuss des Havelser Torhüters hervorgehoben werden darf. Heißt im Klartext aber, dass Eintracht natürlich gewann, "1:0 n.N." gibt es auch selten. Das Finale der Osnabrücker gegen Cloppenburg (Sieg BVC) schenkte ich mir und machte mich lieber im letzten Auto mit den Wanderers zurück gen Braunschweig auf, genauer gesagt zum Dax, wo man mit ein paar ehemaligen Mit-Abiturienten den Frust über die erlebten Dinge doch recht gut bewältigen konnte. Lediglich am Montag musste man sich angesichts der reißerischen Berichterstattung der Hildesheimer Schmierpresse nochmal kurz aufregen - aber gut, derart sensationsgeile und widerliche Schreiberein kann man nicht mal mehr als Journalismus bezeichnen, sollen die doch in ihrem eigenen Märchenland weiterleben. Leid tun mir lediglich die Veranstalter vom TSV Warzen und SV Alfeld, die stets betonten, uns Braunschweiger als Bereicherung des Turniers gesehen zu haben. Ob man sich 2012 aber erneut von irgendwelchen Hannoi-Polizisten rumschubsen lassen will, damit die ihr ganz offensichtliches Defizit an Kinderstube und Humanität ausgleichen können, wage ich doch arg zu bezweifeln..

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