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„Euphorisiert in die Abstimmung“

 

Eintracht Braunschweig 2:0 (1:0) FC Bayern München II
05.02.2011, 14.00 Uhr, EINTRACHT-Stadion (Braunschweig), 16.900 Zuschauer

Nachdem die blau-gelbe Zauberwelt durch die positiven Auswärtsspiele in Dresden und Sandhausen, sowie dem feinen Raclette-Ballerbusessen auch im neuen Jahr Bestand zu haben scheint, war die Vorfreude auf das erste Heimspiel entsprechend groß. Bayern Zwei sollte mal wieder (oder wohl eher ein letztes Mal für lange Zeit?) seine Visitenkarte im Eintracht-Stadion abgeben - für Optimisten angesichts des letzten Tabellenrang der Truppe von Hermann Gerland eine klare Angelegenheit, Pessimisten sahen genau darin aber auch eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Zweifellos hatten sich die Bayern in der Winterpause nach den Verlusten von Stammspielern wie Haas (immerhin zu FC Middlesbrough) und Alaba (zu Hoffenheim) ganz gut verstärkt, einen Abstieg möchte Ulli Hoeneß seiner Reservemannschaft dann wohl doch nicht zumuten. Alles in allem also eine interessante Ausgangslage, auch wenn sich die Diskussionen in der Vorwoche weniger um das Sportliche, als vielmehr um die anstehende Bürgerbefragung zur Stadion-Modernisierung und dem damit verbundenen Wahlkampf drehten. Das kostete zweifellos einiges an Nerven, Kraft und Zeit und umso zufriedener war man, als die letzte Podiumsdiskussion am Freitagabend im Schloss-Carree gut über die Bühne gebracht wurde und es am Samstag entspannt mit der Straßenbahn in Richtung Hamburger Straße ging. Gut eine Stunde vor Anpfiff wurde dazu eine Einsatzbahn am Rathaus genutzt und siehe da - bereits jetzt platzte die Bahn aus allen Nähten, Eintracht ist wieder "in".

Mir sollte das aber nur recht sein, bei den Societys wurde an der Aral ein Jahresauftakt-Stop für das übliche Hopping-Gequatsche eingelegt, ehe das Stadion eine gute halbe Stunde vor Anpiff betreten wurde. Hier ging der Fokus natürlich zunächst in den Innenraum, denn auch hier sollte einen die Stadion-Modernisierung wieder einholen: Nachdem das Präsidium ein letztes Mal via Stadionmikrofon die Zuschauer auf die Abstimmung eingeschwört hatte, konnte Cattiva die entsprechende "Ja"-Choreo in den schicken Braunschweiger Stadtfarben entrollen (Teile der Choreo sollten übrigens wenig später noch bei einer Elch'schen Hochzeit verwendung finden :-)). Dazu waren die ersten zehn Minuten lang der Großteil der Werbebanden (!) mit entsprechend auffordernden Sprüchen zugehangen und die Balljungen warben ebenfalls mit einem entsprechenden Plakat - wer jetzt noch nicht verstanden haben sollte, um was es bei der Wahl gehen wird, der wird's wohl auch nie begreifen. Die gut dreißig Bayern-Fans, die nicht ihre erste Mannschaft in Köln unterstützten, zeigten ihr bereits aus dem Vorjahr bekanntes Spruchband gegen zeitgleiche Spielterminierungen - ebenfalls ein unterstützenswertes Unterfangen. Ansonsten hörte man logischer Weise von der rot-weißen Amateurszene nicht wirklich viel, lediglich über den Banner "Red Munichs '89" stolperte man angesichts des Gründungsdatums in Relation zu dem eigenen Geburtstag und dem von zum Beispiel Karim Bellarbi doch. Generationen prallen da aufeinander .. :-)

Ein erstes Mal richtig laut wurde es derweil im Stadion, als Peter Gagelmann als Schiri des heutigen Spiels via Anzeigetafel durchgegeben wurde - ich habe es zugegebener Maßen noch nie erlebt, dass ein Schiri schon bei der Aufstellungsverkündung derart vehement ausgepfiffen wurde :-). Dabei ging dann auch immerhin der etwas peinliche Fehler unter, nach welchem Eintracht unseren Neuzugang Emre Turan wie das gleichklingende VW-Fabrikat geschrieben hatte - ein Schelm, der Böses dabei denkt ;-). Ansonsten war von Beginn an dann auch gleich ordentlich Stimmung unter den 16.900 Zuschauern, was auch an dem Turbo-Auftakt der Eintracht lag: Ich weiß nicht, was man dem Dennis Kruppke da heute morgen in die Cornflakes getan hatte, es muss in jedem Fall was äußerst gesundes sein, denn von Minute eins an rannte sich der zuletzt etwas glücklose Kapitän die Seele aus dem Leib. Nicht nur einmal schickte Kumbela ihn den Routiner mit feinen Pässen auf die Reise und nachdem Bayern-Keeper Riedmüller zuvor noch ein paar Mal retten konnte, passierte es in der siebten Spielminute dann: Kruppke erlief sich erneut einen Ball, der Schuss wurde noch leicht abgefälscht und senkte sich so unhaltbar in das lange Eck - 1:0 und natürlich großer Torjubel angesichts dieses Offensivfeuerwerks. Damit dürften wohl auch die drei kurzfristig angereisten Basler zufrieden gewesen sein, ganz im Gegenteil zu der nun einkehrenden Ruhe im Spiel. Okey, vielleicht schrauben wir derzeit unsere Ansprüche natürlich auch unerhört hoch, aber irgendwie verflachte der Kick zusehends. Immerhin - zu wirklich großen Torchancen kam Bayern nicht, was auch als Qualitätsnachweis auch für unsere ersatzgeschwächte Mannschaft um Spontan-Innenverteidiger Jan Washausen verstanden werden kann. Das 1:0 zur Pause war somit aber schnell Realität.

In der Pause traf man überraschend erneut Florian, der wohl nach dem Kick in Sandhausen Blut geleckt haben dürfte, und nachdem sich durch Toiletten- und Bierstandschlangen gekämpft wurde, erreichte man den Aufgang des Zehners pünktlich zu Beginn der zweiten Halbzeit. Diese begann ähnlich durchwachsen wie der erste Durchgang geendet hatte und lediglich die 67. Minute kann gerade noch erwähnt werden. Besser wurde es da dann schon, als die Wanderers eher zufällig das allseits beliebte und stimmungsfördernde "Shaaaa-lalalalaaaa" anstimmten, was passender Weise direkt in eine Ecke für Eintracht hineinfiel. Nun stand die halbe Gegengerade natürlich wieder und Eintracht zeigte auch auf dem Platz, dass der Sack nun zugemacht werden sollte. Fünf Minuten vor dem Ende schickte Vrancic dann Theuerkauf aber sowas von präzise auf die Reise, Riedmüller verschätzte sich und Edel-Joker Fetsch musste den Ball nur noch einschieben - wow, was für ein Spielzug! Der Sieg damit unter Dach und Fach, Fetsch kann sich auch bei den blauen Münchenern noch blicken lassen und die Modernisierungs-Initiative konnte sich über (sportlichen) Rückenwind für die morgige Wahl freuen - Eintracht-Herz, was willst Du mehr? :-) Zufrieden ging es daher wie gewohnt zur Gaststätte, wo Rocky und Clemens noch kurzen ihren großen Auftritt hatten (Stichwort: Rollstuhlplätze) und dann mit guter Laune und einem neu-dekorierten Pfandbecher zurück in den Mastbruch. Shaaa-lalalaaaaaa ;-)

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