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„Damit kann man gut leben ...“
Eintracht Braunschweig 1:2 (0:1) SV Werder Bremen II
06.04.2011, 19.00 Uhr, EINTRACHT-Stadion (Braunschweig), 20.985 Zuschauer
Selten kam ein Mittwochsspiel so ungelegen, wie am heutigen Tage. Freut man sich ja sonst über die seltene Chance, auch mal
unter Flutlicht ins Eintracht-Stadion pilgern zu können, so "drohte" heute bei entsprechenden Patzern der Konkurrenz sogar
der vorzeitige Aufstieg. "Drohte"? Ja, wir sind mittlerweile so arrogant geworden, dass man sich sicher Schöneres vorstellen
kann, als unter der Woche (und mit einem Wecker, der um sechs Uhr morgens klingeln würde im Rücken) aufzusteigen. Insbesondere
der Umstand, dass man im Fall des Falles noch bis zur Beendigung des 20.15 Uhr-Livespiels zwischen Dresden und Erfurt hätte
ausharren müssen, machte diesen Umstand nicht viel besser und damit hoffte man schon insgeheim, irgendein Konkurrent würde
seine Hausaufgaben schon erledigen.
Das sollte aber wiegesagt erst zu späterer Stunde interessant werden, zunächst stand noch ein eher spaßiger Programmpunkt an:
Am ersten April (das heißt was? :-)) hatte Cattiva zu einem Boykott des Werder-Spiels und zu einem Besuch des zeitgleichen
Amateurderbys in Hannoi aufgerufen. Natürlich blickte fast jede Szeneperson diesen Aprilscherz sofort, lediglich im
e.com-Forum wurde erwartungsgemäß noch ein wenig gerätselt. Das sollte aber heute durchaus recht sein - um den Scherz noch
ein wenig auszuweiten, versammelten sich gut 60-70 Eintrachtanhänger pünktlich gegen 16 Uhr am Bahnhof und vermittelten
schon das Flair, ein Auswärtsspiel besuchen zu wollen. Da die Polizei erwartungsgemäß kein Spaßverdeber sein wollte, hatten
sich auch diverse Wannen und Beamte dazugesellt und daher gönnte man den Kollegen auch ein paar Anti-Hannoi-Gesänge
und verdächtige Andeutungen. Selbst der gerade angereiste Robert gesellte sich dazu und amüsierte sich, ach wie einfach
manches Staatsorgan doch zu denken scheint. Pünktlich zur Abfahrtszeit ging es daher in die letzte Stufe des Gags, man
marschierte recht geschlossen zum Gleis, um dort von einem Wichtigtuer-Chef natürlich seine Gefährdenansprache zum Spiel
zu erhalten. Der Typ hatte wohl offenbar schon im Kindergarten die Aprilscherze nicht verstanden - wenn doch, dann spielte
er seine Rolle wirklich gut :-). Wir erfüllten in jedem Fall unseren Part und verließen gut eine Minute vor Abfahrt des
Zuges nach Hannoi zur völligen Verwunderung der Polizei den Bahnhof und bestiegen die wartende M1-Straßenbahn in Richtung Stadion. Das
schien manchen Beamten an die Grenzen des geistig Vorstellbaren zu bringen, persönlich empfand ich es schlichtweg als
die nötige Demütigung für sämtliche ignorante Beamte, mit denen man es Wochenende für Wochenende zu tun hat. Ich kenne
leider den Lehrplan der Hannoversch-Mündenener Polizei"schule" nicht, wie heute aber aufs Stärkste deutlich wurde, wird
da leider nicht nur der polizeiliche Mannschaftsgeist gestärkt, sondern auch das eigene Denken abgeschaltet. Aber gut, dieses
"Spiel" ging ganz klar für die Fans aus und wenn ich das nächste Mal auf einen Roboter-Bepolisten treffe, dann denke
ich einfach an die Gesichter der Kollegen am heutigen Tage :-). Und achja - falls jemand den Einsatzbericht der Bahnhofstruppe hat, bitte
her damit :-).
Gut zwei Stunden vor Anpfiff traf man also am Stadion ein, selten derart früh dagewesen. Das irritierte auch offenkundig ein paar Ordner,
die aber zu der Sache nicht weiter befragt wurden und sich ihrem Schicksal ergaben. Etwas Chillen am frühen Abend war also angesagt, mit
Bier und der Anwesenheit von Derbysiegerheld Jacob Thomas gelang das aber ganz gut. Thomas hatte sich bei der Gelegenheit auch gleich
ein Cattiva-Aufsteigsshirt gesichert, auch wenn für den früheren Speedy Gonzalez von Braunschweig mittlerweile wohl XXL herhalten muss.
Im Anschluss wurde für die nB noch ein wenig Geld verdient und gut dreißig Minuten vor Anpfiff der Innenraum betreten. So früh war man auch
dort länger nicht mehr gewesen und so kam man erstmals in den Genuss des geschlossen Einmarsches von Cattiva in den Neuner. Das war ingesamt okey,
bedarf aber noch einer stärken Durchschlagskraft - so ein Blocksturm ist schließlich kein Spaziergang. Besser war da dann schon der Support,
unter dessen lautstarker Beschallung die Teams auf das Feld geführt wurden. Über 20.000 Zuschauer wollten Eintrachts theoretische Aufstiegschance erleben, gut 150 Bremer hatten sich daher ebenfalls für einen sponanten
Besuch ihrer U23-Mannschaft entschieden. Erkennbarer Support war aber nicht dabei, am Zaun hing auch lediglich eine alkoholfreundliche Zaunfahne,
die unserem Exess Boys-Pendant gleichkommen dürfte. Ob sich UBler unter den Gästen befanden, wurde zwar gemunkelt, kann aber nicht bewiesen werden - ist
wohl auch besser so.
Sportlich hatte Werder heute eine ganze Reihe bekannter Spieler mitgebracht, im Tor hielt Profiersatzkeeper Vander, dazu bereicherten Felix Kroos und Kevin
Schindler als Bundesligaleihgaben die U23-Mannschaft, die mit Ikeng, Stevanovic und Thy ohnehin einige nennenswerte Spieler dabei hat. Entgegen des
guten Bremer Nachwuchsrufes und der damit verbundenen Ansprüche rangiert Werders Zweite in diesem Jahr im tiefen Abstiegssumpf, ein Sieg war heute quasi
Pflicht - auch wenn ich nach wie vor auf einen Abstieg hoffe, damit RasenBlöd Leipzig eine möglichst starke Konkurrenz im nächsten Regionalligajahr besitzt.
Ein wie ich finde durchaus pfiffiger Plan, der aber leider bereits in der ersten Halbzeit ins Wanken geriet: Oben genannter Stevanovic, der erst im Winter von
Schalke zu Werder gewechselt war, markierte per Freistoß das 0:1. Gemessen an den Spielanteilen war das zu dieser Zeit gar nicht mal unverdient, den Freistoß
hätte man aber meiner Meinung nach nicht geben müssen. Das Pausenresultat ging aber wiegesagt schon in Ordnung, Eintracht wirkte verkrampft und die Bellarabi-Erziehungsmaßnahme
hemmte zumindest sportlich.
Mit Beginn der zweiten Halbzeit wurde dann das Flutlicht eingeschaltet und ich suchte mal wieder meinen Platz im Zehner auf. Dort wird jetzt freundlicher
Weise sogar (fast) der ganze Aufgang freigehalten, so dass sich ganz nette Sitz-/Stehkonstellationen ergeben. Konkret hatte man heute in jedem Fall direkten
Kontakt zum diebisch grinsenden bslitro, der mit dem 0:1 gar nicht mal so unglücklich war, da dies eine Aufstiegschance in Unterhaching ermöglichen würde. Entsprechend
verhalten fiel dann auch der allgemein Jubel aus, als Schiedsrichter Schößling nach einem vermeintlichen Foul an Vrancic Elfmeter für Eintracht gab (Tendenz: Schwalbe). Kumbela
traf in jedem Fall sicher und stellte damit mein persönliches Wunschergebnis her. Keine Niederlage und keinen Aufstieg am Mittwochabend - voll okey. Zumindest der erfolgsverwöhnte
Teil der Zuschauer sah das aber leider nicht ganz so und stellte mal wieder eindrucksvoll unter Beweis, wie schnell in Braunschweig die Stimmung doch kippen kann. Spitzenreiter, die
Chance sieben Spiele vor Schluss schon aufzusteigen und die Leute meckern was das Zeug hält und verlassen im Anschluss eingemuckelt fünf Minuten vor Ende das Stadion. Henner verabschiedete
dies treffend mit einer netten "Jetzt kann dann mal jeder gehen, der sonst auch nicht da ist"-Pöbeleinlage - natürlich arrogant, in diesem Moment aber leider total richtig. Dass Bremen
in der Nachspielzeit erneut durch Stevanovic sogar noch den Siegtreffer erzielte, entging vielen Superfans daher zum Glück - man selbst kann es verschmerzen, auch wenn ich Werder wiegesagt
gerne absteigen sehen würde.
Nach Abpfiff wurden noch kurz an der Gaststätte die Aufstiegsfahrtplanungen in Sachen Unterhaching intensiviert, ehe es mit Bauer eigentlich per Bahn nach Hause gehen sollte. In eben jener
traf man aber mit Madeleine J. und Jasmin J. eine Autobesatzung, die mich freundlicher Weise noch am Bahnhof vorbeibrachte, herzlichen Dank dafür :-).
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