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„Ein (fast) perfektes Wochenende“

 

TuS Koblenz 0:2 (0:0) Eintracht Braunschweig
02.04.2011, 14.00 Uhr, Stadion Oberwerth (Koblenz), 5.512 Zuschauer

Artland Dragons Quakenbrück 93:101 (42:49,85:85) n.V. Brose Baskets Bamberg
02.04.2011, 20.00 Uhr, Stechert-Arena (Bamberg), 6.800 Zuschauer (ausverkauft)

1.FC Eintracht Bamberg 2:2 (1:2) SSV Jahn Regensburg
03.04.2011, 13.00 Uhr, Fuchspark-Stadion (Bamberg), 40 Zuschauer

New Yorker Phantoms Braunschweig 69:66 (36:35) Brose Baskets Bamberg
03.04.2011, 16.45 Uhr, Stechert-Arena (Bamberg), 6.800 Zuschauer (ausverkauft)

Ein Wochenende ganz im Zeichen des Deutschlandtourismus stand also an, nach mehreren Touren ins Ausland sollten die letzten Semesterferientage nochmal voll auf nationaler Ebene ausgekostet werden. Teil eins der Rundreise sollte uns bereits am Freitagnachmittag nach Erndtebrück führen, wo der gute Rossi bekanntlich seine Wurzeln hat. Und weil sich der Tippspielmaster jetzt die Baller-Verbeamtung geholt hat und am Samstag obendrein noch Geburtstag feiern sollte, ging es für den Ballerbus halt schon zur Stipviste, liegt ja quasi auf dem Weg. Geographisch mag das auch so grob passen, die Anfahrt in den hintersten Winkel des Siegener Landes sollte aber zu einer Odysee sondergleichen werden. Im Grunde scheint Deutschland doch einfach nur ein großes Dorf zu sein, hier kann man sich echt nur betrinken. Das taten wir dann logischer Weise auch recht intensiv, leckeres Grillgut bis zum Anschlag sorgten für eine gute Grundlage, die dann mit den importierten Woltersbieren und leider auch Warsteiner-Plürre aufgefüllt wurde. Besonders verdient hatte sich das der Diddi, der bei Abfahrt in Braunschweig von Hausschilds Tür-Schließversuch beinahe erschlagen worden wäre und zumindest über einen zerquetschten Finger klagen konnte. Zu später Stunde musste dann leider dennoch der Absprung geschafft werden, da ich zu der Besatzung gehörte, die ein paar Häuser weiter einquartiert wurde - den Weg dahin hätte man eh nicht mehr geschafft und somit mussten schweren Herzens das Lagerfeuer und damit auch der durstige Rocky verlassen werden. Die Enttäuschung darüber bekamen dann die gefühlten 1967 Diddel-Mäuse ab, die unsere Schlafzimmer mitbevölkerten. Jan Bauer hatte in jedem Fall seine helle Freude und wälzte vor Schreck sogar einen Schoko-Käfer platt :-).

Am nächsten Tag ging es zum Glück ohne Kopfschmerzen und Ausfallerscheinungen weiter, ein ausgiebiges Frühstück mit Top-Mettbrötchen sicherte sogar ein heiles Überstehen der Kurvenfahrt in Richtung Koblenz. Unterwegs wurde für grandiose 5,95 Euro noch ein ganzer Kasten Bier bei "Dursty" eingeholt, der aber zunächst noch jungfräulich im Kofferraum bleiben sollte - man will ja nicht übertreiben. Eine Stunde vor Anpfiff wurde der Bus dann am Rheinufer und damit stadionnah abgeparkt, wobei die anliegende Zweigstelle vom DFB eine willkommene Toilette darstellte :-). Am Stadion traf man dann auf den völlig entgeisterten Premierenauswärtsfahrer Marcus ("Es gibt ja kein Bier im Stadion!") und den hektischen Nick, der dringend einen Ersatzfotographen für Cattiva suchte. Da sagte man dann spontan zu und verbrachte das Spiel also im Innenraum, auch nett und bei dem schönen Wetter machte das Fotographieren auch wirklich Spaß. Motive gab es dazu genug, das Inferno Koblenz präsentierte zum Intro eine Choreo mit ihrem eigenen Stadion als Aufhänger, bei uns gab es eine wirklich sehr intensive Gedenkminute zum nunmehr fünften Todestag von Hacky Meyer. Thilo hielt dazu eine bewegende Rede und die dichte Schalparade sorgte für das angemessene Gesamtbild - es dürfte Hacky gefallen haben!

Zum Spiel der ersten Halbzeit gibt es im Grunde nicht viel zu sagen, ein müdes Sommergebolze, bei dem Petkovic uns mindestens einma den Hals rettete. Durch die sehr weitläufige Bauweise des ansonsten schön gelegenen Stadions war supportmäßig auch nicht viel möglich, auf beiden Seiten war in jedem Fall Bewegung zu erkennen. Bei uns flog zusätzlich noch ein geleaster (nicht geklauter ;-)) Wassereimer durch den Block und sorgte für etwa Abkühlung, die gewünschte Dusche per Feuerwehrschlauch fiel leider aus logistischen Gründen aus. Entsprechend viele rote Köpfe gab es dann bereits zur Halbzeit, einzig die Zivis und ein paar heute wirklich freundliche Polizeikollegen konnten sich auf der neuen Stahlrohrtribüne etwas Schatten gönnen. Die war heute übrigens (und unbegreiflich) für das normale Publikum gesperrt - eine ganz offensichtlich sinnvolle Baumaßnahme..

Im zweiten Durchgang geschah dann auch nicht ganz so viel, erst mit der Heriennahme des angeschlagenen Domi Kumbela wurde Eintracht stärker und Dennis Brinkmann's Koblenz-Verteidigung bekam Probleme. Passender Weise war es dann auch eben Kumbela, der nach einem Solo das 1:0 erzielen konnte, unerwartet und top! Und auch die anschließende 67zigste Minute sollte durch einen Aufschrei auf den Rängen gestört werden - Dennis Kruppke markierte das von mir leider nicht gesehen 2:0. Der nächste Auswärtssieg also unter Dach und Fach und zur Feier des Tages ordneten ein paar Kids im Innenraum sogar die Zaunfahnen, welche heute leider nicht aufgehangen werden durften. Sehr löblicher Einsatz aber in jedem Fall :-)!

Fünf Minuten vor Abpfiff ging es dann fix in den Gästeblock, damit der folgende Tausch-Deal geplant werden konnte. Statt meiner sollte Cattiva-Trommler Steven im Ballerbus zurückfahren, während es für mich im Elche-Auto zum Basketballpokalfinale nach Bamberg gehen sollte. Mit ein paar Hindernissen wurde der Tausch dann also umgesetzt, wobei Cattiva sogar ihre Fahnen den Allesfahrern anvertrauten. Sind aber noch alle da und Steven sollte eine wohl auch für ihn unvergessliche Rückfahrt erleben :-). Unsereins stieg dafür bei Udo und dem Terme in den Jägerschen Dacia und tourte bei schönstem Wetter und einem Aufstiegsträger Bier in Richtung Franken. Das führte logischer Weise direkt am Frankfurter Flughafen vorbei, was Udo den Anreiz für ein paar nette Anekdoten von Flügen in die Sowjetunion verleitete. Ein Original der Mann, was sich auch beim Erreichen der gebuchten Übernachtungsmöglichkeiten eindrucksvoll herausstellte: Udo hatte die Planung übernommen und uns im citynahen "Bamberger Weißbierhaus" eingebucht. Das hatte der gute Mann mangels Internetaccount per Telefon versucht und war dabei - nur konsequent - der Bitte nach einer schriftlichen Reservierung per Post, statt per Email nachgekommen. So viel zum Thema globalisierte Welt :-).

Die Reservierung lag dann aber natürlich trotzdem vor und nachdem die Bude kurz für gut befunden wurde, ging es fix zur Halle. Bereits am heutigen Samstag standen die Halbfinalpaarungen der "TOP FOUR"-Pokalturniers auf dem Programm, das Spiel der Phantoms war für uns aber zeitlich leider nicht zu erreichen. Das gewannen die aber auch so gegen den Angstgegner aus Frankfurt und wir konnten uns daher in Ruhe den morgigen Finalgegner anschauen. Gastgeber und Ligaprimus Bamberg duellierte sich dabei gegen die Artland Dragons aus Quakenbrück und pünktlich zum Beginn des zweiten Viertels war die Halle auch erreicht. "Freak City" wird Bamberg im Basketballdeutsch ja der guten Stimmung wegen gepriesen und mit Betreten der ausverkauften Location wusste man dann auch wieso. Eine rote und vorallem lautstarke Wand erwartete einen, das ist definitiv eine andere Basketballwelt, als in Braunschweig. Ich war zugegeben wirklich beeindruckt und positiv überrascht, auch Terme und Udo hatten vergleichbares in diesem Sport nur selten gesehen. Beste Rahmenvoraussetzungen, die sportlich dann auch noch ein nettes Beiprogramm erhielt: Basketball vom Feinsten boten beide Mannschaften, wobei Bamberg gar nicht mal so viel besser spielte, als die Gäste aus dem Artland. Die hatten am Ende sogar eine Art Matchball zum Sieg, vergeigten aber und schenkten Bamberg somit die Verlängerung. Dramatik pur und ein schönes Ergebnis von 93:103 für die Brose Baskets am Ende - Respekt! Der Gastgeber somit im Finale, uns prinzipiell ganz recht, da man sich so auf ein gutes Finale freuen konnte. Ein rundum gelungener Tag also, der natürlich einen würdigen Abschluss bekommen sollte. Nachdem der Wagen also abgeparkt wurde, ging es eigentlich recht ziellos in Richtung Altstadt, so quasi der Masse nach. Ein nicht unattraktives blondes Mädel wurde schließlich nach Feierlocations befragt und weil die ebenfalls auf die Piste wollte, ging es halt gleich gemeinsam weiter. Und siehe da: Bamberg, mir eigentlich nicht gerade als Partymetropole bekannt, entpuppte sich als durchaus trinkfest und nett, die Sandstraße weist gleich mehrere Bars und Clubs auf, die von reichlich Jugendvolk bevölkert wurden. Die tranken, ob Mädchen oder Junge, auch fleißig Biere im Großformat - wir waren also richtig und kehrten im "Stilbruch" (den mit dem Frosch ;-)) ein. Da gönnte sich dann sogar der Udo ausnahmsweise mal wieder Alkohol und somit gröhlten drei Braunschweiger nach diversen Runden inklusive Jägermeister fleißig ihre Lieder. Das zog gleich das Interesse mehrerer Basketballfans auf uns, mit denen denn noch nett gequatscht werden konnte - ehe es in tiefer Nacht mit dem leichten Hang zur Verwüstung bei Verkehrsschildern und Zimmertoilette (Papierrollen olé) schlafen ging :-).

Nach nunmehr zwei heftigen Abenden fiel das Aufstehen am Sonntagmorgen tatsächlich nicht mehr ganz so einfach und so futterte man quasi nur die Reste des Frühstücks weg. Durchaus okey, auch wenn das Extraberechnen von Orangensaft nicht nur bei Nachdurst eine bodenlose Frechheit ist. Egal, gestärkt war man trotzdem und damit wurde der Morgenspaziergang gestartet. Erneut lachte die Sonne vom Himmel und weil man den Weg jetzt ja kannte, ging es über die Brücke der Regnitz wieder in die Altstadt. Ohne dort genaue Details zu kennen: Gesamtbild sehr schön! Laut Infotafel wird Bamberg auch "Klein Venedig" genannt - hielt man das anfangs noch für einen Scherz, musste man am Ende den Vergleich doch neidlos anerkennen. Hohe Lebensqualität auf jeden Fall und wer weiß, ob man mit Eintracht hier jemals hingekommen wäre. Aber apropos: Fußball stand als nächstes auf der Agenda, statt zum Basketballspiel um Platz drei sollte das "Fuchsparkstadion" des chronisch klammen 1.FC Eintracht Bamberg gekreuzt werden. Da kickte um 13 Uhr zwar nur die B-Jugend gegen Regensburg, aber immerhin wurde überhaupt im Ground gekickt. Sogar eine normale Eintrittskarte (Bayernliga 2006/07) gab'S für den Eintritt, vielleicht finanziert sich der Klub davon ja eine Kreidung für den B-Platz - der besteht bisher nur aus einer einzigen Wiese. Definitiv unbespielbar und das erklärte auch die Ansetzung im Stadion am heutigen Tag, auch wenn es insgesamt nur gut 50 Zuschauer auf der überdachten Haupttribüne eingefunden hatten. Neben dieser findet man rundum Stehplatzstufen, wobei nur die modernisierte Gegengerade für den Ligaalltag freigegeben sein dürfte. Hinter den Toren wuchert fleißig das Gras, optisch aber nett. Da man selbst im Eintracht-Trikot unterwegs war, fiel man bei der Fotorunde natürlich auch gleich auf - Braunschweig überall :-).

Sportlich sollte sich uns heute ein durchaus netter Kick geboten werden, nach freundlich-fairem Shake-Hands gingen beide Teams wirklich engagiert zu Werke und Bamberg wenig später sogar in Führung. Die sollte aber auch nicht ewig Bestand haben, Regensburg konnte verdient ausgleichen und nach einer äußerst kuriosen Eckenvariante (Bolzen und irgendwer bekommt's schon ab) gelang sogar die Regensburger Führung. Auch damit sollte aber noch kein Ende in Sicht sein, Bamberg glich ihrerseits erneut aus und zur Freude aller trennten sich beide Mannschaften also 2:2-Unentschieden. Gibt sicher schlimmere Spiele und der Pflichtground ist somit gemacht, was will man mehr. Sogar ein Busshuttle vom Stadion zur Halle wurde uns vom Busfahrer selbst (!) angeboten, da wir bekanntlich aber ebenfalls motorisiert unterwegs waren, musste leider abgelehnt werden. Schade eigentlich - eine Mitfahrt hätte sogar die kleine, aber sinnlose Parkplatzgebühr an der Halle gespart. Sinnlos deshalb, weil sich der "Parkplatz" als normaler Feldweg herausstellte, den man auch so hätte befahren können. Aber gut, Schwamm drüber und schnell rein in die Halle, das Spiel um Platz drei zweischen Frankfurt und Quakenbrück war schließlich im vollen Gange. Im Gegensatz zu Vorabend war da aber nicht wirklich viel in der engen Halle los, so dass man nach kurzem Plausch mit dem nB-Kollegen an der Verpflegungsbude hängenblieb. Leberkäs-Brötchen für 1,50 Euro - da kann man nicht meckern, noch dazu wenn die Stadtwerke Bamber Wasser umsonst dazugeben. Einzig ein Trommel-Sambaverein nervte etwas und daher legte man sich lieber zur Zeitüberbrückung nach draußen auf eine Wiese und döste etwas.

Eine gute halbe Stunde vor Spielbeginn ging es dann auf unsere Plätze im Braunschweiger Fanblock, wobei dsa mit dem Plätzen leider gar nicht so einfach war: Die Halle ist zwar nahezu ein Allseater, auf unseren über die Phantoms-Geschäftsstelle gekaufen Tickets stand aber "Stehplatz", was wir als freie Platzwahl interpretierten. Damit waren wir auch nicht alleine, hatten aber Glück, dass kein Eventheini genau unsere Plätze gekauft hatte - so erging es nämlich nicht wenig anderen der insgesamt gut 400 mitgereisten Braunschweigern. Sinnlose Organisation, die sogar die nervige Akkustik der Trommeln toppt. Klar, der Basketballsupport in Deutschland ist noch ganz am Anfang (und wird da wohl auch ewig bleiben), aber wie man über eine Stunde lang gleich mehrere dieser XXL-Trommelm freiwillig malträtieren kann, wird mir ewig ein Rätsel bleiben. Fangesänge kommen so zumindet nicht auf, wobei die heute komischer Weise auch auf Heimseite eher dezent bleiben sollten. Weiß nicht, ob die Bamberger Anhänger ebenfalls in der Sandstraße gefeiert hatten, heute wirkten sie aber um einiges lethagischer, als am Vortag. Freak City in light also quasi und ein erster Wink, dass wir heute keinesfalls "nur" der haushohe Underdog sein sollten. Die Fachwelt war sich im Vorfeld nämlich recht einig, dass Bamberg das Ding heute aber sowas von klar nach Hause bringen würde, so dass die Phantoms von Beginn an nur gewinnen konnten. Und siehe da: Zwei Minuten waren gespielt, da führten die Weißen schon fast sensationell mit 7:0-Punkten - sollte heute wirklich die Sensation möglich sein? Theoretisch wäre sie allemal möglich gewesen, Bamberg spielte erschreckend schwach und hätten unsere Jungs ein bisschen mehr Nervenstärke beim Aufbau und Abschluss gehabt, wäre das Spiel bereits zur Pause zu unseren Gunsten entschieden worden. So kam Bamberg aber nochmal ran und ging sogar in Fürung. Absetzen konnten sie sich damit aber nicht und so blieb es bis zum Ende hochgradig spannend. Visser musste nach unglücklichem Ballverlust und anschließendem fünften persönlichen Foul vorzeitig runter und es entwickelte sich ein Nervenkrieg um die letzten neun Sekunden: Mit Freiwürfen konnte sich Bamberg einen Drei-Punktevorsprung erarbeiten, wobei Braunschweig drei Sekunden vor Ende Ballbesitz hatte. Einwurf, Ball bei Greer, der dreht sich und setzt zum Dreier an - der Ball senkt sich und trifft .. nur den Korbrand. Danach sofort die Sirene, aus und Ende, Bamberg erzittert sich den Pokalsieg. Verdammt bitter, insbesondere im ZUstandekommen, da wäre die Senstation nicht nur möglich, sondern wohl auch verdient gewesen!

Etwas enttäuscht verließ man also die Halle noch vor der Siegerehrung und machte sich auf die Rückfahrt. Die verlief dann recht langatmig - irgendwann hatte sich Udos Wagen dann auch durch die Kasseler Berge gekämpft und man erreichte bei leichtm Nieselregen zu später Stunde Braunschweig. Auch wenn die Phantoms verloren hatten: Besser kann man so ein Wochenende nicht machen :-).

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