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„Nebeltourismus in England“

 

Norwich City 3:1 (1:0) Bristol City
14.03.2011, 19.45 Uhr, Carrow Road (Norwich), 24.428 Zuschauer

Ipswich Town 0:3 (0:1) Watford FC
15.03.2011, 19.45 Uhr, Portman Road (Ipswich), 17.789 Zuschauer

Und wie könnte man den Ärger über das Zustandekommen der U23-Niederlage gegen Meuselwitz besser verarbeiten, als mit dem unmittelbaren Start einer Tour? Nach wie vor hat der fleißige Student ja Semesterferien und weil Ryanair trotz Flugsteuern und anderem Unsinn weiter an der billigen Preispolitik festhält, wurden recht spontan ein Hin- und Rückflug auf die britische Insel gebucht, nachdem der Matchkalender ein Doppel im Südosten Englands in Aussicht gestellt hatte. Die Gegend ist für mich tatsächlich noch völliges Neuland, sportlich gibt es dort auch bis auf die beiden (traditionsreichen) Zweitligisten Norwich City und Ipswich Town auch nicht viel (na gut, Peterborough soll mal nicht ganz außen vor bleiben, aber die spielen ja auch "nur" dritte Liga :-)). Der Spielplangott sah nun also die Möglichkeit eines Doppels mit Norwich am ungeliebten Montag und Ipswich am darauffolgenden Dienstag vor, was für mich wiederrum bedeutete, bereits am Sonntagabend mit dem letztmöglichen Regionalexpress um 23.20 Uhr in Richtung Bremen zu gurken. Leider alternativlos und auch sicher nicht angenehm - dafür kann man aber sicher sein, dass man in keinen spontaten GDL-Streik gerät. Passierte natürlich auch nicht und so kam der Zug sogar zehn Minuten zu früh gegen 1.30 Uhr in der Hansestadt an. Mangels Straßenbahnverbindungen wurde die Strecke zum Airport dann in einem gut einstündigen Fußmarsch durch die menschenleere Innenstadt bewältigt, so dass der Flughafen dann auch tatsächlich gegen kurz vor drei Uhr endlich erreicht wurde. Passender Weise machte da gerade ein Security-Mensch die Türen auf und somit hieß es flugs reinhüpfen und auf einer der vielen Luxus-Polsterbänken noch ein paar Stündchen schlafen. Naja gut, "ein paar" kann dabei wörtlich genommen werden - nach knapp zwei Stunden klingelte wieder der mitgebrachte Wecker, Check-In war angesagt. Richtig was los war da dann aber auch noch nicht und so vertrödelte man die Restzeit halt mit einem Frühstücksbier aus dem Duty-Freeshop (jaja, immer das gleiche Ritual... :-)). Immerhin staunte da heute eine Bande anderer Jugendlicher nicht schlecht, drei Jungs der Marke Justin Bieber mit drei Mädels der Sorte "dumm und schön" - alle natürlich auch auf dem Weg in die Trendy-Stadt London und mit ganz großen Augen, wie man um 6.30 Uhr schon das erste Bier trinken kann. Ein Wunder, dass ich nicht auch auf einem der gefühlten 1895 Handyfotos gelandet bin, die die Prollo-Kombo alleine im Wartebereich geschossen hat...

Aber gut, im Flieger war dann natürlich erstmal wieder Schlafen angesagt, ehe das Wackeln der Landung in Stansted den dieses Mal nicht selbst gestellten Wecker ersetzte. Premiere anno 2011 an diesem Airport, verändert hat sich aber nichts und so wurde erstmal etwas Geld getauscht und bei Spar ein XXL-Wasser für die nächste Tage eingeholt. Dazu gab es noch die neuste Ausgabe vom "Guardian" - nein, ich will nicht den Super-Akademiker raushängen lassen, aber die Headline "Ich bin ein Hamburger - a report about living in Germany" war dann doch zu verlockend. Der Guardian portraitiert ab jetzt eine Woche lang europäische Länder und ihre politischen und gesellschaftlichen Eigenschaften und da machte Deutschland den Auftakt - in jedem Fall eine sehr amüsante Lektüre für die anstehende Busfahrt in der Terravision-Rumpelkiste in Richtung London Victoira. Dort stand nach kurzer Umsteigszeit dann nämlich die vorerst letzte Etappe im NationalExpress-Service 490 nach Norwich auf dem Programm, klappte alles bestens und bei man höre und staune Sonnenschein wurde die Studentenstadt und Hauptstadt von Norfolk am frühen Nachmittag erreicht.

Groß vorbereitet hatte ich mich auf den Besuch nicht wirklich, einzig der Wunsch, möglichst billig neue Sommerschuhe zu ergattern, war im Vorfeld verbirgt. Also wurde das erst beste Shoppingcenter (davon haben die Tommys ja viele..) am St Stephan angesteuert und siehe da - gleich im ersten Laden bei "Sport direct" wurde man sogar doppelt fündig. Sneakers und Chucks-ähnliche Markenschuhe für insgesamt unter zwanzig Euro zusammen, da sagt man doch nicht nein. Einen Stadtplan gab's bei den Toiletten obendrauf und rundum zufrieden konnten dieser Teil schonmal abgehakt werden. Dank des Plans konnte man nun auch etwas Struktur in das Kulturprogramm bringen, welches dann während eines Futter-Stops bei Mc's frei nach der Devise: "Ich habe keine Ahnung, daher gucke ich mir alles an", zusammengestellt wurde. Tatsächlich stellte eine wohl relativ geisteskranke Gruppe Jugendliche das erste Highlight, die hüpften völlig wahnsinnige Sprungchoreographien über eine Treppe und nur dem lieben Gott ist es wohl zu verdanken, dass sich da noch keiner die Beine gebrochen hat - bei Youtube dürfte man die Truppe bestimmt finden. Weniger spektakulär, aber nicht minder fotographierenswert gestaltete sich dann die City, angefangen bei der St. Peter Mancraft Curch, über das moderne Forum, den bunten Marktplatz und schließlich die über allem thronende Castle. Dazwischen tummelten sich übrigens durchweg ungewöhnlich viele junge Menschen - wie gesagt, Norwich ist eine Stundentenstadt. Als nächstes führte der Weg dann zur wirklich großen und eindrucksvollen Cathedral, die insbesondere durch ihre Lage in mitten eines typisch britischen Viertel mit alten Häusern und engen Gassen ihren Charme gewinnt. Hier fühlt man sich zum Teil schon wie in einer Filmkulisse und daher wurde einfach mal ein bisschen geschlendert, ehe am anderen Ende der Innenstadt die katholische St. John-Kathedrale das Abschlussziel bildete. Alles nennenswerte also gesehen und somit wurde die Restzeit umsonst und bei freiem Internetzugang in der modernen Libery im Forum verbracht. Draußen setzte derweil die Dunkelheit ein und entsprechend hieß es dann langsam zum Stadion zu kommen.

Das gelang zu Fuß ebenfalls recht schnell, der Verein heißt ja auch nicht umsonst Norwich "City". Die Tickets lagen ebenfalls bereit und daher wurde die Wasserflasche schnell versteckt und die Carrow Road (so heißt der Ground) geentert. Drinnen war da natürlich noch nicht ganz so viel los, wobei man recht erschreckt feststellte, dass man Karten für den Familienblock gekauft hatte - und das für immerhin 27 Pfund. Ließ sich jetzt aber auch nicht mehr ändern und so wurden den Teams beim Aufwärmen zugeschaut, während sich das Stadion langsam füllte. Insgesamt kamen am Ende 24.428 Zuschauer, was einen nahezu Ausverkauf bedeutet - die for gratis Zuschauer im anliegenden Holiday-Innhotel nicht mit einberechnet :-). Norwich ist halt der einzige nennenswerte Verein in der Region und daher ziehen die "Canaries" die Massen halt an, ganz so wie vielleicht Hansa Rostock in Mecklenburg-Vorpommern. Ganz so gewalttätig sind die Fans hier aber natürlich nicht (mehr?), dafür setzte sich zwei Reihen vor mir wirklich eine kultige ältere Dame hin, die den Verein während des Spiels mit einer nur in England denkbaren Hingabe unterstützte - sorry Christel, aber da kommst selbst Du nicht mit :-). Der Intro verlief dann recht laustark ab, wobei die gut 300 Gästefans aus Bristol für mich leider nur schwer zu sehen und damit auch zu hören waren. Bekannt waren mir zu denen aber auch eh nur zwei Fakten: Der Umstand, dass Bristol City "The Robins" (meint aber nicht "Die Koppelmänner", sondern "Die Rotkehlchen") genannt werden und dazu den Keeper der Gäste - David James. Jap, der Star-Pannenkeeper der englischen Nationalmannschaft spielt mittlerweile nur noch bei einem Mittelmaßverein der zweite Liga, wobei er selbst beteuert, er hätte den Anruf des Bristol-Teammanagers im Suff angenommen (kein Witz!). Naja gut, heute sollte James aber bereits nach einer Minute hinter sich greifen dürfen: Der erste Angriff der Gastgeber führte gleich zu einem Strafstoß, den Mannschaftskapitän und Goalgetter Grant Holt sicher verwandelte. Norwich schien seiner Rolle als Aufstiegskandidat und Favorit also gerecht zu werden und somit ging es auch mit dem 1:0 in die Pause.

In der Halbzeit durfte von Seiten der Fans dann recht sinnfrei an die Latte gebolzt werden, tatsächlich schaffte das ein Biermonster dann auch und zum Jubeln machte der Gute dann gleichmal einen Diver über den Platz - die sind einfach kult, die Engländer :-). Sportlich noch hochwertiger sollten anschließend aber auch die zweiten 45 Minutn werden: Norwich suchte die Entscheidung und erspielte bei gefühlten 90% Ballbesitz Torchance auf Torchance. James konnte einem da regelrecht leid tun, doch auch wenn er wieder mal ein paar Schwächen beim Rauslaufen zeigte: Es blieb nur beim 1:0 und so kam eine alte Fußballweisheit wieder zum Tragen: Die bessere Mannschaft nutzt die Chancen nicht und die andere braucht eine Chance zum Tor: Konter, unglücklich abgefälschter Schuss und 1:1 durch Adomah in der 65. Minute. Die Gäste nun natürlich am Feiern, Norwich in einer kleinen Schockstarre. Doch auch davon erholten sich die gelb-grünen Spieler (die dank des Sponsors aber ein blau-gelbes Maskottchen haben, Zustände sind das...) schnell, die letzten zehn Minuten waren ein selten so gesehenes Powerplay auf ein Tor. Und tatsächlich: Eine Minute vor dem Ende war der eingewechselte Lansbury dann frei durch und konnte das verdiente und erlösende 2:1 erzielen, welches übrigens mit unserem alten "Samba de Rio"-Torjingle gefeiert wurde. Doch damit nicht genug, Bristol zerfiel jetzt völlig und Norwich gelang durch Surman sogar in der Nachspielzeit noch das absolut leistungsgerechte 3:1. Wow, was für eine Schlussphase!

Zufrieden ging es durch den langsam aufkommenden Nebel über die Koblenz Avenue (die haben eine Städtepartnerschaft) zum Bahnhof, wo dann wenig später auch der letztmögliche "NXEA"-Regionalzug in Richtung Great Yarmouth einrollte. Für mich hieß es da einsteigen, ein Spieler (!) von Norwich City nahm derweil nebenan den InterCity nach London, offenbar muss eine deutlich erkennbare Verletzung direkt gecheckt werden. Der Bummelzug brauchte dann eine gute halbe Stunde bis zur Hafen- und Ferienstadt an der englischen Ostküste, welche ich mir als Übernachtungsort auserkoren hatte. In Norwich gibt es einfach keine Hostels und wenn man dann schon mehr für ein Gästehaus bezahlen muss, dann soll es bitte auch schon am Meer sein. Vom Meer war bei der Ankunft dafür aber noch nichts zu sehen, eine dicke Nebelsuppe und dunkele Gassen erwarteten einen, so dass sich zielsicher auch erstmal verlaufen wurde. Irgendwann (und eher aus dem Nichts) stand man dann tatsächlich doch vor der richtigen Straße und gegen halb eins wurde das gebuchte "Dene House" endlich erreicht, wo der sympathische Rentner und Gastgeber Martin mich erwartete und sogar noch einen warmen Tee anbot. Danke dafür, jetzt musste aber dringend geschlafen werden.

Am nächsten Morgen klingelte gegen halb neun dann der Wecker, so richtig ausgeschlafen war man dann aber doch nicht. Das sollte sich erst beim Frühstück ändern, als der gute Martin (gesprochen: Moartin) ein wirklich top deluxe englisches Frühstück auf das Tablett zauberte. Bacon, Eier, Tomaten, Bohnen, Pilze - am frühen morgen eigentlich recht pervers, aber zusammen mit einem warmen Kakao wirklich köstlich. Super gestärkt wurde das "Dene House" also verlassen und durch die zwar nicht mehr nebeligen, dafür aber noch immer wolkenverhangenen Straßen ging es in Richtung Strand. Great Yarmouth ist im Sommer ein englisches Top-Feriendomizil, der Sandstrand ist einer der längsten an der Ostküste und die komplette Promenade ist auf Tourismus ausgelegt. Leider schreiben wir aber noch Mitte März und daher war von Sonne und Touristen mal gar nichts zusehen und mit Ausnahme einiger weniger Hunde und deren Besitzern spazierte man alleine an der rauen Brandung der Nordsee. Richtig einladend war das nicht und auch die Strandpromenade hatte eher den Scham einer Zeitreise in die Siebziger Jahre. Die alten und heute geschlossenen Karussells und Spielhallen erweckten ein wenig den Scharm der verlassenen Insel Coney Island vor New York, als dem einer bunten Ferienmetropole. Aber gut, da der Laptop ja mit dabei war, wurde sich etwas windgeschützt mit Blick auf das Meer platziert und schonmal eine Grundlage für diesen Bericht gelegt :-). Erst gegen Nachmittag zog es einen dann in den Stadtkern von Great Yarmouth, der nach anfänglichen Touriläden genauso aussah, wie jeder andere britische Kern eben auch: Shoppingcentre, Kirchen und Pubs - ich entschied mich heute für den Besuch bei Poundland, wo für einen Pfund die geliebten Vinegar-Chips im Vorteilspaket gekauft worden.

Gegen zwei Uhr startete dann die Bummelbahn wieder zurück in Richtung Norwich, erst entlang der Küste und dann durch verschlafene Nester und kultige Bahnhöfe, die mich irgendwie an die Märchen-Themenbahnen im Ersepark erinnerten :-). In Norwich hieß es dann schnell in den InterCity umsteigen, welcher einen nach gut einer Stunde dann zum Tagesziel nach Ipswich brachte. Auch hier war das Wetter "very british" und auch hier musste man auf dem Weg in den Stadtkern zunächst am Stadion vorbei - ja, der Verein heißt eben Ipswich "Town" und wie schon in Norwich ist dieser Name wirklich Programm. Ganz im Gegensatz zur Hauptstadt von Norfolk ist das Suffolker Pendant Ipswich aber nicht ganz so spekakulär wie Norwich, recht ziellos irrte man auch hier durch die Gassen und musste recht schnell feststellen, dass sich das nicht ganz so ertragreich wie am Vortrag gestalten sollte. Ein paar Kirchen gab es wieder zu knipsen, beim Dönermann was zum Mittag und die "Historic Waterfront" gestaltete sich eher als grauer Hafen, der dem "Charme" unseres Veltenhöfer Hafens in nichts nachstehen dürfte. Weil aber immer noch viel Zeit bestand und es man auch keine Lust mehr auf große Laufeinheiten hatte, wurden halt fix ein paar Carling-Dosen eingeholt und bewaffnet mit Bier und Zeitung wurde es sich im Park gemütlich gemacht. Genauer gesagt wählte ich den "Christian Park" aus - die Alternative wäre ein Park mit Kinderspielplatz gewesen und wenn schon gesoffen wird, dann sollen doch nicht die armen Kinder drunter leidern, sondern die Kirchen-Gutmenschen :-).

Mit Einbruch der Dunkelheit wurden dann auch hier die Zelte abgerissen und es ging ein letztes Mal zu Fuß in Richtung Stadion. Die Tickets waren auch hier hinterlegt und weil passender Weise gerade die Tore öffneten, betrat man als so ziemlich erster Besucher den Ground an der Portman Road. Der gefällt mir persönlich gar nicht so schlecht, die Haupttribüne kann insbesondere wegen ihres auffälligen Daches punkten, die Gegengerade ziert dafür ein schöner Vereins-Schriftzug. Zuschauer passen hier 30.311 rein - immerhin war der kleine Verein aus der 121.000-Einwohnerstadt ja im Jahre 1981 UEFA-Pokalsieger. Die Zeiten sind heute aber lange vorbei, die Mannschaft dümpelt im Mittelmaß der Liga herum und vom Flair vergangener Tage ist relativ wenig geblieben. Besser schaut es da schon bei dem heutigen Gast aus Watford aus, der Londoner Vorortklub kann sich noch berechtigte Hoffnungen auf einen Platz in den Aufstiegsplay-Offs zur Premier League machen, einen Sieg heute natürlich vorausgesetzt.

Nachdem zum Intro also erstmal so ziemlich alle Einheizlieder vom Band abgespielt waren, begann das Spiel und wie schon am Vortag sollte es keine fünf Minuten dauern, ehe es ein erstes Mal klingelte. Nach zwei Minuten konnte Deeney nach einer Ecke zum 0:1 für die "Golden Boys" aus Watford abstauben, was die offiziell 453 Gästefans in völlige Ekstase versetzte. Die Zahl des Gästeanhangs wurde übrigens zusammen mit der offiziellen Zuschauerzahl von 17.789 per Anzeigetafel durchgegeben - cooler Service! Mit der Führung war aber natülich erstmal Ruhe im Stadion, auch wenn Ipswich ebenfalls einen durchgängig stehenden Supporterpöbel hinter einem Tor besaß. Grund zur Freude sollten die wenig später aber nur auf eine etwas kuriose Art und Weise haben: Der Schiri Hegley wurde versehentlich umgerannt und zog sich dabei wohl eine Verletzung zu, so dass er gestützt vom Feld humpelte. Bizarre Situation, kein Schiri da und fragende Gesicher - die Lösung kam aber durch den vierten Offiziellen, der nach etwas Verzögerung die Leitung übernahm. Das habe ich zuvor auch noch nie gesehen, es brachte aber immerhin sechs Minuten Nachspielzeit im ersten Durchgang mit sich.

Nach dem Seitenwechsel sportlich dann weiter das gleiche Bild, Ipswich spielte einfach zu behebig und harmlos, während Watford das Spiel eiskalt verwaltete und nach Belieben Angriffe nach vorne starte. Ein solcher sollte in der 61. Minute dann auch sitzen, als Graham per Distanzschuss humorlos zum vorentscheidenen 2:0 einnetzte. Das sorgte insbesondere beim Gästekeeper, der direkt vor meiner Tribüne stand, für recht provokante Jubelarien, welche zwei kleine Bengels von vielleicht acht und zehn Jahren zu fleißigen "Wanker, Wanker"-Gesängen verleitete. Der Papa, der stilecht mit Trikot und grauem Jogger daneben saß, guckte seinen Nachwuchs daraufhin strahlend an und statt einer Schimpforgie über das Benehmen der Kinder gab es nur eine "More passion, guys!"-Rüge. Ich liebe dieses Land :-)! Sportlich sollte aber dennoch nicht mehr viel passieren, die Zuschauer verließen nach und nach resignierend das Stadion und so wurden nur noch wenige Besucher Zeuge des 0:3, welches Cowie als ein Art Kopie des vorherigen Treffers aus der Distanz erzielte.

Für mich hieß es nach Abpiff wieder zurück zum Bahnhof zu gehen, wo nach einer guten halben Stunde der InterCity nach London einrollte. Die Fahrt im fast leeren Zug wurde fast komplett verschlafen und gegen Mitternacht dann London Liverpool Street-Stadion erreicht. Nach Aufladen der Oystercard ging es mit dem Underground dann kurz vor Betriebsschluss zur Baker Street, wo nach kurzem Warten auch der dieses Mal sogar vollbesetzte easyBus zur letzten Etappe nach Stansted aufbrach. Bei Starknebel wurde der Airport gegen zwei Uhr erreicht, sich fix ein Plätzchen irgendwo an einer Werbetafel zum Schlafen gesucht und der Wecker gestellt. Der klingelte dann erbarmungslos um sechs und damit nur vier Stunden später, so dass es etwas zerstört zum Fluggate ging. Entgegen der Befürchtungen, der Flieger würde wegen des wirklich extrem dicken Nebels nicht starten können, verlief hier aber alles reibungslos und nach einer Stunde Flugzeit und entsprechender Zeitverschiebung setzte der irische Ryanvogel in Bremen heile auf. Hier lachte immerhin die Sonne vom Himmel und weil der Zug gerade wieder verpasst wurde, ging es halt nochmals zu Fuß zum Bahnhof und dann mit dem Zug zurück ins schöne Braunschweig. Klar, spektakulär war die Tour nicht - aber immer noch besser, als sich zu Hause zu langweilen :-)

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