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„Haare schneiden beim Ablösespiel“

 

SV Bavenstedt 1:2 (0:2) Eintracht Braunschweig
31.08.2010, 18.30 Uhr, Brunnenkopp-Sportpark (Bavenstedt), 300 Zuschauer

Es gibt ein neues Spiel-Genre in Braunschweig! Pflichtspiele - klar, die kennt man. Freundschaftsspiele, Testspiele, Benefizspiele, Pokalspiele - alles ein alter Hut. "Ablösespiel" ist das neue Unwort in der Fußballszene, denn Ablösespiele sind schwer im Kommen. Zumindest wenn man Spieler des SV Bavenstedt kauft, denn genau das taten die Verantwortlichen des BTSVs vor ein paar Jahren mit der Verpflichtung des damaligen Niedersachsenliga-Torjägers Marc Vucinovic. Nicht nur Geld bekam der abgebende Verein damals, ganze zwei (!) Ablösespiele versprach die Eintracht obendrein. Warum eins nicht auch gereicht hätte, sei hiermit zur freien Diskussion gestellt, noch dazu da eben jener Vucinovic seit seiner Verpflichtung eher durch Verletzungen, als durch Tore glänzt. Und das soll nicht mal kritisch gemeint sein, vielleicht ist der Gute ja ein absoluter Rohdiamant - den man leider nur noch nie so richtig hat spielen sehen.

Aber gut, die Krankenversicherung von "Vuci", wie der Arme von Mitspielern und Groupies gerne mal genannt wird, ersetzt ja nicht die Ablösespiele und somit war es also heute Zeit, dem Versprechen zweiter Teil gerecht zu werden. Gerüchte, in Bavenstedt würd jetzt sogar eine kleine Tribüne stehen, schönten den Ausflug in den Hildesheimer Vorort zusätzlich noch ein wenig und so entschied ich mich, zusammen mit Rocky am frühen Abend im Skoda aufzubrechen. Als Route wurde in Anbetracht des chronisch verstopften Umbaukreuz-Süd die Bundesstraßenvariante gewählt und nachdem ein Dorf nach dem anderen abgeklappert wurde, konnte das Auto im Industriegebiet "HI-Bavenstedt" geparkt werden. Die Frage, wo der Bavenstedter an sich denn eigentlich wirklich wohnt, drängt sich hier schon auf - ergündet konnte sie aber heute nicht werden.

Dafür wurde der Sportplatz dann nach kurzem Schlange-Stehen betreten und siehe da, die Tribünengerüchte stimmten, eine kleine aber durchaus nette Haupttribüne mit Sitzschalen á la Vorsfelde findet man nun im ehemaligen "Sportplatz an der Bundesstraße". So heißt die Anlage nämlich auch nicht mehr, gekickt wird fortan im "Brunnenkopp-Sportpark". Der, die oder das Brunnenkopp ist aber allerdings kein ehemaliger Präsident, sondern der lokale Getränkepartner, der den Bau der Tribüne wohl finanziell auch ermöglichte. Folglich prangt neben dem Namensslogan auch der Werbespruch "Wir denken in Getränken" - um den auch reimgerecht auszusprechen, muss man sich wohl wirklich mal "reindenken" :-).

Die Teams liefen wenig später unter dem Beifall der gut 300 Zuschauer auf, so richtig gelohnt dürfte sich das Ablösespiel dann auch nicht haben. Auch der unglaubliche Marketing-Versuch, man könne sich in der Halbzeit vom lokalen Friseur für 'nen Zehner eine Kurzhaarfrisur machen lassen (und bei einem einrasierten "SVB" noch eine Dauerkarte umsonst bekommen) dürfte wohl den Kreativpreis gewinnen, großes Geld aber kaum garantieren. Ich habe schließlich meinen Quartals-Friseurbesuch gerade hinter mir, ätsch :-).

Auf dem Feld waren die Rollen in Durchgang eins klar verteilt, Eintracht dominierte und ging durch einen Kopfball und einen Schuss von Fetsch standesgemäß mit 2:0 in Führung. Alles in allem halt doch nur ein Testspiel und so verquatschte man die Zeit mit Basti, der sogar alleine heute angereist war und dafür mit netten Anekdoten von den Nachwirkungen der Ralf-Party punkten konnte. Die waren schon absolut köstlich, wurden aber nur durch einen Knaller in den Schatten gestellt, der etwas neben uns Platz genommen hatte. Mit Trikot und Eintracht-Schwenkfahne bewaffnet pöbelte der nicht ganz frische Herr neunzig Minuten gegen alles, was sich auf dem Feld so bewegte. Highlight: Der Schiri bekam Mitte der ersten Halbzeit den Ball aus kurzer Distanz ins Gesicht, was unser Freak mit "Braunschweiger Jungs"-Gesängen bedachte. Großes Kino und der Lohn kam auf dem Fuße: Der Pöbelmensch gewann in der Halbzeit die Eintracht-Freikarten aus der Tombola und auch seine (optisch übrigens gut passende) Freundin bekam den selben Preis zugelost. Na hoffentlich sind's Vip-Karten.. :-)

In der zweiten Halbzeit wurde bis auf Kragl komplett durchgewechselt und auch Vucinovic kam tatsächlich mal zum Einsatz. Verletzt hat er sich immerhin nicht, aufgefallen ist er aber ebenso wenig. Auch Karim Bellarabi durfte 45 Minuten ran und somit konnten die Wechselgerüchte auch endlich ad acta gelegt werden - vier Stunden vor Ende der Transferfrist hätte der Gute bei einem akuten Wechselpoker wohl was anderes, als das heutige Testspiel im Sinn. Und da man auch keinen "Deppen mit Regenschirm aus einem Touareg" aussteigen sah, kann man Bellarabi also beruhigt bis zum Winter einplanen. :-)

Das Spiel verflachte zunehmend, die Sonne verabschiedete sich langsam hinter der neuen Tribüne und setzte so das einzige optische Highlight, während die Bavenstädter nach 85 Minuten sogar durch Pietsch verkürzen konnten. Mit Ruhm hat man sich also nicht wirklich bekleckert, aber gut - "Ablösespiele" haben wohl doch ihre eigenen Gesetze und somit kann man froh sein, das erstmal letzte Spiel dieser Sorte gesehen zu haben. Braucht nämlich auch kein Mensch! :-)

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