TITELBLATT | AUTOR | INHALTSVERZEICHNIS | KLAPPTEXT | VOM SELBEN THEMA

„Guido Spork zwischen den Fronten“

 

Brandenburger SC Süd 1:0 (0:0) BFC Dynamo
13.11.2010, 13.30 Uhr, Werner-Seelenbinder-Sportanlage (Brandenburg), 625 Zuschauer

Rundum positiv fiel also das Fazit unter die Fahrt nach Offenbach aus, man hatte nicht nur einen wichtiges Remis erfightet und einen genialen Auswärtsauftritt hingelegt - nein, der Auftritt am Freitagabend hatte dazu noch den schönen Nebeneffekt, dass der Samstag zur freien Verfügung bereitstand. Das heißt im Fußballfan-Deutsch, das Platz und Zeit für einen neuen Ground zur Verfügung stehen sollten - ein Plan, der sich recht leicht in die Tat umsetzen lassen sollte. Bereits mit Veröffentlichung des Spielplans war dem geschulten Auge das Oberligaspiel zwischen dem Brandenburger SC Süd und dem BFC Dynamo aus Berlin aufgefallen und nach kurzem Rumgefrage fand man in Persona Mike Aehle und Marc auf zwei begeisterte Mitfahrer für den Kick. Da stellte man dann sogar auch freiwillig den Fahrer und irgendwann am späten Vormittag wurden die besagten Beiden dann auch am Ring auf Höhe Hähnchen-Conny eingesammelt.

Die Anfahrt über die A2 verlief absolut stressfrei, die Straßen waren unerwartet frei und bis auf eine kleine Fahrbahnverengung gab es auch keine Hindernisse zu beklagen. Entsprechend zügig wurde Brandenburg in Brandenburg dann auch erreicht und mit "etwas" :-) Hilfe von Marc's Navi stellte auch das Finden der Sportanlage kein größeres Problem dar. Zugegebener Maßen, meine ausgedruckte Beschreibung hätte in dem Wirrwarr der Pflasterstraßen wohl irgendwann versagt, man wurde wirklich direkt durch die aber durchaus sehr sehenswerte Innenstadt und vorbei an der Havel geleitet. Irgendwann zeigte das Navi dann nur noch knapp 100 Meter Fahrstrecke an, bis auf Reihenhäuser sah man aber rein gar nichts, doch siehe da - direkt gegenüber der breiten Hauptstraße fand sich der Eingang zur Werner-Seelenbinder-Sportanlage. Das Auto wurde also schnell an eben jener Straße abgeparkt und bei bedecktem Himmel ging es rein in das Vergnügen..

Betritt man das Gelände, fallen einem zunächst zwei Dinge sofort ins Bild: Das ist natürlich einmal eine Statue für den Namensgeber des Stadions, Werner Seelenbinder. Der war, für die Geschichtsbanausen und die, die zu faul sind Wikipedia zu öffnen :-), ein kommunistischer Sportler zu Zeiten des Nazi-Regimes, welches er letztlich nicht überlebte. Ironischer Weise war heute dann quasi direkt vor dem Antlitz Seelenbinders ein kleiner Verkaufsstand aufgebaut, wo neben Souveniers zum BSC Süd auch Fanartikel vom BFC Dynamo vertickt wurden - Geschäft ist schließlich Geschäft.. Großes Interesse bestand bei mir aber weder an dem Einen, noch an dem Anderen und nachdem man eine weitere Kontrolle passiert hatte, nahm man bei leichtem Nieselregen auf der überdachten Sitzplatztribüne Platz. Die sollte sich bis zum Anpfiff durchaus vernünftig füllen, 625 Zuschauer vermeldete der Stadionsprecher. Darunter tummelten sich auch ca. 200 Befis, welche leider zumeist auf der Stehplatzseite direkt neben der Tribüne Platz nahmen und von uns daher in Durchgang eins nur akkustisch und anhand der Zaunbeflaggung hinter dem Tor wahrgenommen werden konnten. Anders gestaltete sich das dann schon bei den Jungs und Mädels vom BSC Süd, die wie bereits im Vorfeld bei Stadionwelt gesichtet, auch über eine kleine Fanszene verfolgen. Die definiert sich aber selbst im Gegensatz zum heutigen Gast als eher links und ultraorientiert - bei genauerer Betrachtung ließen sich durchaus Vergleiche zur Szene in Babelsberg aufzeigen. Ein kleiner, bunter Haufen mit Leuten vom jugendlichen Punk bis zum älteren Skinhead - alles dabei. Gefallen konnte in jedem Fall die Zaunbeflaggung, wobei der Banner "Meckerecke" durchaus das Prädikat "Kultstatus" inne hat.

Genug also der Randbedigungen, kommen wir zur sportlichen Darbietung: Während sich die Gastgeber langsam zum Aufstiegskandidaten für die Regionalliga mausern und damit den FC Stahl bereits seit längerem als Nummer eins der Stadt abgelöst haben, dümpelt der BFC Dynamo weiter im Niemandsland der Tabelle herum. Das Experiment, mit Altstars wie Nico Patschinski oder Guido Spork zum Erfolg zu kommen ist gescheitert - und pikanter Weise lief Spork heute sogar für die Brandenburger auf, sollte dabei aber nicht sonderlich auffallen. Ohnehin war das, was in der ersten Halbzeit geboten wurde, eher sportliche Hausmannskost und so fand das erste Highlight dann erst in der Pause statt: Man hatte sich für den Konsum einer Bratwurst entschieden und nachdem die richtige (und kürzere) Schlange zum Bratwurststand gefunden wurde, hielt man wenig später das erwünschte Objekt dann auch in den Händen. Der Begriff "Objekt" trifft es dabei aber auch ziemlich genau - das Ding sah schon etwas gewöhnungsbedürftig aus, schmeckte aber tatsächlich ausgezeichnet und so konnte man beim Konsumieren auch noch einen kleinen Spaziergang zum Nebenplatz machen. Der erwies sich dann sogar als Ministadion mit Stehplatztribüne - woraufhin Marc sich sofort zu einem (seiner tausend.. :-)) Beweisfotos hinreißen lies - jaja, irgendwann wird's hier auch schon nochmal hingehen :-).

Mit der Wiederkehr der Mannschaften postierte man sich dann auch auf die Seite der Trainerbänke um in Durchgang zwei den Fokus auf die Berliner Fans richten zu können. Dabei fiel dann auch der geflaggte "UNVSE"-Banner auf, das abwertende Pendant zum "U(nd) N(iemals) V(ergessen) E(isern) U(nion)"-Slogan der verhassten Unioner. Ansonsten war supporttechnisch aber nicht viel los bei den Modulen aus Hohenschönhausen, grauer Ligaalltag ist das Stichwort und es bedurfte schon der Führung für Brandenburg in Minute 57, damit es zu ersten Tretereien gegen den Zaun des Gästeblocks kam. Alles aber eher aus der Schublade sinnlos und somit verhielt sich der Gästanhang auch ruhig, als der Schiri ein paar undeutliche Situationen zu Ungunsten der Gäste auslegte. Letztlich dominierte Brandenburg aber das Geschehen schon recht deutlich und bekam obendrein in der Schlussminute noch einen Elfmeter zugesprochen. Das verwunderte die heimische Rentnertruppe dann aber doch merklich, die hatten vorher schließlich noch in fester Überzeugung beteuert, dass die Dynamos "natürlich noch 'nen Punkt zugeschoben bekommen werden würden" - tja, die Zeiten sind wohl endgültig vorbei :-). Die Elfer-Vorentscheidung scheiterte zwar trotzdem an BFC-Keeper Daniel Rothe, wenige Nachspielminuten später war trotzdem Schluss und die Gastgeber konnten ihren Erfolg über den Traditionsverein aus der Hauptstadt feiern.

Das Spektakel fand dann aber ohne uns statt, wir nutzten die Chance um ohne Abfahrtsstau davon zu kommen und das gelang dann trotz einer neuerlichen Mini-Odysee durch das Brandenburger Land recht schnell und immerhin fand man so auch noch eine Tanke, da sich der Benzinvorrat doch bedenklich gesenkt hatte. Vollgetankt konnte es dann also auf die absolut leere Autobahn gehen (ist das wirklich die A2 gewesen?) und am frühen Abend wurde Braunschweig wieder erreicht. Dort hieß es im Pressehaus kurz Geld verdienen um dieses dann am Abend mit einer so noch nie dagewesenden (Eintracht-)Partycrew um Block 7-Henne, Meuselwitz-Basti, Feuerwehr-Melli und mir (Frische Landluft-Robin) im Schwanensee auf den Kopf zu hauen. Trashpop ist schon was feines :-).

EIN SPIEL VORBLÄTTERN | ZURÜCK ZUM INHALT | EIN SPIEL ZURÜCKBLÄTTERN
-> Hier könnte (Schleich-)Werbung von Wolters stehen! ;-) <-