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„Völlig euphorisiert“
Eintracht Braunschweig 2:0 (1:0) SV Sandhausen
03.08.2010, 19.00 Uhr, EINTRACHT-Stadion (Braunschweig), 19.000 Zuschauer
Englische Wochen stehen auf dem Programm und selten kamen die so gelegen, wie heute:
Nicht nur, da man selbst aufgrund der freien Tage eh zu Hause mit leichter Langeweile zu
kämpfen hatte, auch sportlich schwebt der BTSV ja bekanntlich derzeit auf Wolke sieben
und so kam das Duell gegen den vermeintlichen Ligafavoriten SV Sandhausen gerade recht.
Der deutsche Rekordamateurmeister hat seinen eigentlich ganz netten "Kultcharakter"
durch Großinvestitionen mal gekonnt verspielt und gerade die Verpflichtungen von
Tim Danneberg ("Ich will mich sportlich verbessern und gehe in Liga zwei") und Frank
Löning ("Ich unterschreibe definitiv bei Eintracht") streuten aus unserer Sicht noch
besondere Brisanz in die Partie, galt es doch, den beiden Krachlatten mal zu zeigen,
was sie in Braunschweig so verpasst haben :-).
Für mich begann der Tag recht stressig, nachdem ein paar Berichte getippt wurden konnte
die Restzeit passender Weise mit beiden Rülpsern in der Wohnung des Einen verbracht
werden. Simon und Rossi hatten beide am Folgetag ausnahmsweise mal frei und so stand
einem netten Vorglühen nichts im Wege, auch wenn es sich dann letztlich doch im Rahmen
hielt, dem wilden Pizzakonsum der Beiden sei dank. Und während Rossi noch feststellte,
bisher gar nicht genug aus dem Billig-Bierkasten konsumiert zu haben, hieß es für
mich dann auch bereits Abschied nehmen, da noch weitere Punkte auf der Agenda lagen:
Zunächst musste mit Schulfreunden noch ein passender Treffpunkt nach Spielschluss
ausgemacht werden und der gute Teamchef wollte in Sachen Programme und Tickets malwieder
versorgt werden, dazu noch ein Fototermin und die Zeit bis zum Anpfiff war nahezu überbrückt.
Letztlich half man noch Cattiva bei der Befestigung des Anti-Danneberg-Spruchbandes,
was angesichts des Windes gar nicht so einfach war. Dummer Weise hatte es ausgerechnet
heute mal wieder angefangen zu regnen und dazu bließ ein recht böhiger Wind durch
das Stadion - komisch eigentlich, wo es jetzt ja geschlossen ist..
Bis zum Einlaufen der Teams hatten sich insgesamt stolze 19.000 Zuschauer ins Stadion
eingefunden, eine Zahl die wohl alle Erwartungen mehrfach übertroffen hat! Klar, es
ist Spitzenspiel, aber eben auch Dienstagabend und dass insbesondere die geöffneten
Nordkurvenblöcke 15 und 16 nahezu sold out waren, überraschte dann doch schon. In jedem
Fall eine geniale Kulisse, die einmal mehr deutlich macht, wie sehr es derzeit Spaß
macht, zur Eintracht zu gehen! Und entsprechend motiviert legten beide Teams und
die Zuschauer (von den vielleicht 30 Hanseln in der Nordkurve mal ab) dann auch los:
Auf den Rängen überzeugte Cattiva mit guter Liedauswahl, die nicht nur einmal das
gesamte Stadion zum Stehen brachte, auf dem Platz die Mannschaft mit einer kompakten
und gleichzeitig offensiven Einstellung gegen einen sportlich zweifellos guten Gegner.
Dass Geld zumindest ein gewisses Maß an Qualität mit sich bringt merkte man von der
ersten Minute an - genauso aber auch, dass jugendliche Unbekümmertheit jeden Cent
genauso aufwiegen kann. Ich kann mich nur wiederholen, aber was Karim Bellarabi
erneut auf's Parkett legte, war einsame Spitze und nicht umsonst waren die Herren
Benschneider und Sievers - eigentlich gestandene Spieler - derart bedient, dass
erstgenannter nach dreißig Minuten augewechselt wurde und letztgenannter erst überfordert
gelb bekam und kurz vor der Pause einen Elfmeter an Mirko Boland verschuldete. Dafür hätte
es theoretisch auch gelb-rot geben können, da Kumbela das Ding aber reinzimmerte war man auch
so mehr als zufrieden, Afrikaner können halt doch Elfmeter schießen, lieber Teamchef! Der
war aber ohnehin völlig aus dem Häuschen und klatschte in der ersten Reihe des Zehners fleißig
mit, so dass Melse und ich ein paar Reihen dahinter nur groß mit den Augen rollen konnten und
das Ganze mit ein paar Bieren glaubhaft trinken mussten. "Völlig euphorisiert" sollte man
im Facebook-Account der Gegengerade später lesen :-)!
Nachdem man in der Halbzeit vergeblich versucht hatte, mal in Block acht zur Pausendiskussion vorzustoßen, setzte in Durchgang zwei dann langsam die Dämmerung ein, dem Spiel auf hohem Niveau mit Feldüberlegenheit
für Blau-Gelb tat das aber keinen Abbruch. Symbolischer Weise war Danneberg noch einer der besten
Sandhauser, auch wenn er zu seinem eigenen Verwundern bei jedem Ballkontakt mit einem Pfeifkonzert der
Marke "purer Hass" begrüßt wurde. Selbst Schuld würde ich mal sagen...
Je tiefer die Uhr nach unten tickte, desto nervöser wurde man und als der für den entkräfteten Bellarabi
eingewechselte Julius Reinhardt kurz vor Spielende das erlösende 2:0 köpfte brachen alle Dämme. Zumindest
meine Bierbecher hatten sich im Trubel selbstständig gemacht, genauso wie meine Stimme, die nun quasi
nicht mehr existent war.
Nach nur wenig Nachspielzeit machte der Schiri dem Treiben schließlich ein Ende - Schluss, Aus, Sieg, geil!
Mehr als verdient ließ sich die Mannschaft vor Block neun feiern und auch Geburtstagskind Torsten Lieberknecht
kam wieder zum Feiern und durfte als Mini-Geschenk die Humba anstimmen, was er auch tatsächlich tat. Selten hat
ein Saisonauftakt so viel Spaß gemacht und selten hatte man zu einem derartigen Saisonzeitpunkt ein so gutes
Gefühl, danke an alle, die dieses Konzept mitgetragen haben. Natürlich wird es auch Rückschläge geben (vermutlich
sogar früher, als man denkt), aber es macht einfach Spaß, dieser Mannschaft mit diesen Spielern zu zuschauen und
das zählt! Entsprechend gut gelaunt ging es für Turner-Jugendkeeper Jan und mich dann zur Gaststätte, wo man
durch die Nachricht über Connis Tod leider etwas aus der guten Stimmung geholt wurde. Dass Braunschweig
mit ihm ein wahres Original verliert, muss hier wohl nicht groß erwähnt werden - nicht nur Eintracht, wohl
jeder Bürger der Stadt verbindet mit Conni seine ganz eigene Geschichte und wird sie nie vergessen!
Nachdem an der Kneipe nochmal eine gute Spielhälfte lang verweilt wurde, ging es mit den ehemaligen Schulfreunden
noch nach kurzem Sit-In in Richtung Joker, welches erst bei Tageslicht verlassen wurde - komisch, aber derzeit
macht einfach alles Spaß! :-)
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