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„Racing nach Darmstadt“
SV Darmstadt 98 1:2 (1:0) Eintracht Frankfurt II
15.05.2010, 14.00 Uhr, Stadion am Böllenfalltor (Darmstadt), 5.100 Zuschauer
Das Böllenfalltor in Darmstadt gehört mich Sicherheit zu den Stadien, die man im
Fußball-Fanleben mal gesehen haben sollte. Da der lokale SV Darmstadt 98 seine
Bundesligazeiten seit Ende der Siebziger Jahre jedoch überlebt hat und vielmehr heutzutage
in der Regionalliga gegen den Abstieg kämpft, ist ein Besuch mit der eigenen Eintracht
eher unverscheinlich und so wurde eine Hoppingtour ja quasi unausweichlich. Bereits
bei Veröffentlichung des Spielplans war hierbei das letzte Heimspiel der Lilien gegen
die Reserver der Eintracht aus Frankfurt aufgefallen - beides bekannter Weise keine
"Best friends hdgdl for 4 ever" und in Anbetracht der beendeten Bundesligaspielzeit
also ein absolutes Muss-Spiel. Mitfahrer konnten in Form der Societys Baller-Uwe
und Rautmann schnell gefunden werden, wobei formale Hindernisse durch den Tags zuvor
angesetzten Polterabendbesuch der beiden auch überwunden werden konnten (Uwe: ich kann
nicht fahren, Rautmann: ich auch nicht, kann aber ein Auto stellen). Um den Wagen
dann sogar noch komplett voll zu machen wurden flugs noch der gute Herr Aehle Junior
nebst Freundin verpflichtet und so ging es am Samstagmorgen zu fünft in Rautmanns
Renault dann los. Na fast zumindest - ich durfte ja wie nun klar sein sollte den Fahrerpart
übernehmen und geriet dabei gleich im ersten Fahrmanöver in direkte Konfrontation mit
einer Verpeilo-Oma, die offenbar nicht wusste, dass Autos auch einen Rückwärtsgang besitzen.
Naja, spätestens dank der freundlichen Hinweise aus dem Inneren des Wagens dürfte ihr
das jetzt bekannt sein.. :-).
Rautmann füllte dann noch Sprit und Motoröl und flugs ging es bei Nieselregen auf
die Autobahnen gen Hessen. Doch kaum hatte man sich über die erstaunlich schnell befahrbare
A39 gefreut, guckte man ziemlich in die Röhre. Naja, nicht ganz in die Röhre - der Scheibenwischer
gab einen spontanen Arbeitsstreik bekannt und so reduzierte sich die Sicht auf ein verschwommenes
Etwas, fahruntauglich. Bei der nächsten Ausfahrt in Bockenem also raus und nach etwas Rumfragen
tatsächlich just dort einen Renault-Händler aufgetrieben. Leichte Panik machte sich bei
den Mitfahrern da schon breit, doch der Witz des guten Herrn Auto-Händler ("ich verkauf euch
gerne einen Neuen") stellte sich nur als unlustiger Humor heraus und nach gut 30-45 Minuten wischte
der Scheibenwischer wieder wie ein junger Gott. Eine Spende für den Händler gabs als Dank,
immerhin hatten wir uns zuvor bei Bier und Kippen (für alle außer mich, logisch liebe mitlesenden
Besserwisser) in seiner Bude aufhalten können. Auch irgendwie jetzt schon eine Kulttour, wäre da
nicht der erschreckte Blick auf das Navi, was eine Ankunft gut zehn Minuten nach Anstoß in Darmstadt
vorhersagte. Baller-Uwes Trost ("ich hab bei fast allen Spielen zuletzt den Anstoß eh verpasst")
half mir da auch wenig, also Gas geben angesagt. Immerhin blieben die Straßen nun weitgehend Auto-
und Regenfrei und so ging's mit durchschnittlich 170 Sachen an Frankfurt vorbei nach Darmstadt, was
so ein kleiner Renault alles kann! Und siehe da, kaum war das Ortsschild unseres Tagesziels passiert,
wies das Navi noch gut zehn Minuten bis (!) zum Anstoß auf, also gut was rausgefahren. Die Parkplatzsuche
gestaltete sich dann doch noch einfacher als gedacht, dennoch erreichte man die Kassenhäuschen am
Stadion erst zu Spielminute fünf. Immerhin in Sachen Intro hatte man bis auf eine kleine Choreo der Heimseite nicht viel verpasst, erst
mit Durchqueren der Sicherheitskontrollen ertönte im Hintergrund ein Tor-Aufschrei - 1:0 für Darmstadt.
Na gut, also rein ins Geschehen, mehr war halt nicht möglich.
Platziert wurde sich in der Stehkurve zwischen Heimtribüne und Gästeblock und somit mit bester Sicht
auf beide Fangruppen und das Spielfeld. Da geschah nach dem 1:0 erwartungsgemäß sowieso erstmal nicht viel
und so konnte man sich dem Treiben auf den Rängen widmen: Frankfurt hatte schon einen imposanten Gästemob am
Start, sicher über 1.000 Adler-Fans standen zumeist in ihren orangenen "Anti Lilien Gang"-Shirts im Eckblock
der Gegengerade. Der Zaun war konsequent zugehangen und auch die Waldhöfer "Lilienkiller"-Fahne konnte gesichtet
werden. Dazu ganz netter Support, sicherlich ein Gästeauftritt wie man ihn selbst in Liga drei selten zu Gesicht
bekommt! Der Heimpöbel hatte sich im großen und Ganzen auf der Haupttribüne eingenistet: Die Ultras Darmstadt
fanden sich wie immer stehend auf der rechten Seite der Tribüne ein und zelebrieten da ihren Mini-Fanblock, während sich
einiges älteres Klientel sonst über die Tribüne verteilte und ab und zu Oldschool-Lieder von sich gab. Sicher gemessen
an der größe der Fanszene in Ordnung, aber bei einem normalen Punktspiel gegen Sonnenhof Großaspach möchte ich hier
nicht rumstehen. Das Böllenfalltorstadion ist halt in anderen Zeiten angelegt worden und heute schlicht überdimensioniert.
Für Nostalgiker dennoch ein absolutes Muss, alleine die imposante Stehplatz-Gegengerade ist den Besuch ja schon Wert.
Bis zur Halbzeit sahen die offiziell 5.100 Zuschauer dann keine weiteren Highlights auf und neben dem Platz und so
zogen Uwe und Rautmann dann in der Pause zum Bierstand, um dann natürlich den Mini-Intro der Frankfurter in Form
von einigen weißen Luftballons zu verpassen. Kaum waren die in Richtung Spielfeld entsorgt, begann auch die Eintracht-U23
richtigen Fußball zu spielen und nach 54 Minuten traf Hassler zum 1:1-Ausgleich. Großer Zaunsturm nun natürlich im Gästeblock
angesagt, feines Bild. Darmstadt bekam nun wenig bis gar nichts mehr auf dem Schirm, ein Spieler verletzte sich (und bekam auf der Anzeigetafel wenigstens gute Besserun gewünscht :-)) und der heimische Torhüter Samake (ex Hannoi!)
sorgte mit seinen Turneinlagen nicht gerade für Stabilität. Nur folglich also die Situation in Minute 72: Frankfurt kann völlig
unberührt kombinieren und nach einer schönen Flanke kann Hess per Seitfallzieher die Führung für die Gäste besorgen. Aus deren Sicht natürlich
hammergeile Sache, mit der Zweiten beim Hassgegner einen Rückstand durch ein Tor des Monats drehen - erlebt man nicht alle Tage. Und
als ob das Ganze der Schmach nicht genug wäre, begann nun auch auf den Rängen die Demütigung des Heimvereins: Kaum hatte
Aehle noch zu mir gesagt "Robin jetzt bete mal, dass hier noch was kommt", präsentierten die Frankfurter den geklauten "Ultras Darmstadt"-Heimbanner
und zelebrierten das mit einigem orangem Rauch und Bengalen. Dazu zwei Leuchtspuren und der Schiri hatte erstmal genug, Spielpause war
angesagt (wohl auch, damit die ganzen Hopper rund um uns fleißig mitknipsen konnten, gut - haben wir ja auch gemacht :-)). Immerhin,
die heimischen Ordner und auch die Polizei blieben absolut im Hintergrund, keine Rückeroberungs- oder Sicherstellversuche, so soll es sein.
Nach und nach räumte die Frankfurter Szene nun ihre Banner (ohnehin fast alles nur mit Ultra-Bezug) ein und ließen nur den UD-Banner hängen,
was einige Vollmänner hinter uns auf die Idee brachte, doch mal selbst das Stück zurückzuholen. Scheiterte aber an den koordinativen Fähigkeiten
und der einfach zu großen Schnauze der besagten Möchtegern-Modulen, die sich ganz brav von einer ihrer Assi-Freundinen einfangen ließen. Als ob
die Situation nicht schon peinlich genug wäre.. :-). Der Schiri pfiff dann zumindest recht zeitig ab und machte das Derbydesaster für
Darmstadt auch sportlich perfekt. Immerhin haben die Gastgeber den Klassenerhalt durch die Insolvenzen von Bamberg und Reutlingen bereits
sicher, prall war das aber trotzdem nicht. Die Frankfurter Spieler feierten dafür (zum Teil die Mottoshirts tragend) den Erfolg, während
die UD-Fahne dem Feuer übergeben werden konnte. Wir hatten damit alles gesehen und machten uns direkt vor dem richtigen Darmstadter Pöbel entlanggehend
zum Auto auf. Ausgerechnet Maren wollte da noch ein bisschen hinterhergucken, scheiterte aber an der Ignoranz der älteren Herren im Auto :-).
Die Rückfahrt wurde dafür noch zu einem kleinen Highlight, die ohnehin ja eher untypische Besatzung entdeckte schnell einige Bezugspunkte
und spätestens als Uwe seinem Frauenversteher-Image wieder gerecht wurde (Telefonat mit Julia daheim: "Schatz, wir kommen gleich noch Pizza machen. Organisier
Du doch schonmal den Teig", um wenig später mit Maren über die Begrifflichkeiten ihres Hinterteils zu streiten) war die gute Laune perfekt.
Rautmann steuerte mangels Dinosaur dann noch ein paar Partykracher der Marke Ballermann hinzu, wobei tatsächlich das gesamte Auto bei den Klassikern
recht textsicher war und damit Uwes Onkelz-Wunschbemühugen ein Ende setzte. Ein Ende fand die Fahrt dann für Aehle und Fräulein (die ist ja erst 16!!?!)
bei Lidl an der Lehndorf-Ausfahrt, während die Societys und ich noch beim Bald-Hochzeitspaar in der Steige einkehrten. Dort wartete dann tatsächlich
Julia mit Pizzateig und so wurde beim DFB-Pokalfinale noch eine Grundlage gelegt, es spät abends noch über das Altstadttreff in Richtung Meile respektive
Brain ging.. guter Tag :-)!
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