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„Kein großer Sport an Vatertag“

 

Borussia Freialdenhoven 0:2 (0:0,0:0) n.V. VfL Alfter
13.05.2010, 15.00 Uhr, Sportplatz Ederener Straße (Freialdenhoven), 400 Zuschauer

 

Deutschland 3:0 (1:0) Malta
13.05.2010, 18.00 Uhr, Neuer Tivoli (Aachen), 27.000 Zuschauer (ausverkauft)

Noch etwas verstrahlt von der langen Nacht bei in den heiligen Brauereihallen holte Rocky meine Wenigkeit am Himmelfahrts-Morgen ab. Dieses Mal sollte der Bollerwagen aber im Schrank stehen bleiben, mit dem Auto ging's auf die freien Autobahnen mit Fernziel Nordrhein-Westfalen. Eintrachts-Nichtaufstieg hat das Kommando "Tivoli neu" ja doch wieder aufleben lassen und nach etwas umständlichen Planungen stand dem Vergnügen nichts mehr im Wege. Während Rocky und Sandra eine längere Tour anvisierten, sollte es für mich des Nachts mit dem Zug wieder zurück nach Braunschweig gehen, mehr dazu aber an der entsprechenden Stelle.

Die Fahrt verlief unspektakulär und gegen 14.30 Uhr erreichte man das erste Etappenziel des Tagestripps - das beschauliche Dörchen Freialdenhoven vor den Toren Aachens. Ganz demokratisch wurde nämlich die arme Melse überstimmt und sich für die Möglichkeit eines Doppels ausgesprochen und das anvisierte Pokalhalbfinale gegen die nicht unbedingt beliebten Kollegen aus Alfter klang doch auch vielversprechend :-). Dennoch Sandra schlussendlich nur für etwas weniger als eine Halbzeit verpflichtet werden und anschließend auf die Mission "Dorf abchecken" angesetzt (Ergebnis: naja..). Rocky und ich zogen natürlich den Kick im Sportplatz an der Ederener Straße vor, wobei gar nicht mal das Spiel, sondern vielmehr das Treiben auf den Rängen zu erwähnen ist. Alfter hatte seinen Ankündigungen tatsächlich Taten folgen lassen und war mit gut 20-30 Supportern der Marke "ein ganzes Dorf macht mobil" dabei. War wirklich zu klischeelastig, buntes Völkchen von der Mutter mit Picknickkorb bis zu den Herren zwischen sechzehn und neunundneunzig Jahren, die natürlich standesgemäß alle superbreit waren. Ulkige Bilder in jedem Fall, die Schwenkfahne mit der Klobürste und der an für sich seriös wirkende Präsi, der eine Drucktröte verzweifelt als Pustetröte benutzen wollte, sind schon sehr amüsant.

Unerwartet, aber natürlich gerne gesehen, waren die kleinen Raucheinlagen der Gäste, die sowohl in Halbzeit eins, als auch zwei ein paar rot-braune Dampfzeichen von sich gaben, was sogar einen obligatorischen Tadel vom Stadionsprecher mit sich brachte. Ein Enttäuschung dagegen die Heimseite, hier war von zwei offensichtlich durchgeknallten Aggro-Kötern nicht viel los. Womit wir beim sportlichen Geschehen wären, auf dem Feld war nämlich auch ungefähr so viel Action, wie auf einem Gesellschaftabend der Jugendkirche. Gähnende Langeweile und wirklich konzentrietes Fehlpassspielen, das kann der Mensch ja nicht ertragen und ganz dumm für uns: Das Doppel war an für sich zeitlich ja gut zu bewältigen, eine Verlängerung hatten wir im Zeitpolster aber nicht eingebaut - frei nach dem Motto, "irgendwer wird das Scheunentor ja schon treffen". Traf dann aber keiner und so hieß es nach 90 Minuten Abschied nehmen, nicht schön aber in dem Moment nicht anders zu machen. Alfter sollte kurz vor Ende das Spiel mit 2:0 gewinnen und steht damit unerwartet im Finale. Scheint demnächst ja große Party im Örtchen zu sein, aufgestiegen sind die nämlich ebenfalls - in die Spielklasse von Freialdenhoven. Das rang dem Stadionsprecher dann auch noch zum Abschied die kleine zynische Bemerkung "na ob die Liga so toll ist, weiß ich nicht" ab. Ach, Dorf-Fehden sind schon was feines.. :-)

Unsereins weckte dann die mittlerweile im Auto gestrandete Melse und zügig ging es gen Aachen. Ich muss ja zu meiner Schande eingestehen, da noch nie gewesen zu sein (und somit auch den alten Tivoli verpasst zu haben..) und so schaute man mal, was da so kommen mag. Wir waren in jedem Fall überpünktlich im Vorort Haaren, wo Rocky und Sandra ihre Übernachtungslocation in Form eines Etap-Hotels gefunden hatten. Die checkten also fix ein und nach kurzer Weg-Nachfrage ging es zu Fuß die gut 20-30 Minuten zum Stadion. Viel länger hätte es auch nicht gehen sollen, das Wetter war nicht gerad einladend und folglich hieß es fix reingehen. War ohnehin nicht mehr so viel Puffer bzw die Masse saß schon artig auf ihrem Platz - was den erstaunlichen Schwund von Tickethändlern vor dem Stadion erklärt.

Der neue Tivoli selbst ist unspektakulär, halt ein Bausatz der Marke 21. Jahrhundert, könnte so auch in Augsburg, Sinsheim oder Dresden stehen. Nee nee, da lob ich mir lieber das gute alte Eintracht-Stadion - das hat nämlich auch nicht derart neongelbe Sitzschalen, die jeden freigebliebenen Platz doch recht deutlich hervorhoben. Musste selbst Alemannia-Ex Stürmer Eric Meijer ("ich hab zum Schiri Mixer mit W gesagt") im Stadionheft eingestehen. Das Heft gab's wie bei Länderspielen üblich wieder umsonst und da dieses Mal unsere Kasper-Kanzlerin das Vorwort schreiben durfte, betrieb ich bei mehreren Heften gleich mal akute Zensur :-).

Zum Intro gab's wieder eine Choreo vom Fanclub, da man selbst diesmal aber drunter saß konnte das Motiv nicht erkannt werden. Ist im Grunde auch egal, wird schon irgendwas á la "Road to Johannesburg" gewesen sein, klappte auch alles dank der eifrigen Tätigkeit der Panne-Fans ganz passabel. Wo wir beim Thema wären: Heimländerspiele sind Schrott. Gut, das wusste man sowieso schon vorher, aber in Aachen war es mal wieder ganz schlimm. Links die patriotische Frau Mama mit ihren zwei Kiddis, alle natürlich bunt bemalt wie ein schwarz-rot-goldener Schmetterling und nur am Nerven. Und da man auf den Kauf der "Tivoli-Card" aus Protest verzichtete, gab es nicht mal die Möglichkeit, sich das mit Alkohol schön zu trinken, gruselig. Und auch auf dem Platz geschah irgendwie recht wenig erfrischendes, zwar spielte Deutschland überlegen, aber nicht viel anspruchsvoller als die Protagonisten beim vorherigen Amateurpokal. Cacau traf nach 16 Minuten schließlich zum 1:0, womit es aber auch in die Pause gehen sollte, man merkte halt deutlich das Fehlen der Stammleute von Bayern und Bremen. Die kleinen Malteser (die sind wirklich klein!) wehrten sich ganz vorbildlich und so murrten schon erste Teile der 27.000 Zuschauer, als der etwas übertrieben pfeiffende Luxemburger Schiri zum Pausentee bat.

Nach dem Seitenwechsel blieb unser Freund André Schembri bei den Gästen erneut draußen, was aber an dem mauen Spiel auch nicht viel änderte. Erneut Cacau traf nach 58 Minuten zum 2:0 und ein zweifellos sehr sehenswertes Eigentor besorgte das 3:0. Mehr ist auf dem Platz nicht zu vermelden, ich bekam wenigstens irgendwann meinen Willen und Jogi Löw wechselte den Hoffenheimer Volldeppen Beck aus. Wenn so eine Nuss zur WM fährt, na gute Nacht..

Nacht wurde es langsam dann auch in Aachen bzw sollte es nach Möglichkeit recht schnell. Gute sechs Stunden hatte ich noch zu Überbrücken, bis mein Zug um 2.47 Uhr wieder gen Heimat fahren sollte, doch leichter Kopfschmerzen bei mir und schlechte Laune beim Wettergott vernichteten das Unterfangen "Stadtbesichtigung und dann mal schauen". Stattdessen ging es wieder in die Gegenrichtung zum Etap-Hotel, nachdem sich zuvor mehr als reichlich mit Coca-Cola Dosen for gratis eingedeckt wurde. Im Hotel angekommen schlich ich ganz schnell einfach mit in das gebuchte Zimmer und nachdem eine Kopfschmerztablette eingeworfen wurde, konnte auch etwas zu Futtern bestellt werden. Ich entschied mich für Gyros und ein Mixbier zum Wieder-Frischwerden, danke für die gute Verarztung, Melse :-)! Im TV wurde nun zunächst noch Relegation geschaut, ehe Sandra irgendwann dann doch zum Schlafen gehen riet. Das passte Rocky und mir aber weder zeitlich, noch vom Alkoholfaktor in den Kram (jetzt ging es einem ja wieder gut :-)) und so zogen wir beide halt in das Auto um. Schon ziemlich bizarrer Anblick, aber gut - die Tanke war nicht weit und im Radio lief Bundesweit Bayern drei, tiptop. Noch dazu, da die Bayern heimkehrende Nürnberg-Fans über ihren Triumph befragten und die offenbar nicht mehr ganz den Status "Antwortfähig" besaßen. Irgendwann des Nachts verzog sich Rocky dann auch nach oben und ich machte mich nach gut einer Stunde Smalltalk mit der Tante in der Tankstelle gen Stadt auf. Hier wurde sich dann nochmal etwas verlaufen, der Bahnhof aber doch just in time erreicht. In Düsseldorf wurde in den ICE umgestiegen und dann endgültig geschlafen, ehe in Hannoi ein letzter Umstieg beinahe verpasst wurde. Klappte dann aber doch und morgens gegen neun Stand ich dann wieder im Mastbruch vor der Tür. Was tut man nicht alles für König Fußball...

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