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„Keine Wachablösung im Essener Fußball“

 

ETB Schwarz-Weiß Essen 0:1 (0:0) Rot-Weiß Essen
19.09.2010, 15.00 Uhr, Stadion Uhlenkrug (Essen), 6.800 Zuschauer

Recht früh erwachte man am Sonntagmorgen, denn auch wenn am Vortag die doch recht intensive Tour nach Aalen absolviert wurde, sollte heute der dritte Teil der Wochenend-Deutschlandtournee absolviert werden. Nachdem am Freitag die Klassenfahrt (die als Betreuer absolviert wurde;-)) in Sylt beendet wurde und gestern wiegesagt der Aufenthalt in Baden-Württemberg ins Haus stand, sollte es heute mal wieder in Richtung Westen gehen, genauer gesagt ins tiefste Ruhrgebiet nach Essen. Bereits seit längerem hatte man nämlich die Nummer zwei der Stadt, den ETB Schwarz-Weiß mit seinem kultigen Uhlenkrugstadion auf dem Zettel, nur leider bot sich nie eine rechte Möglichkeit zum Besuch. Umso passender war es da, dass ausgerechnet am heutigen Derbywochenede (Union vs Hertha, St. Pauli vs HSV, Schalke vs Dortmund) endlich ein absolutes Muss-Spiel angesetzt worden war: Zum ersten Mal seit elf Jahren sollte der große Rot-Weiß Essen zu einem Ligapunktspiel im Uhlenkrug gastieren, dem finanziellen und sportlichen Niedergang des Vereins von der Hafenstraße sei dank. Hatte man selbst vor nicht allzu langer Zeit noch gegen RWE sogar in der zweiten Liga um Punkte gekämpft, sind die Rot-Weißen nunmehr bis in die fünftklassige NRW-Liga abgerutscht und basteln dort an ihrem totalen Neuanfang. Der Insolvenzverwalter arbeitet und die Mannschaft wurde von ihren ganzen überteuerten Altstars erleichtert und durch Talente wie u.a. den ehemaligen Eintracht-Juniorenkeeper Moritz Niebuhr verstärkt - bisher mit Erfolg. Das ehemalige Schwergewicht des deutschen Fußballs rangiert derzeit auf Platz eins der Tabelle und auch die Zuschauer stehen weiter (oder auch erst recht) hinter ihrer Mannschaft, mehr als 6.000 Besucher pilgern regelmäßig zu den Heimspielen, auch wenn das Georg-Melches-Stadion dank unfähiger und machtgeiler Politiker immer weiter zerkleinert wird. Wie kann man eigentlich, wenn man weiß, dass Verein und Stadt nahezu bankrott sind, einen Tribünenteil abreißen, in dem Gedanken, man baue halt demnächst ein komplett neues Stadion? Anspruch und Wirklichkeit lagen in den letzten Jahren wirklich ziemlich weit auseinander in der europäischen Kulturhauptstadt/-region diesen Jahres und so kann man nur hoffen, dass die Insolvenz als Art reinigender Prozess wirkt, damit der Verein langsam wieder auf die Beine kommt. Schließlich hat man als Braunschweiger dank der direkt-gewonnenen Duelle gegen RWE (Aufstieg 2001/02, 3.Liga-Qualifikation 2007/08) ja schon eine ganz besondere Beziehung zum Traditionsverein aus Nordrhein-Westfalen.

Genug also der Einleitung, kurzfristig stieg man in Sachen Anfahrt vom Zug auf das Auto um, da mit der Stadionfan endlich auch mal wieder seinem Namen gerecht werden wollte und am Samstag grünes Licht für die Mitfahrt erteilte. Ich setzte mich also ans Steuer und nachdem Henning eingeladen wurde, erfolgte selbiges mit Ralf Schulz, der an der in Hämelerwald auf uns wartete. Die Autobahnen in Richtung Pott waren weitgehend frei und bei Sonnenschein auch gut befahrbar (endlich haben wir mal sowas wie Sommer!) und so konnte das Auto mehr als eine Stunde vor Anpfiff auf dem im Vorfeld empfohlenen Parkplatz am Messegelände in der Veronika Straße abgestellt werden. Dank Hennings Technik Know-How ist sowas heutzutage ja alles easy going und somit stand man auch schon direkt vor den Toren vom Stadion. Die Platzwahl erwies sich als einfacher als gedacht, da erwartungsgemäß mit einer deutlich größeren Fanzahl in Rot-Weiß gerechnet wurde, wurden die ETB-Fans in den Gästeblock verfrachtet, während die RWE den Rest des Stadions dominierte. Also ab in die rot-weiße Kurve, die sich nach und nach auf füllen sollte. Absolut kultigste Typen laufen da rum, ein Vergleich zu unserem Fanklientel drängt sich regelrecht auf. Frage mich immernoch, wieso wir keine Fanfreundschaft mit denen haben, feinste Leute von der Marke Kuttenträger bis total dicht, alles dabei :-). Auch Ultras hat Essen natürlich noch, die postierten sich heute auf der Gegengerade und bereiteten zusammen mit ihren Bremer Freunden (heute mit Bannern präsent) die Choreo vor. Die Heimultras von Schwarz-Weiß (gibts wirklich, wusste ich aber auch nicht: http://www.essencrew.jimdo.com/ - danke Herr Aehle!:-)) übten sich heute im Boykott, entsprechend leer war auch der neu-deklarierte Heimbereich, in dem nur ein paar schwarz-weiße Fähnchen steckten und eine Hand voll Leute sich über die eine Bierbude hermachten. Darauf hatten wir nicht unbedingt Lust und beließen es bei einer von Baller-Uwe empfolenen und durch Henning und mich ebenfalls für sehr gut befundenen Bratwurst. Der kleine Teamchef nölte natürlich wieder rum, aber dem passte ja auch das Wetter wieder nicht und was weiß ich :-). Desolat die Schulz-Menschen :-). Recht hatte er dennoch in seiner Enttäuschung über den Rückbau des Stadions, seit dem letzten Besuch auf der Durchreise nach Holland anno 2008 wurde die Gegengerade um die Hälfte ihrer Stehränge erleichtert - schade, wirkte so lange nicht mehr so imposant, war aber den neuen Regularien geschuldet.

Nachdem der kultige, weil gefühlte 100 Jahre alte Stadionsprecher formgerecht seinen Text heruntergespult hatte (Kommentar Gästeblock: "Halt dein Maul.."), gab's zum Intro dann die erwähnte Choreo, "Du sollst ewig Essens Zierde sein" stand in Schnörkelschrift auf einem rot-weißen Transparent geschrieben und dahinter rundeten Papptafeln und drei RWE-Vereinslogo das nette Gesamtbild ab. Voll war es obendrei langsam geworden, offiziell 6.800 Zuschauer wollten Zeuge dieser durchaus historischen Begegnung werden. Besonders ragte dabei ein Riese vom Format "Minimum 2,30 Meter" heraus, so einen großen Menschen habe ich wirklich noch nie gesehen. Den würde ich mal gerne neben die Melse stellen, die passt da doppelt rein :-). Die Stimmung war sonst ganz okey, ohne Dach und bei derart großer Fläche ist koordinierter Support natürlich nicht ganz so einfach und so fanden insbesondere die Wechselgesänge um das "Rot-Weiß-Essen" auf drei Tribünen großen Widerhall. Da stimmte selbst Ralfi mit ein, der dafür bei den umgedichteten Partyknallern wie dem Fliegerlied passen musste. Bis zur Halbzeit gab es dennoch nichts zu bejubeln und somit ging es mit 0:0 in die Pausen und man befürchtete schon, dieses Wochenende ganz ohne Tore auskommen zu müssen.

Erst im zweiten Durchgang, der von FIFA-Schiri Kinhöfer pünktlich eröffnet wurde, ging es dann langsam intensiver zur Sache und RWE suchte die Entscheidung. Und auch wenn das Spiel eine sportliche Offenbarung blieb (ganz schlimmes Niveau, weiß nicht wie die sonst wirklich kompetenten Leute von jawattdenn.de bei ihren Noten auf so viele "gut" kommen), das 1:0 für Rot-Weiß folgte in Minute 70 durch Lenz, nachdem der ETB-Keeper einen sicher geglaubten Ball wieder fallen gelassen hatte. Lenz hatte dann dreizehn Minuten später sogar die Entscheidung auf dem Fuß, seinen eher glücklichen Foulelfmeter konnte aber gehalten werden - ausgleichene Gerechtigkeit. Die wäre dann beinahe soweit gegangen, als dass den Gastgebern der doch eher schmeichehalfte Ausgleich noch gelungen wäre. Doch trotz eines Lattentreffers und Unsicherheiten von RWE-Keeper Lamczyk blieb es beim 1:0-Derbysieg! Große Erleichterung und Spitzenreiter-Gesänge also angesagt, man hat sich wieder lieb an der Hafenstraße und bevor sich die allgemeine Heiterkeit auf die Straßen übertragen konnte, flitzte man selbst schnell zum Auto und machte sich auf in Richtung Autobahn. Hier war nochmal kurz Nervenflattern angesagt, da die Tanknadel sich doch schneller als gedacht in Richtung null bewegte, doch nachdem bei Dortmund nochmal getankt wurde, konnte Braunschweig mit Einbruch der Dunkelheit um 20 Uhr erreicht werden.

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