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„Stell Dir vor Du spielst besser - und schießt kein Tor“

 

Holstein Kiel 1:1 (0:1) Eintracht Braunschweig
21.04.2010, 19.00 Uhr, Holstein-Stadion (Kiel), 3.880 Zuschauer

Nach der Enttäuschung von Sandhausen stand also heute das Schlusslicht der Kieler Störche auf dem Speiseplan und nicht nur einmal hörte man im Vorfeld, "dass nur ein Sieg die Aufstiegschancen ernsthaft erhalten würde". Im Grunde stimmt das auch, Kiel ist nunmal de facto abgestiegen und die Vorlage des 0:0s von Jena in München am Vortrag sollte ja auch nicht ungenutzt bleiben.

So wurde der derzeit besuchte Lehrgang gegen kurz vor zwei abgebrochen und zu Bonte gefahren. Fahren muss hierbei wörtlich genommen werden, tatsächlich wählte man erstmals die Variante, selbst per PKW zur Ballerbushaltestelle anzureisen, um eine gesichterte Rückfahrt zum Mastbruch zu haben (dafür trinktechnisch aber hinten anstehen zu müssen). Auch mal eine fast neue Erfahrung (von Family-Bustransfers nach Salzgitter mal ab), sollte aber nicht die einzige Kuriosität des Tages bleiben: Quasi mit mir traf dann auch der Rossi mit dem abgeholten Bus bei Bonte ein und zu zweit (!) ging es den Simon am Stadion einsammeln und anschließend auf die Bundesstraße gen Norden. Sehr verrücktes Bild, zu dritt im Bus zu sitzen - die Auflösung ist aber einfach: Aufgrund diverser Umstände hatte man sich verständigt, die anderen Mitfahrer im Gifhorner Umland einzuladen und da Jan Bauer kurzfristig passen musste und Bonte aus dem Achter einen Neunerbus machte, fuhr man halt mit mehr Sitz-/Beinfreiheit als geplant gen Norden.

Die Fahrt verlief dann auf den Bundesstraßen zwar für den Fahrer etwas nervig, man selbst vergnügte sich aber doch ganz gut. Clemens hatte als Ersatz Nadine in die letzte Reihe beordert und natürlich seine Kühltasche dabei, so dass das selbstverordnete Alkoholverbot zumindest temporär außer Kraft gesetzt wurde. Ansonsten blieb aber alles ruhig, man selbst döste ein wenig, nachdem der Rocky einem zuvor die neusten Hoppingberichte mündlich mitgeteilt hatte. Wird ja immer bunter, bekommt man die Updates jetzt nur noch persönlich :-)? Nein, Spaß bei Seite, der Fussballtourist tippselte fleißig während der Fahrt auf dem mitgebrachten Laptop, da wird wohl demnächst was zu erwarten sein :-).

In Kiel wurde bei doch leichten Sturmböhen (immerhin ohne Hagel) gut eine Stunde vor Anpfiff in Stadionnähe geparkt. Dummer Weise stand allerdings nicht nur das Stadion in Reichweite, auch eine evangelische Kirche war nicht fern und die sollte von einigen Busmitfahrern dann alsbald auch im Schutz eines Mini-Gartens besudelt werden - naja, für mich Atheisten ja sowieso kein Problem und der liebe Gott schießt für den BTSV halt auch keine Tore :-). Flugs ging es also weg vom Geschehen und ab zum Stadion, wo man doch überrascht wurde, wie gefüllt der Gästeblock bei Betreten schon war. Mit der neuen Stahlrohrgegengeraden eingerechnet sollten schlussendlich gut und gerne 1.000 Blau-Gelbe den Kick verfolgen, eine auch von mir so nicht erwartete Zahl, dazu aber später mehr. Zunächst musste man sich nämlich mit dem Ordnungsdienst rumärgern, welchem die Fanmassen wohl auch ungeheuer wurden, so dass die Schweden-Fahne nicht mehr an den Zaun geflaggt wurde. Dummer Weise hingen da aber ohnehin schon einige Banner und so wurde in Zusammenarbeit mit den Local Patriots (welche das gleiche Problem hatten) verhandelt und im Nachbarblock geflaggt. Logisch ist das alles nicht, aber immerhin wurde das gut und gerne ein Meter hohe Tor (haha) zum Pufferblock immer artig auf und zu geschlossen. Ich fühl mich sicher, danke Holstein! :-)

Die Mannschaften verzogen sich dann alsbald vom Aufwärmen und gaben das Spielfeld für eine Truppe Cheerleaderinnen frei, welche für ihre Kür auch schnell politisch korrekt mit "Schwule" belegt wurden. Schien die aber genauso wenig zu begeistern, wie den blöden Storch, den man doch zu gerne erneut am Gästeblock gesehen hätte. Aber der Bärtige war ja ohnehin heute nicht vor Ort.. Ebenfalls nicht vor Ort waren heute leider ein paar wichtige Spieler des Teams, Lieberknecht musste auf Pfitzner und Kumbela verzichten und was das bedeutet, merkte man dann doch irgendwie: Der Weisung eines leicht angeheiterten Eintracht-Fans, welcher beim Anstoß zum "Los, schieß drauf!" aufforderte, wurde im übertragenen Sinne zwar rechtgegeben und die Mannschaft brannte wie schon in Sandhausen ein Feuerwerk auf das Gästetor ab. Doch auch wie in Sandhausen war das entweder durch den guten Torhüter vernagelt, oder unsere Sturmakrobaten (Calamita!!!!) waren zu dämlich, das Ding reinzumachen. Erst nachdem kurz vor der Pause die ersten Vergleiche zum Samstag auch öffentlich diskutiert wurden, erlöste Danneberg mit einem Kopfballtreffer zum 1:0, puh das war aber auch nötig. Halbzeitpfiff und die Kieler Fans auf der mittlerweile ein wenig entstellten, alten Haupttribüne (O-Ton bslitro: "Was ist das eigentlich für eine komische Scheißtribüne?") bepöbelten völlig sinnfrei den bis dato eher unauffälligen Schiri Dittrich. Der nahm sich das dummer Weise zu Herzen und bis auf den Anpfiff zu Durchgang zwei kam von dem Herrn in schwarz dann auch in den zweiten 45 Minuten nichts mehr Gutes. Wäre ja nicht weiter schlimm, wenn Eintracht weiter das Spiel beherrscht hätte, doch irgendwie schien in der Kabine die Mannschaft getauscht worden zu sein, ab ca Minute sechzig klappte wirklich nix mehr im Spiel.

Kiel wurde regelrecht zum stärker Spielen animiert und spätestens als ein Freistoß an den Innenpfosten klatschte, war klar, dass das heute richtig eng wird. Völlig unverständlich, wie man einen Absteiger sportlich derart aufbauen kann, spätestens jetzt vermisste man einen Abräumer á la Pfitzner und einen Mann wie Kumbela, der halt mal auch mit einem Dribbling und Sprint für Entlastung sorgen kann. Und so kam es wie es kommen musste: Kaum hatte Lieberknecht auf totale Defensive umgestellt und Stürmer Calamita durch Washausen ersetzt, konnte Holstein nach einer Standartsituation ausgleichen - drei Minuten vor dem Ende. Das Worst Case Szenario war bittere Wirklichkeit geworden und zu allem Überfluss noch hochverdient. Schon bitter, wenn man den Aufstieg so dicht vor den Augen hat und dann so eine Bude kassiert - und sich dann von den Kieler Fanhanseln noch mit "Wir steigen ab und ihr nicht auf" verhöhnen lassen darf. Entsprechend auch die Reaktion seitens einiger Teile der Fans, welche den Zaun ordentlich malträtierten und ihrem Frust zu Recht freien Lauf ließen. Das rief wiederrum einige andere Anhänger auf den Plan, welche insbesondere Cattiva mit einigen wirklich völlig asozialen Sprüchen belegten. Klar, die Liedauswahl war heute nicht immer das Beste und aufgrund des fehlenden Daches war die Stimmung ohnehin eher mau, aber ich kriege 'nen absoluten Hals, wenn jetzt hier irgendwelchen Superfans meinen, auf dem Verhalten anderer Blau-Gelber rumhacken zu müssen. Komischer Weise hat man solche Probleme nicht, wenn man mit 150 Leuten in Heidenheim steht - ich will keine Diskussion anstoßen, aber Leute: Wenn es euch nicht passt, was auswärts so abgeht, dann bleibt doch bitte beim Liveticker im Netz. 1.000 Braunschweiger ist eine schöne Zahl und macht schon irgendwie Stolz, aber wenn nicht nur ein Paar davon leider wieder das Klischee des nörgelnden Einmalfahrers bestätigen, dann geht einem das auf den Keks. Ich erwarte von niemandem, immer zu fahren, aber wenn man es halt nicht kann oder will, soll man die respektieren (oder wenigstens in Ruhe lassen), die es machen. Und Thesen wie "Der Kindergarten geht einem auf den Sack" usw gehen schonmal gar nicht, Cattiva fährt (um beim Beispiel zu bleiben) die komplette Rückrunde zu jedem Auswärtsspiel mit einem 50-Mann-Bus. Die leisten halt nunmal mehr, als manche dieser ach so tollen Ewigfahrer-Fans, die jetzt aber die große Klappe haben und sich mal wieder als die Obergurus der Fußballfanszene aufführen...

Als Obergurus führten sich dann abschließend noch die Polizei auf, welche völlig zweckentfremdet die Straße an der Kieler Shelltanke sperrten um dann aber doch durch ein Miniloch Fans beider Seiten durchzulassen. Wenigstens ließen sie C. bei seinem kleinen Disput mit ein paar Nervbolden der Heimseite in Frieden - "steck Dir deinen Storch doch in den Arsch" ist doch auch keine Beleidigung, oder :-)? Zügig ging es in jedem Fall dann wieder zurück nach Braunschweig, wo ich gegen 0.15 Uhr von Rossi bei Bonte entlassen wurde und wenig später den Mastbruch erreichte. Erstmal drüber schlafen - denn verloren ist sowieso noch nichts! ;-)

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