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„Kopflos in Budapest“

 

Ungarn 0:3 (0:1) Deutschland
29.05.2010, 20.00 Uhr, Ferenc-Puskas-Stadion (Budapest), 15.000 Zuschauer

 

Japan 1:2 (1:0) England
30.05.2010, 14.15 Uhr, UPC-Arena (Graz), 15.400 (ausverkauft) Zuschauer

Eintrachts Sommerpause ist quasi eingeläutet, doch das nächste Highlight steht bereits auf dem Programm: Deutschland reist ans Kap und der fast direkte Weg dahin führt über Budapest, wo die noch heile gebliebenen Löw-Kicker gegen Ungarn testen sollten. Pflichttermin für uns natürlich, auch wenn Meister Bauer lieber Konzerte in London gucken wollte. Na gut, zu dritt geht's auch und so startete man in Rockys Wagen bei schönstem Wetter am Freitagnachmittag gen Hannoi Airport. Die Stausituation rund um die A2 war ja durchaus bekannt, doch kaum hatte man die Alternativroute über Watenbüttel erreicht, stand man auch hier schonwieder in einer Blechlawine. Das zog sich eindeutig zu lange und als man ein paar Wagen weiter vorne einen "Airport-Transporter" wenden sah, schloss man sich spontan an und heizte dem Kleinbus hinterher. Erwartungsgemäß fuhr der bis Peine Landstraße und erst dann wieder auf die Autobahn - wir taten es ihm gleich und erreichten noch rechtzeitig den von Rocky anvisierten Parkplatz. Von da wurde man nach kurzer Wartezeit im Shuttle zum Terminal gebracht, wo die anderen drei Braunschweiger schon rumlungerten. Die zog es dann aber gleich weiter durch die Sicherheitskontrollen - wir konnten so schnell nicht folgen, schließlich galt es noch ein paar Stärkungsgetränke plattzumachen. Das konnte erfolgreich gestaltet werden und bei Verlassen der Bank hinterließ man der noch verbliebenden Hannoi+Bielefeld-Combo ein schönes Flaschenschlachtfeld :-).

Letztlich hatten wir damit aber auch richtig gehandelt, der Duty-Free-Bereich stellte sich als einzige Enttäuschung raus, nicht ein Bier konnte der geneigte Reisende erwerben. Da halfen sich manche halt mit Wein und sonstigem Blubberzeug aus, bäh kommt mal gar nicht in Frage ("eine Zwuchtel" ;-)). Immerhin stand der Flieger pünktlich da und so ging's flugs auf die gebuchten Plätze in Reihe neun. Eigentlich gute Ausgangslage für eine gesicherte Konsummöglichkeit des gesamten Getränkeangebots, doch da der dämliche Saftschubser sich offenbar auf einen längeren Nachtflug eingestellt hatte, gab es erstmal lange nichts. Erst nachdem die anderen, die von hinten aus bedient wurden, wohl schon Runde zwei starteten war man dann endlich dran - mehr als ein Warsteiner klein war da dann aus Protest auch nicht mehr drinne!

Budapest und eine große Horde deutsche Zivi-Polizei erwartete einen dann bereits im Dunkeln und da der Flieger wenigstens schneller als gedacht herangerauscht war, konnte man nach kurzem Geldholen sogar mit dem Vorortzug gen City düsen und sich damit ein überteuertes Taxi ersparen. Naja fast zumindest, der Zug erreichte im Nyugati pályaudvar (zu deutsch Westbahnhof) sein Ende und von dort galt es ja noch zum Ostbahnhof, dem etwas bekannteren und durchaus sehenswerten Keleti pályaudvar zu kommen. Für Budapest-Premierengäste des Nachts gar nicht so einfach, noch dazu wenn man zu große Geldscheine für ein U-Bahnticket (selbst für ein Mehrtagesticket!) hat. Also doch wieder ab ins Taxi bevor uns die Melse die Koffer schon vor Ankunft im Hotel um die Ohren haut :-). Erwartungsgemäß bekam man da aber den überteuerten Nacke-Tarif zu spüren, aber gut - teuer ist hier sowieso verhältnismäßig nix. Am Keletibahnhof angekommen wurde sich erstmal getrennt, Rocky und Sandra zogen zu Fuß zu ihrem gebuchten Drei-Sterne-Hotel, während ich mein Hostel suchen musste und damit ein weiteres Kapitel im ewigen Buch der Hostelword-Buchungs-Kuriositätem aufschlagen darf: Gebucht wurde das "Keleti Hostel", welches wie der Name schon sagt unmittelbar am besagten Bahnhof platziert sein soll. Die passende Hausnummer wurde auch gefunden und ein kleines Schild verriet auch die Existenz der gewünschten Übernachtungsmöglichkeit. Dummer Weise war die Tür zum Hinterhof (wo das Hostel wohl liegen müsste) fest verschlossen und statt Klingelschilder fand man nur eine Tastatur zur Code-Eingabe. Einen solchen hatte man um 23 Uhr natürlich nicht und auch sonst war niemand in Sicht. Also mal wild drauflosgetippt, mal schaun ob man das System knacken könnte. Egon Olsen-Qualitäten blieben mir dabei zwar versagt, doch immerhin meldete sich eine ungarische Stimme am anderen Ende. Englisch konnte die zwar nicht und so blieb der Dialog recht erfolglos. Als man schon aufgeben und sich umorientieren wollte, öffnete sich schließlich doch die Tür zum Glück und ein nur in Unterhose bekleideter asiatisch anmutender Ungar kam heraus und brabbelte wild drauf los. Hatte den guten wohl geweckt, immerhin war die Tür jetzt auf und im Dunkeln tastete man sich über Treppen hoch zum vierten Stock - dahin hatte der Nackidei zumindest gezeigt. Und siehe da, ein handschriftliches Schild "Hostel" markierte das erreichte Ziel, Wahnsinn! Drinnen brannte tatsächlich noch Licht und kaum hatte man geklingelt, öffnete Josef schon die Tür. Josef heißt nämlich der gute Besitzer der Bude - vermutlich einfach sein Eigenheim, von dem er zwei Zimmer einfach in Schlafsääle umgebastelt hat. Josef konnte immerhin fließend deutsch und erzählte dann auch gleich mal drauf los, wie denn der Flug gewesen sei und wo man herkäme und was weiß ich. Bitter wurde es für mich nach seiner Nachfrage bzgl meines Aufenthaltes in Budapest: Nachdem ich das Länderspiel angegeben hatte, fragte er nach meiner Ticketlage und lachte lauthals auf, als ich den bezahlten DFB-Mafia-Preis erwähnte. Er könnte mir Tickets für unter fünf Euro besorgen - da schaute ich mit den gezahlten 42 Euro natürlich etwas dumm aus der Wäsche. Naja gut, nächstes Mal buche ich halt über ihn die Karten, denn schon wenig später waren wir schon ganz dicke Freunde. Nachdem ich Braunschweig als Heimatstadt angab und dabei unser kulturelles Highlight (Wolters Pilsener) erwähnte, offebarte er mir sein kleines Büro Marke Harry-Potter-Wohnkleiderschrank, welches in Josef's Fall aber nur aus einem riesigen Biersortiment und einem PC bestand. Der wurde dann vom Gastgeber gleichmal zur Recherche genutzt (Suchbegriff google.hu "Woltérs Pilsener") und als Dank gab es einen noch in der Tasche befindenen Kronkorken der Brauerei - möge er ewig in ungarischen Ehren gehalten werden :-)! Sehr kultig das Ganze und gemessen an dem Preis (6,90 Euro pro Nacht im Viererzimmer, in dem außer mir nurnoch der Hongkongnese Edward residierte) und den Zusatzleistungen wie Stadtkarte, Internet und Bettwäsche umsonst schon 'ne 1A-Sache!

Nachdem man also den Check-In etwas anders als geplant absolviert hatte, wurde Rocky kontaktiert und sich wenig später an seinem Hotel getroffen. Nach der ganzen Aufregung hatte man sich ja nun einen Einblick ins Budapester Nachtleben durchaus verdient und so wurden nach und nach die noch geöffneten Mini-Läden an den Straßen abgeklappert und sich schlussendlich auf einem zentralen Platz niedergelassen. Dort war auch noch durchaus was los, gerade viele junge Ungar suchten wohl noch ihr Glück in der Dunkelheit und so mischte man sich halt unter das Partyvolk, ehe man irgendwann in etwas sinnlose Philosophierei verfiel - eine andere, hier nicht beschreibbare Sache für sich :-).

Am nächsten Morgen wachte man quasi ohne den Wecker groß nötig gehabt zu haben auf, die Sonne lachte durchs Fenster und bereits jetzt erreichten die Temperaturen beste Sommerwerte. Also schnell geduscht und wieder ab zum Rocky-Hotel, wo man wenig später die anderen beiden traf, nachdem diese bereits Früheinkaufe erledigt hatten. Die noch fix auf deren Zimmer gebracht und dann los mit der Mission Kulturprogramm. Dank der Stadtpläne hatte man jetzt ja eine grobe Übersicht, denn zu meiner eigenen Schande muss ich eingestehen, mich im Vorfeld nicht groß mit Budapest auseinander gesetzt zu haben. Tatsächlich ist die Stadt aber recht übersichtlich aufgebaut und so folgte man einfach der nächsten Hauptstraße in Richtung Donau. Die wurde dann auch recht schnell erreicht und man selbst erhielt einen schönen Blick auf die Gellértberg und die dort stehende Zitadelle samt Freiheitsstatue. Obligatorisch wurde die Donau also überquert und vom Wasser aus ein Stadtpanorama gemacht - schon alles sehr nett hier! Budapest ist nicht ganz die klassische Ostmetropole, die neugotischen und jugendstilistischen Einflüsse des ehemaligen gemeinsamen Reiches mit den Österreichern sind mehr präsent, als die klassischen sozialistischen Prachtbauten.

Am anderen Ufer angekommen, entschied man sich in jedem Fall für eine kleine Pause auf einer Grünfläche zwischen Berg und Donau - Sonne tanken war angesagt. Im Anschluss führte der Weg weiter am Ufer der "Duna", vorbei am Burgpalast mit dem Endziel Kettenbrücke. Die ist ja nun so ziemlich das Wahrzeichen der Stadt und so war auch hier eine Überquerung Pflicht und so fand man sich wieder am anderen Ufer, genauer gesagt auf dem Roosevelt-Platz, wieder. Von da aus ging's auf dem direkten Weg durch die Innenstadt und die UNESCO-geschützte Andrássy út-Straße zu einem Dönermann, wo gleich mehrfach in Pita, Salat und Nudeln investiert wurde. Ist ja alles durchaus bezahlbar und so schaffte man sich für den restlichen Tag gleich mal eine gute Grundlage. Nachdem auch noch das Opernhaus abgeknipst werden konnte, trennten sich unsere Wege zunächst kurz, da jeder noch so seine Sachen bis zum Spiel zu erledigen hatte. Erst gegen 15.30 Uhr wurde sich am Keleti-Bahnhof wiedergetroffen und erneut zu Fuß (nach dem Kleingeldfiasko vom Vorabend hatte man ja immer noch keine U-Bahntickets, auch wenn die Metro die zweitälteste U-Bahn Europas ist..) ging es zum Nepstadion, welches heute auf den Namen der ungarischen Fußballlegende Ferenc Puskas hört. Das gestaltete sich als doch etwas langwieriger als geplant und leicht genervt erreichte man nach gefühlten drei Umrundungen den Gäseteeingang, wo die DFB-Voucher gegen Tickets getauscht werden sollten. Hier nervten die dämlichen Fanclubbetreuer tatsächlich mit ihren penetranten Perso-Kontrollen - ja wer soll ich denn sonst sein? Vielleicht sollte der Fanclub einfach mal weniger Panne-Personal zu den Länderspielen entsenden, dann wären die Tickets vielleicht auch billiger.. Naja getauscht wurde dann schließlich doch, ein angedachter Besuch beim ehemaligen Ungarn-Meiser Csepal SC war nun aber vor dem Hauptspiel nicht mehr realisierbar. Dafür ging's dann halt in eine nahestehende Kneipe, die zum einen ganz gemütlich und zum anderen auch erträglich leer war (gemeint ist die Heim- wie Gästefanzahl :-)). Die Zeit bis zum Spiel verging hier in jedem Fall fix, auch wenn Rocky zwischenzeitlich wortwörtlich den Kopf verlor (bzw sich zumindest fragte, wo denn eben jener stecken würde :-)).

Rechtzeitig machte man sich dann die paar Meter zurück zum Stadion, respektive im Gästeeingang auf. Dort war dann zwar aus Fansicht noch nicht wirklich viel los, stattdessen bevölkerten gleich mehrere Dutzend der aus dem Osten bekannten Panzer-Cops den Eingang und übernahmen bei der Gelegenheit dann auch gleich mal die Sicherheitskontrollen. Hatte ich schon ein bisschen Bedenken, da ich meinen schönen neuen Flaschenöffner noch in der Tasche wähnte - gefunden wurde er dann aber doch nicht, da die Kontrollen als eher mäßig zu benennen sind.. In jedem Fall war man schnell drinne und genauso schnell betrat man dann auch den Block. Okey, es hätte Biere im Stadion gegeben, aber die Schlangen waren hier eindeutig zu groß und die Teams befanden sich auch schon in ihrer Warm-Up-Endphase. Also ab ein paar gute Plätze gesucht und zuvor noch die andere Braunschweiger Reisegruppe begrüßt, die tatsächlich auch ohne Fanclub in den Gästeblock gelang war. So viel zum Thema Voucher, man lernt halt auch dazu.. Insgesamt hatten sich offiziell spärliche 15.000 Zuschauer in die Riesenschüssel eingefunden, gut ein Zehntel kann davon dem 'Schland-Support zugeordnet werden. Wobei das Zehntel auch erwartungsgemäß gar nicht mal der klassische Scharz-Rot-Gelb-Party Support war, sondern vielmehr etwas unfreundlich dreinblickende Gestalten aus den neuen Bundesländern. Für gute Stimmung oder andere Aktionen standen die heute aber leider auch nicht, erst saß die Mehrzahl gelangweilt im Block herum, ehe um die 75. Minute eben jener blitzartig verlassen wurde. Man kann bei ultras.ws sicher mehr nachlesen.. Die Ungarn hatten auf der Gegenüberseite einen kleinen Fanblock etabliert, wo sogar eifrig Fahnen geschwenkt wurden. Scheint auch hier üblich zu sein, dass Ultra-Gruppen bei der Nationalmannschaft den Support zumindest teilweise koordinieren - warum auch nicht. Hören konnte man bei den Dimensionen leider nicht so viel, das alte Nepstadion war an dem Abend einfach überdimensioniert. Erwartungsgemäß blieb der Gegengeraden-Oberring wegen Baufälligkeit gesperrt, ansonsten hatte das Ganze halt den vielzitierten Testspielcharakter. Und genau so ließ es Jogi Löw dann auch auf dem Platz angehen, auch wenn Deutschland bereits früh durch einen Podolski-Elfer in Führung gegangen war.

In Durchgang zwei wurde dann gleich mehrfach gewechselt, das Spiel blieb aber doch eher mau bis langweilig. Erst in Minute 69 sollte sich wieder etwas tun, Gomez wurde freigespielt und umspielte Schlabberhosen-Kiraly zum 2:0 und seinem damit verbundenen WM-Ticket. Cacau durfte wenig später ähnliches vollbringen und damit war der 3:0-Erfolg perfekt. Hätte in Anbetracht der harmlosen Ungarn auch höher ausgehen können, reichte aber ja auch so. Die Mannschaft bekam ihren verdienten Applaus, was Podolski neben seinem Trikot auch noch mit seiner Hose honorierte (welcher Osthool hat die eigentlich gefangen?). Nach der obligatorischen Blocksperre wurde man kollektiv dann von etwas angespannt wirkenden Super-Turtle-Cops samt Hundestaffel dann zurück zum Keleti-Bahnhof geführt, viele Ungarn waren auf den Straßen aber nicht mehr zu sehen und auch sonst hörte man wenig über großartige Scharmützel an "Drittorten" ;-). Und so konnte der Abend dann erneut an diversen Läden und Kiosken zu Ende gebracht werden, quasi immer mit Schließen der Location wechselte man zu einer anderen, wobei sogar ein schönes Bierglas den Weg gen Braunschweig finden sollte (was kann ich dafür, wenn die noch ausschenken, dann aber auf einmal die Tür verschließen??). In einem dann doch recht gutem Modus bewegte man sich irgendwann des Nachts dann wieder in Richtung Hostel, welches tatsächlich auch direkt wiedergefunden wurde. Vorm Schlafengehen wurde der Hongkongnese Edward dann noch kurz um ein paar Minuten seines Wireless-Laptops erleichtert, wobei meine Versuche, die chinesische Tastatur in Kombi mit guter Promilleschlagzahl zu verstehen natürlich schnell ihr Ende fanden.

Für den nächsten Morgen hatte man sich den Wecker auf halb sechs gestellt, sollte um sieben Uhr doch der Orangeways-Bus von Budapest weiter gen Wien fahren. Dummer Weise erwachte man aus seinem Vortags-Delirium erst gegen 7:10 Uhr, so dass das Thema Bus schonmal zu den Akten gelegt werden konnte. Also in Rekordzeit geduscht, halbwegs klargekommen und ab zum Keleti-Bahnhof, ein Glück, dass der ja quasi direkter Nachbar ist. Direkt wurde auch der internationale Schalter getroffen und als die gute Dame vorhersagte, in vier Minuten würde der nächste (bzw wohl auch einzige passende Zug) gen Österreich rollen, war Dampfmachen angesagt. Im Sauseschritt wurde der Zug dann auch tatsächlich erreicht und kaum hatte man sich auf einem freien Platz niedergelassen, hieß es schon Abfahrt und für mich dringend Schlaf nachholen - so viel Stress am frühen Morgen :-).

Kaum hatte man dann ein erstes Mal die Augen so richtig offen, durfte in Wien Meidling dann auch schonwieder ausgestiegen bzw. auf die ÖBB umgestiegen werden, Graz ist schließlich das nächste Etappenziel. Der dorthin fahrende InterCity war dann auch fast vollbesetzt, man selbst ergatterte wenigstens noch einen Fensterplatz mit bester Sicht auf erste eintrudelnde Engländer, die gerade da anfingen, wo man gestern vielleicht hätte etwas früher aufhören sollen.. Prost! ;-) Auch hier verging die Zugfahrt auch aufgrund der doch schönen Berglandschaft wie im Fluge und gegen Mittag erreichte man dann endlich das heutige Tagesziel Graz. Dort hatten der englische und japanische Fußballverband schließlich zum Testmatch gebeten und da das ehemalige Arnold-Schwarzenegger-Stadion ja noch fehlt, sollte die Gelegenheit dann doch direkt mal genutzt werden. Zunächst wurde dafür in der City am Jakomini-Platz noch eine feine und vorallem erschwingliche Dönerbox verputzt und im Anschluss mit der Straßenbahn zum Ground gefahren. Dummer Weise fing es im schönen Kontrastprogramm zum Sommerwetter in Budapest hier nun zu regnen an und so sah man zu, dass die Karten abgeholt und das Stadion betreten wurden. Organisatorisch besteht da durchaus noch Nachholbedarf, ein Eingang für eine gesamte Kurve ist vielleicht doch etwas zu wenig - und wenn man bedenkt, dass die nichtmal mein besagtes Bierglas gefunden haben auch nicht wirklich effektiv :-).

Für das Spiel hatte man sich die billigsten Plätze in der sonstigen Heimkurve der Sturm-Fans geordert und befand sich somit rechts vom Japan-Block, der tatsächlich um einiges besser als gedacht befüllt war und auch mit einigen einheimischen Flaggen aufwartete. Die Engländer hatten die normale Gästekurve bekommen und auch die standesgemäß beflaggt, insgesamt konnte wohl gut ein Drittel der Gesamtzuschauerzahl den Tommys zugeordnet werden. Die Stimmung war dennoch wie man sie halt kennt und liebt, viele einfachen Rhythmen á la "Ring of fire" und dazu dann die Klassiker-Gesänge. Denke mancher Engländer wird das Trainingslager in Österreich auch gleich für einen passenden, zünftigen Urlaub genutzt haben und entsprechend gaben sich die meisten Insel-Bewohner dann auch - sind schon irgendwie im Geiste mit den Deutschen verwand, da kann man Kriege führen wie man will .. ;-).

Auf dem Spielfeld boten beide Teams dann ihre de facto beste Formation auf, bei England wurde lediglich der angeschlagen Gerrard noch anfangs geschont. Dafür kickten die Herren Rooney und Co und im Tor standen mit James und Hart genau die beiden Keeper, die jeweils mit Fug und Recht von sich behaupten können, gegen Deutschland schon mindestens ein Tor verschuldet zu haben :-). Und auch heute sollte es nicht lange dauern, ehe James ein erste Mal hinter sich greifen durfte: Nach sieben Minuten brachte Japan eine Ecke flach herein und Tanaka konnte ungedeckt aus dichter Position abziehen - diesmal keine Chance für den armen Torhüter mit dem Butler-Namen und damit das etwas unerwarte 1:0 für die Asiaten. Hatten die ganzen neutralen Ösis schön was zu knipsen, insbesondere da das Resultat zur Halbzeit bestand haben sollte. Fabio Capello dürfte entsprechend genervt gewesen sein und so sah man in Halbzeit zwei eine völlig neue englische Mannschaft auf dem Platz. Shaun Wright-Phillips wirbelte fortan auf der Außenbahn und sorgte für ordentlich Hektik im Spiel und prompt fälschte ausgerechnet der Torschütze Tanaka eine Flanke per Kopf unhaltbar ins eigene Tor ab. England nun also klar am Zug, doch Lampard scheiterte zunächst noch mit einem Strafstoß am starken japanischen Keeper, ehe ein gewisser Herr Nakazawa meinte, mit einem weiteren Eigentor die englische Führung zu bringen. Besser kann man sich nicht um den eigentlich verdienten Erfolg bringen, aber gut - Schlusspfiff und gerade nochmal Glück gehabt, Three Lions! Nach dem Spiel konnte man dann übrigens noch beobachten, wie die heimischen Zuschauer ihre Bierbecher freiwillig zu den Balljungen feuerten und denen damit wohl das Taschengeld verdreifachten.. Zustände sind das :-)

Glück brauchte ich nach Verlassen des Stadions dann auch malwieder, denn die ansich geplante Busrückfahrt nach Wien sollte schwieriger werden, als geplant: Die verzeichnete, Stadionnahe Haltestellte war schlicht unauffindbar, was man in Anbetracht des privaten Überlandunternehmens schon vermutet hatte. Das kannte dann natürlich auch keiner in Graz direkt und so wurde nach einer Telefonkonferenz mit der Heimat beschlossen, zurück zum Jakominiplatz zu fahren, wo der Bus angeblich starten sollte. Der war auch drauf und dran, genau das in die Tat umzusetzen und so sprintete man ein letztes Mal und da der Busfahrer einer der Marke nett und gutmütig war, bekam man noch einen Platz im Dr.Richard-Doppeldeckerbus. Der kostet nämlich im Gegensatz zu den 33 Bahn-Euros nur 21,80 und ist somit eine gute Alternative für die Strecke Graz-Wien. Und da der gute Bus auch sämtliche Dörfer abklappert, bekam man gleich einen schönen Eindruck von der Landschaft der Steiermark und zuckelte so gemütlich in Richtung Hauptstadt.

Wien wurde dann am frühen Abend am Karlsplatz erreicht und da man ja schließlich noch viel, viel Zeit vor sich hatte, wurde zu Fuß erstmal die Stadt erkundet. Einen richtigen Plan hatte man zum Premierenbesuch nicht wirklich und so zog man den logischen Gedanken nach zunächst zur anliegenden Karlskirche, wo ein Straßenfest sogar etwas Livemusik und Atmosphäre brachte. Anschließend ging es zurück durch den Resselpark (wo kostenlose Wasserspender eine dankenswerte Erfrischung brachten, coole Sache!) in Richtung Staatsoper. Die ist natürlich in einer Kulturstadt wie Wien absolute Pflicht und weil das auch die Wiener selbst so sehen, hat man an eine Seite der Oper glatt eine Art Public-Viewing-Wand installiert, damit das vorbeilaufende Volk die Stücke im Inneren gleich mit bewundern kann. Denken schon mit der Zeit, die Wiener, wie man auch an dem wohl weltweit ersten "Trachtenoutlet" sehen kann :-). Weiter gings für mich dann durch die diversen Gassen der UNESCO geschützten Innenstadt bis zum Stephansdom, der zwar leider derzeit teilweise renoviert wird, aber dennoch schon sehr gewaltig wirkt. Und so gönnte man sich sogar einen kleinen Blick in das Innere der Kirche, um anschließend im Stadtpark etwas frische Luft zu schnappen und erneut die Getränkereserven an den vielen Wasserautomaten aufzufüllen. Langsam wurde es dann auch dunkel und um kurz nach neun fuhr man mit der S-Bahn dann in Richtung Airport. Das kostet dann auch nur halbso wenig wie der neue City-Airport-Train und Zeit hatte man für die Bummeltour ja ohnhein genug.

Am Airport wurde ein superbilliges Abendbrot (Chips und Eistee, lecker:-)) an einem Laden der Marke Billigkette gekauft und sich anschließend im Germanwings-Terminal 1A mit einem Buch gemütlich gemacht. Hier gab es tatsächlich drei gepolsterte Bänke, wobei eine durch ein Mädel belegt wurde, die sich alsbald als 22-jährige Studentin aus Ungarn herausstellte. Antia, so ihr Name, war auch gleichzeitig Fußballfan und auf dem Weg nach Kreta, na da war der Abend also gerettet und so quasselte man bis ein Wachmann uns gegen drei zum Hauptterminal herauswarf. Immerhin gab's auch hier noch 'ne Bank, wo dann auch noch etwas gedöst wurde, ehe man Antia dann auch sicher zu ihrem Gate brachte - soviel Plan hatte sie bei ihrem ersten großem Flug von der Materie Flughafen noch nicht wirklich. Die Restzeit konnte dann mit Lesen und Weiterdösen verbracht werden, ehe Germanwings um Punkt 8.50 Uhr gen Hannoi wieder abhob. Dort wurde wieder früher als geplant gelandet und so erreichte man noch einen Zug früher, den man dank seines flexibelen und unschlagbar billigen Tickets ;-) auch nehmen konnte. Der Mittag konnte dann also im Mastbruch bestritten werden und nach kurzem Duschen und warmen Essen ging es dann tatsächlich für den Nachmittagsunterricht in die Schule - Pausen sind was für Looser :-)

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