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„Pott-Odysee endet im Rheinland“

 

SV 09 Bergisch-Gladbach 1:4 (0:1) Rot-Weiß Essen
27.02.2011, 15.00 Uhr, BELKAW-Arena (Bergisch-Gladbach), 1.602 Zuschauer

Und auch wenn es am Vortag erwartungsgemäß etwas länger ging - am Sonntag schaffte man dennoch pünktlich gegen sieben Uhr morgens das Aufstehen und den Weg zum Bahnhof, so dass dem zweiten Teil des Wochenendes nichts mehr im Wege stand. Hoppen war angesagt, genauer gesagt sollte das Doppel mit dem "Derby" zwischen Helene Essen und der DJK Altenessen und anschließend Erkenschwick vs Sportfreunde Siegen auf der Tagesordnung stehen. Der Himmel zeigte ich dabei durchaus "pott-typisch" bewölkt und so erreichte man den S-Bahnhof Altenessen eine gute Stunde vor Anpfiff bei leichtem Sprühregen. Fix also noch das letzte Konterbier geleert und ab zu Fuß zum naheliegenden Ground, wo man dann recht ungläubig schaute: Auf dem Grandplatz machten sich gerade schwarz-weiß gekleidete Spieler warm - das kann doch wohl bitte nicht wahr sein. Kurz zum Eingang geschaut und nachgefragt: Ja, das Spiel sollte heute auf dem Nebenplatz ausgetragen werden. Da schaute man doch recht doof aus der Wäsche und auch das Beteuern des Ordners ("Wenn ihr Groundhopper seid: Der Nebenplatz hat auch eine kleine Tribüne!") brachte in diesem Moment nichts, auf Asche hatte ich eigentlich gar keine Lust. Jan-Peter sah das zum Glück genauso, insbesondere da es in Form des A-Junioren Bundesligaspiels zwischen Schalke 04 und der SG Wattenscheid ein weiteres "Derby" um 11 Uhr geben sollte. Also fix wieder zurück zum S-Bahnhof und die paar Stationen in Richtung Gelsenkirchen Hauptbahnhof gefahren. Zum Glück hatte man im Vorfeld auch diese Option in Betracht gezogen und war daher im Wissen, dass es vom Bahnhof nicht weit zu Fuß zum Austragungsort des Jugendkicks sein sollte, Schalke spielt seine U19-Spiele derzeit auf der Anlage der IGS Ückendorf, die aber ebenfalls eine Tribüne aufweisen kann. Gut eine Viertelstunde vor Anpfiff erreichte man also Gelsenkirchen und fragte sich dann wenig später bei zwei Jugendlichen bezüglich der genauen Anfahrtsbeschreibung durch. Doch weit gefehlt, die beiden Jungs waren offenbar selbst im Fußball aktiv und meinten, Schalke würde heute wegen des Wetters auf einem Kunstrasenplatz am Parkstadion spielen. Ja sagtmal, was ist denn hier heute los? Gut, es regnete und das Thermometer zeigte vielleicht fünf Grad an, aber das ist doch kein Grund für diese aberwitzigen Verlegungen?

Die Laune war jetzt natürlich erstmal im Keller - noch dazu, da man befürchten musste, dass auch Erkenschwick kurzfristig auf einen Kunstrasenplatz ausweichen könnte, einen solchen besitzen die nämlich neuerdings. Tatsächlich haben die dann ihre 4:0-Klatsche gegen Siegen wohl auf normalem Grund ausgetragen, uns war das Risiko, heute gar kein neues Stadion zu sehen, dann aber doch zu hoch. Ein Notfallplan musste also her und nach kurzem Prüfen der Verbindungen am Automaten war klar: Es musste tiefer ins Rheinland gehen, genauer gesagt in die größte Stadt des bergisch-rheinländischen Kreises, Bergisch-Gladbach. Die hatten heute den abgestürzten Traditionsverein Rot-Weiß Essen zu Gast und weil man davon ausgehen kann, dass es diese Partie auf Punktspielebene wohl nie wieder geben dürfte und eine Austragung angesichts der Essener Gästefanmassen auch gesichert sein dürfte, entschied man sich halt für diesen "Umweg". Mir selbst sollte das dann auch ganz recht sein, schließlich kommt man gerade mit dem Zug auch nur selten in diese Gegend des Landes und wer weiß, wann dies das nächste Mal der Fall sein könnte. Es wurden also in Gelsenkirchen für wirklich kleines Geld ein paar leckere belegte Brötchen (ein Euro das Stück) und obligatorische Veltins-Dosenbiere (beim IhrPlatz - since 1895 übrigens :-)) eingeholt und erneut der NRW-Express in Richtung Düsseldorf bestiegen. Von dort aus ging es dann mit der S-Bahn die letzten Meter in Richtung Bergisch-Gladbach, welches schließlich eine gute Stunde vor Anpfiff erreicht wurde und die NRW-Sonntagsodysee damit ihr Ende finden sollte. Auch wenn das Wetter in der gut 105.000 Einwohner starken Stadt (aus der übrigens Heidi Klum stammt, wusste ich aber vorher auch noch nicht) nur bedingt besser als zuvor in Essen und Gelsenkirchen war - die Präsenz einiger Polizisten am Bahnhof versprach die Austragung des anvisierten Fünftligakicks.

Zum Stadion ging es dann glücklicher Weise auch auf direktem Weg, vom Bahnhof ist die "Belkaw-Arena" (ehemals Stadion Paffrather Straße) in einer guten Viertelstunde zu erreichen. Auf dem Weg wurden zur Sicherheit noch die letzten beiden Dosen versteckt, wobei uns ein parkender und seltsam dreinblickender Taxifahrer schon verdächtig vorkam - mehr dazu später. Am Stadion hielt sich der Andrang zum Glück auch noch in Grenzen und da man nicht wusste, wie die Trennung zwischen Gäste und Heimfans heute geregelt werden würde, buchte man halt Plätze auf der obendrein überdachten Haupttribüne. Mit Betreten merkte man dann aber recht fix, dass eben dieses Dach diverse aktive Essener ebenfalls in ihrer Wahl beeinflusst hatte und auch die Ultras Essen platzierten sich wenig später nicht weit von uns entfernt. Für Introfotos musste es also auf die Gegenseite gehen, wobei auch das Stadion kurz beschrieben werden kann: Im Aufbau ähnelt der laut Informer für 10.000 Besucher ausgeschriebene Ground dem Südstadion in Köln, eine überdachte Haupttribüne mittlerer Größe wird umschlossen von unüberdachten Stehplätzen. Die waren heute komplett für jedermann geöffnet, wie bereits gesagt: Bergisch-Gladbach verzichtete angesichts des ungleichen Massenverhältnisses auf eine Fantrennung, auch wenn in der Stadionhymne tapfer von den "roten Teufeln" gesungen wurde. Die waren, genauso wie der namensgleiche Fanclub "Red Devils" heute aber nicht zu sehen, gut drei Viertel der insgesamt 1.602 Zuschauer dürften den Gästen die Daumen gedrückt haben.

Sportlich läuft es für Rot-Weiß derzeit auch endlich wieder Rund, der direkte Wiederaufstieg in die Regionalliga scheint mehr als realistisch zu sein. Fünfzehn Punkte Vorsprung hat RWE auf den ersten Nicht-Aufstiegsrang und liegt damit natürlich auf Tabellenrang eins der NRW-Liga. Bergisch-Gladbach rangiert derweil vier Zähler vor den Abstiegsrängen, hier ist also noch nichts entschieden. Große optische Aktionen sollten auf beiden Seiten zum Intro aber Mangelware bleiben, lediglich die ortsansässigen Karnvels-Dichtmänner durften ihrem anstehenden Weihnachtsfest schonmal etwas Huldigung zu Teil werden. Essen konzenrtrierte sich derweil auf den Gesang und durfte auch bereits nach fünfzehn Minuten ein erstes Mal jubeln: Suat Tokat erzielte das 1:0, dem gleichzeitigen Pausenstand. Das ging insgesamt in Ordnung und umso überraschender kam daher keine zehn Minuten nach Wiederanpfiff der 1:1-Ausgleichstreffer für Bergisch-Gladbach, erzielt durch Uwe Brüggemann. Essen brauchte danach ein wenig Zeit, sich zu sammeln und insbesondere Stürmer Lenz lief gefühlte hundert Mal in die Abseitsfalle, was bei dem wortgewandten Gästeanhang für einige Pöbelarien sorgte. Erst nach 72 Minuten sollte besagter Lenz dann endlich Glück haben, die Fahne blieb unten und der Stürmer behielt sogar die Übersicht für seinen Mitspieler Koep, der die erneute Führung erzielen konnte. Damit brach bei den Gastgebern dann der Widerstand und wer, wenn nicht Lenz, konnte nach 86 Minuten mit einem Konter alles perfekt machen. Timo Brauers 4:1 in der 90. Minute besorgte dann den doch etwas zu hoch ausgefallenen Endstand, das kümmerte hier aber keinen mehr, Essen feierte mit der Mannschaft und kann nach langer Durstrecke endlich auch sportlich mal wieder für Schlagzeilen sorgen.

Das gefällt einem natürlich auch und daher ging es zufrieden zurück zum Bahnhof, wo man dann aber doch etwas blöd aus der Wäsche schaute: Die Bierdosen waren weg, der miese Taxifahrer hatte die offenbar tatsächlich gesehen und gemopst. Eine Frechheit sondergleichen und daher nahm man dann doch die frühere S-Bahn in Richtung Köln. Hier wurde dann mit Blick auf den Dom Nachschub eingeholt (Kölsch natürlich, so viel Kultur muss sein :-)) und weil das so gut schmeckte, stellte man kurz vor Bielefeld fest, dass man ja eigentlich noch eine Nacht bei Jan-Peter verbringen könnte. Im Nachhinein natürlich völlig sinnlos, aber spontan klappt bekanntlich immer alles am Besten und daher ließ man der sprichwörtlichen Schnapsidee schnell Taten folgen. Die Rückkehr in Braunschweig erfolgte somit auch erst am Montagmittag, woraufhin die Mama zwar etwas überrascht dreinblickte, insgesamt aber Verständnis zeigte. Semesterferien sind schön.. :-)

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