TITELBLATT | AUTOR | INHALTSVERZEICHNIS | KLAPPTEXT | VOM SELBEN THEMA

„Mal was neues in Dresden: 1:1“

 

SG Dynamo Dresden 1:1 (0:0) Eintracht Braunschweig
22.01.2011, 13.30 Uhr, glücksgas Stadion (Dresden), 19.206 Zuschauer

Eine Woche früher als geplant sollte es am heutigen Samstag zum ersten Auswärtsspiel in das Aufstiegsjahr 2011 gehen - zur SG Dynamo nach Dresden. Trotz Rasenheizung war das Spiel im Vorjahr ausgefallen, jetzt gibt es in der Elbflorenz aber eine ganze Stange "Glücksgas" und daher stand der Austragung jetzt nichts mehr im Wege. Der Ballerbus musste also etwas früher aus der Garage und somit trafen sich die üblichen Spaßvögel gegen acht Uhr am Samstagmorgen bei Voets. Ich reiste zusammen mit "Jay Bee" an, bei welchem das Fahrrad abgestellt werden konnte - am Vortag ging es im Heat erwartungsgemäß etwas zu lange und entsprechend wackelig war man noch auf den Beinen. Da Jan aber ohnehin den Fahrer mimte, passte diese Route ganz gut ins Konzept und der Abfahrt stand nichts mehr im Wege. Das vielgelobte Konterbier half dann auch über den ersten Kater hinweg, im Gegensatz zur Eisenbahnstrecke konnte die Polizeidirektion Pirna uns nämlich mit keinem sinnlosen Glasflaschenverbot nerven. Zurückhaltung war dennoch angesagt, Clemens hat gerade seinen Alkohol-Boxingday (Fußball gucken ja, sonst läuft aber nichts mehr :-)) und die Herren Henning und Holgi wollten nach Spielschluss noch in Dresden bleiben und hielten sich entsprechend zurück.

Die Fahrt verlief dennoch ganz nett, gab ja viel zu bequatschen (u.a. Stichwort "Maschmeyer" und "Busen-Cora") und ehe man sich's versah war Sachsen und damit die Radeberger-Werbungsstadt erreicht. Trotz der Erfahrungen vom Rostock-Spiel entschied man sich auch heute, den offiziell ausgeschriebenen Parkplatz zu nehmen und siehe da: Entgegen der Erfahrungen vom Hansa-Gastspiel stand man heute auf einem völlig normalen Parkplatz, irgendwo zwischen Plattenbauten und Eisenbahn und vorallem: Mit null Polizeibelgleitung. Auch nicht schlecht, immerhin war auch der Wanderers-Neuner schon am Start und somit besorgten wir uns den Geleitschutz selbst :-). Das war dann auch gleichsam ein fairer Deal, da wir den Wanderfreunden damit auch den sonst unbekannten Weg zum Stadion erklärten, so dass der bunte (nicht auf die Kleidung bezogen :-)) Haufen den Ground zeitnah und sicher erreichte.

Am Gästeeingang war auch schon ordentlich Betrieb, der kurzfristig eigensetzte Entlastungszug war offenbar gerade angekommen und hatte sein durstiges Volk in die Freiheit entlassen. Die hatten das Glasflaschenverbot erwartungsgemäß mit PET-Mischgetränken (einmal Wodka E bis O und zurück) umgangen und entsprechend stellte sich dann auch der Zustand der Meisten Taumelkandidaten dar. Sicherlich, die Polizisten mussten heute über wohl keine neuen Kratzer durch Flaschenwürfe an ihrem Helmen pflegen, ob die Maßnahme aber dennoch als erfolgreich angesehen werden kann, sollte jeder spätestens jetzt überdenken.

Draußen gab es also bis auf die nette Begegnung mit Rückkehrer Söhlde-Frieda nicht viel zu erleben und daher ging es nach humanen Kontrollen in das ehemalige Rudolf-Harbig-Stadion. Wie eingangs schon erwähnt: Die (durchaus gelungende) Umbauversion des alten Stadions hört neuerdings nicht mehr auf den guten alten Leichtathleten, der bekanntlich auch für den BTSV eine Zeit lang an den Start ging. Die Namensrechte wurden frisch zum neuen Jahr vertickt und daher berichten jetzt sogar die Tagesthemen über eine "glücksgas-Arena" in Dresden - das lassen wir einfach mal kommentarlos so stehen..

Innen drin war in jedem Fall schon ordentlich Betrieb, derart viele Braunschweiger hatten wir in Dresden wohl noch nie gehabt. Klar, gemessen an der Ausgangslage und der Entfernung waren das immernoch viel zu wenig, aber mit gut 1.500 Gästen kann man insgesamt zufrieden sein, auch wenn der Alkoholpegel wiegesagt überdurchschnittlich hoch lag. Dennoch war heute vollprozentiges Bier im Verkauf, da sagte man dann auch nicht nein, ehe es die steilen Stufen hinauf in den oberen Teil des Blockes ging. Dort waren durchaus noch größere Lücken zu finden - wiegesagt, der Neigungswinkel dürfte einige Biermonster vom kompletten Aufstieg abgehalte haben :-). Dafür lag oben die Choreo dann schon bereit und pünktlich zum Anpfiff und unter den Klängen von Rammsteins "Ich will" (ganz passend) entrollte sich ein überdimensionaler Eintracht-Wimpel mit dem wahren Logo und einer Geburtstagswidmung über den Eckblock. Dickes Lob dafür an die Macher - Bastelei, Transport und Umsetzung Note eins! Einige Wenige nutzten den Sichtschutz dann auch für das Entzünden kleinerer blauer Rauchtöpfe - sicher dem Gehalt der Choreo nicht ganz förderlich, den Stimmungsfaktor erhöhte das Zeugs aber dennoch ein wenig.

Auf Heimseite hatte man zunächst ebenfalls auf eine Choreo spekuliert, vor dem K-Block prangerte schließlich ein ganz nett gemaltes Spruchband "Rudolf-Harbig-Stadion". Tatsächlich sollte es dabei aber bleiben - schade, aber angesichts der Sinnlosigkeit des Themas durch die kommerzielle Umbenennung aber auch verständlich. Für Interesse sorgte ansonsten noch die Zuschauerzahl, durch das Ausrufen der "Fanprämie" (desto mehr Zuschauer heute, desto billiger die Karten für das nächste Dynamo-Spiel gegen Heidenheim) hatte man ja schon mit einer stattlichen Kulisse gerechnet. Tatsächlich waren es am Ende aber wieder die üblichen 18.000, auch wenn der Marketinchef kurzfristig auf 19.000 aufrundete - sind wir hier in Wolfsburg?

Aber gut, kommen wir zum Sportlichen: Ken Reichel laborierte immernoch an seiner Trainingslagerblessur und so durfte Benjamin Kessel von Beginn spielen. Aufgrund der schwarz-gelben Hälse und Zähne äh Heimfarben ;-) des Gastgebers war Eintracht heute komplett in weiß dabei und das schien der Mannschaft irgendwie nicht zu schmecken. Fort war die Leichtigkeit des Vorjahres und irgendwie hatte ich schon Angst, dass offenbar ein gewisser Gefälligkeitsprozess intern abgelaufen war. Dynamo zwang Braunschweig das Spiel auf und wir hatten auf dem Acker nicht wirklich was entgegenzusetzen. Im Gegenteil: Planloses Rausgebolze und weitere Großchancen für Dresden - wer hier mit dem 0:0 noch gut bedient war, darin waren sich zur Pause alle einig.

In der Halbzeit wurde kurz im Aufgang des Blocks gequatscht, die mobile Kampftruppe des Landes Sachsen hielt sich heute auch bis auf ein paar sinnlose Kontrollen im Stadion zurück, ebenso wieder Ordnungsdienst (mehr dazu unter Fanpresse.de!). Ohne Zwischenfälle ging es dann also rein in den zweiten Durchgang, der die Gemüter doch ziemlich erregen sollte: Recht schnell rückte sich Herr Gräfe, seineszeichens Schiedsrichter des heutigen Spiels, in den Fokus. Gut, über Kleinigkeiten kann man sich immer aufregen, doch spätestens in Minute 75 schwappten die Emotionen ein erstes Mal über: Man amüsierte sich gerade über das heimische Trauerspruchband für "Sexy Cora", als folgendes passierte: Dogan stellte sich im Strafraum zugegeben sau blöd an und grätschte den eigentlich schon abgeschlagenen Esswein um. Der ließ sich dankend fallen, kullerte dramatisch in Richtung Bande und bekam dafür auch nach kurzem Zögern seinen Elfer. Schöner Mist, spätestens jetzt sah man sich in Sachen Rückfall in alte Zeiten bestätigt - wenn es schon schiefläuft, dann auch richtig. Schahin verwandelte, 1:0 Dynamo. Komischer Weise wachte aber erst jetzt die Eintracht auf und versuchte, über den Kampf in das Spiel zurückzufinden: Weniger Minuten später wurde Calamita dann irgendwie im Strafraum freigespielt und traf zum Ausgleich - halt nein, er traf zwar das Tor, aber Gräfe und sein in diesem Fall wirklich blinder Assistent hatten etwas dagegen. Also kein Tor, spätestens jetzt war der Block am Kochen und Lieberknecht fand sich ebenfalls auf der Tribüne wieder. Man war der Verzweifelung also trotz Petkovics Glanzparaden bei einigen Konterchancen schon recht nahe, als der eingewechselte Fetsch im Stile Gerd Müllers aus der Drehung einfach mal abzog - und traf. Trocken und unhaltbar in den Winkel, ein Traum! Ein herrlicher Torjubel inklusiver Pöbeleinlagen zum Nachbarblock war die Konsequenz, Fußball kann doch so schön sein! Die letzten Minuten gestalteten sich ebenfalls spannend, Eintracht drängte, kam aber letztlich nicht mehr endgültig vor das Tor. Davon bekamen die NDR-Livespielzuschauer übrigens nichts mehr, die zeigten lieber die Schlussphase von Rostock - Erfurt, wo mit 3:0 bereits alles gegessen war - tja, live ist eben doch nur im Stadion ;-).

Es blieb schließlich beim 1:1, nicht unbedingt verdient, durch den Offenbacher Punktverlust aber im Grunde sogar ein Erfolg. Entsprechend zufrieden wurde mit dem Team gefeiert, was einige verstrahlte Sachsen im Nachbarblock dann doch derart auf die Palme brachte, dass es ein paar Feuerzeuge in Richtung Mannschaft regnete. Diese tat aber das einzig Richtige - sie provozierte artig zurück und brachte die Gegenstände auf dem Luftweg "return to sender". Wie es in den Wald ruft.. :-)

Beim Abströmen in Richtung Parkplätze dann das altbekannte Bild: Im Stadion Polizei ohne Ende, doch kaum war man außer der Reichweite des Glücksgases, stand man schon recht alleine in einem dankbar wartenden Pulk Dynamos. Die Sicherheitskonzepte würde ich gerne mal sehen - heute dauerte es zumindest auch nicht lange, bis die ersten Braunschweiger in Konflikte verwickelt waren. Bis auf ein paar Ausnahmen konnte man dem ganz gut entgehen, auch wenn unsere "Verluste" nach Klärung durch die Polizei wieder eingesammelt werden konnten. Schlimmer erging es dagegen einem anderen Fanclub, der seine Fahne verlor - Glückwunsch, hat die böse Randaleszene in Dresden also den nächsten Normalofanclub überfallen..

Für die Rückfahrt hatte Henning den brunsviga-Nils und einen Freund als neue Mitfahrer gewonnen, die dann auch gleich mal die letzte Reihe für sich beanspruchten. Clemens und Simon nahmen das dann einfach mal zur Kenntnis, bei mir zeigten sich arge Müdigkeitserscheinungen, die in brachiale Kopfschmerzen ausarteten, so dass mein Platz unantastbar blieb. Braunschweig wurde also ohne weiteren Bierkonsum, dafür mit Wasser und Haribo-Tüte, erreicht und tatsächlich zeigten beide Heilmittel gar nicht so schlechte Wirkung. Die Fahrradfahrt ab dem Hause Bauer klappte also quasi auf Notstrom, ehe man im Mastbruch - nicht ganz unglücklich :-) - frühzeitig auf der Couch eindöste..

EIN SPIEL VORBLÄTTERN | ZURÜCK ZUM INHALT | EIN SPIEL ZURÜCKBLÄTTERN
-> Hier könnte (Schleich-)Werbung von Wolters stehen! ;-) <-