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„Heimspiel in Wehen äh Wiesbaden“

 

SV Wehen-Wiesbaden 0:2 (0:0) Eintracht Braunschweig
11.02.2011, 19.00 Uhr, BRITA-Arena (Wiesbaden), 5.080 Zuschauer

Das zweite Freitagsspiel der Rückserie stand also an und damit auch ein echter Prüfstein: Die Reise sollte zum SV Wehen nach Wiesbaden gehen, dem netten Getränkefilterverein mit seiner Stahlrohrbutze von nebenan. Was hier etwas zynisch und vielleicht sogar böswillig klingt, hat leider einen gar nicht so unwahren Kern, die Wehener verfügen dank der Firma Brita über nicht unbeträchtliche Geldreserven und streben offenbar demnächst auch einen Wiederaufstieg in die 2.Bundesliga an. Anders lassen sich die Neuverpflichtungen der Herren Kioyo, Brosinski und Masmanidis wohl kaum erklären und die ersten Ergebnisse gaben dem Geldsegen auch durchaus recht: Wehen rückt Offenbach langsam gefährlich nahe und rangiert auf Platz vier. Die eins haben zwar bekanntlich immer noch die Guten inne, aber immerhin kassierte man gegen den SVWW auch seine bisher einzige Heimniederlage - trotz Warnung von Lieberknecht, der die tatsächlichen Stärken der Taunus-Kicker als Einziger wirklich treffend erkannt hatte. Unangenehme Vorzeichen also, die natürlich im krassen Gegensatz zu den durchaus angenehmen Vorzeichen im Ballerbus standen: Die zuletzt alkoholdepressiven Clemens und Henning hatten ihren Durst wiedergefunden und beide spontan in je eine Geburtstagskiste investiert. Zwei mal eins macht zwei und somit war die Versorgung erstmal sichergestellt und entsprechend fröhlich ging es direkt vom Hauptbahnhof aus zu Voets. Genutzt wurde dafür erstmals die Straßenbahn und damit wurde auch erstmals ein Spaziergang von der Haltestelle HEH-Kliniken fällig - an für sich nichts besonderes, wenn die Haltestelle nicht mitten in der A395 liegen würde. Eine Erfahrung also mehr, natürlich alles unbeschadet überstanden und also rein in den Bus. Dort dann ein etwas ungewohntes Bild, Simon und Melse nahmen neben dem Fahrer Holgi vorne Platz, Maik und Nadine entsprechend in der Mitte und neben Rocky, der aber heute keinem von beiden näher kommen sollte - soviel vorneweg :-).

Kaum war die Autobahn erreicht ploppten dann auch insbesondere beim Stadionfan die Biere, da war wohl offenbar Notstand ausgebrochen. Ansonsten verlief die Fahrt aber gewohnt routiniert und mit allerlei Gequatsche - Simon hatte ein Interview mit unserem neuen Freund Maschmeyer mitgebracht (*****-****** *** *****!!) und erzielte damit natürlich den gewünschten Effekt. Auf der Gegenspur bildete sich derweil ein wahrer Mega-Stau - ein Glück, dass wir da erst in ein paar Stunden langmussten. Desto näher man dem Tagesziel dann kam, desto unruhiger wurde erfahrungsgemäß die Besatzung, jeder hatte den direktesten Anfahrtsweg parat - Holgi löste alles aber souverän und wir parkten an einer Turnhalle in unmittelbarer Stadionnähe. Dort teilte sich dann die Besatzung, während Henning und ich schon mal in Richtung Stadion gingen, verblieben die anderen am Bus und brauchten so die Zeit auf. Mir war aber insbesondere die Lösung der Ticketfrage (ermäßigt sollte es ja schon sein) nicht unwichtig und außerdem traf man auf dem Vorplatz natürlich wieder eine nicht unbeträchtliche Menge bekannter Gesichter und konnte auch hier seine Restbiere unter den kritischen Blicken vom Fanprojekt-Praktikanten vernichten :-).

Die Einlasskontrollen gestalteten sich dann als etwas nervig, zwar wurde meine schicke Marzipan-Tasche nicht als Rucksack anerkannt und entsprechend nicht behelligt, dafür sollte aber auf einmal kein Platz mehr für die ja wirklich überdimensionierte Schwedenfahne im Gästeblock sein. Dass ein Pufferblock aber eben für überschüssige Zaunfahnen geeignet ist, musste sich der Anabolika-Ordner von seinem nicht minder stämmigen Chef dann erstmal erklären lassen - wie später zugegeben wurde, waren nicht wenige FFM-Hauer unter der Ordnertruppe. Drinne waren Mann und Banner aber dennoch und somit konnte zusammen mit den Elchen in Ruhe geflaggt werden, ehe man seinen Platz im Block einnahm. Eintracht hatte heute deren zwei bekommen, wobei sich die üblichen Verdächtigen (Cattiva, Allesfahrer, ...) wie von selbst in einen Block fanden. Soll auch recht sein, die Stimmung sollte heute ohnehin zu den eindeutig besseren Auftritten in der Fremde gehören. Zum Intro gab es aber bis auf die üblichen Schwenker und lautstarke Anwesenheitsbekundungen nicht viel - auf der Heimseite das gleiche Bild nur ohne Schwenker und ohne die Anwesenheitsbekundungen ;-). Etwas über 5.000 Zuschauer sollten es am Ende gewesen sein - zieht man davon die locker 700 Braunschweiger ab, kann man sich das Wehener Gesamtbild von selbst erschließen. Grund genug also, den Retortenverein mal schön in die Schranken zu weisen - und das Schöne ist: Genau so kam es! Eintracht spielte von der ersten Minuten an ein intensives Pressing, wie ich es selbst nicht erwartet und auswärts bisher selten gesehen habe. Auch wenn Schiri-Gott Marcus Schmidt (die Frau von Peter Gagelmann) ab und zu nochmal etwas verquer pfiff - an der Eintrachtleistung konnte auch er nichts rütteln und so rieb man sich schon etwas verwundert die Augen, als Kumbela kurz vor der Pause auf einmal frei durch war und eigentlich nur noch hätte vollenden müssen. Tat er aber nicht und somit blieb es bei torlosen 0:0, wobei auch die Internet-Livestreamgucker vom Hessischen Rundfunk recht begeistert waren.

Nach dem Seitenwechsel spielten die Gastgeber dann auf "unser" Tor, was uns zwar Francis Kioyo etwas näher brachte (dem Gagelmann und dem Schmidt ihnen ihr Sohn ;-)), letztendlich sollte Kioyo aber wenig bis gar nicht auffallen. Anders machte es da schon Eintracht, die durch Domi Kumbela dann endlich (59.) in Führung gehen konnten. So arrogant das klingt, aber das ging durchaus in Ordnung und entsprechend euphorisiert fiel dann auch der Torjubel aus. Nicht nur ich durfte mich über eine biergetränkte Jacke (es gab entgegen aller Prognosen Vollbier!) freuen - es sei in diesem Moment alles verziehen. Die Stimmung kochte über - wiegesagt, selten so erlebt. Die 67. Minute wurde von einer blau-gelben Wand zu einer echten Schallmauer und lief einem wirklich eiskalt den Rücken runter - solche Momente machen das Auswärtsfahren fahrenswert! Man bangte mit stetigem Blick auf die Anzeigetafel und verpasste so beinahe die 89. Minute: Bellarabi tankte sich in seiner unnachahmlichen Art durch und legte den Ball in die Mitte. Da stand Bohl (der pikanter Weise ja erst im Winter aus Wehen gekommen war) völlig frei und schob ein - 2:0 und damit der Sieg!

Es entbrannte der gewohnte Kampf um die besten Plätze am Zaun, wobei ich mir einen Pfosten zu nutze machte und so im Gegensatz zum Basti meine Hände an den Zacken schonen konnte - Basti bekam als Trost vom Clemens dafür ein dickes Küsschen :-). Aber mal ehrlich: Ist das nicht der Wahnsinn? Ich hätte im Vorfeld so ziemlich mit allem gerechnet, nicht aber mit einem Sieg in Wiesbaden. Schmidt als Schiri, die Neuzugänge, das Gesetz, dass man bei solchen Teams halt leider immer verliert - nein, das war einfach nicht zu planen! Völlig losgelöst wurde mit der Mannschaft also gefeiert, die Spieler hatten sogar noch Kraft für einen einstudieten Tanz der Marke Aerobic Grundkurs und ließen sich zurecht hochleben. Begeistert ging es also wieder zurück zum Bus - fast direkt zumindest, zuvor musste man sich noch über die polizeiliche Beweis-Festnahme-Einheit ärgern, welche einen Cattivisten wegen des Zaunbesteigens natürlich dringend belangen musste. Dass der besagte Cattiva-Junge farbig ist, scheint die wohl einzige Erklärung zu sein, wieso nicht alle anderen 20-30 Zaunbesteiger ebenfalls belangt wurden.. Rocky ging derweil am alten Stadion des SV Wiesbaden zwecks Fotoknipsen (die Bilder müssen ja was geworden sein.. :-)) verloren, so dass wir mit ein wenig Verzögerung den Absprung schafften. Die verlorene Zeit wollte Holgi dann in einem ersten Meter-Machen wohl wiedereinholen, so dass er beinahe übersehen hätte, dass sich beide Wolters-Kisten mittlerweile verflüchtigt hatten. Ein Stop musste also her und es wurde freundlich nach dem Bit gebittet - immerhin besser als Krombacher Radler, ne? :-) Irgendwann nachts wurde Braunschweig dann erreicht und für mich ging es vom Hauptbahnhof wieder zurück in den Mastbruch - glücklich und rundum zufrieden :-).

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